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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 40.1917

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Mittenzwey, Kuno: Stanislaus Stückgold, München
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https://doi.org/10.11588/diglit.8539#0362

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Stanislaus Stückgold—München.

STANISLAUS STUCKGOLD. GEMÄLDE »LANDSCHAFT MIT REITER«

fürchtige Hochachtung vor der Korrekt-
heit der Linie. — So ist die Stückgold-
sche Malerei der Ausdruck einer Art
des Sehens, wie Kinder sehen: des Glau-
bens, daß in Kontur und Linie das Sein
der Dinge wesentlich gegeben sei, wäh-
rend Schatten und Töne dem Flüchtigen
und Unwirklichen angehören. Und dieses
Sein erscheint in Stückgolds Bildern in
absoluter Ruhe. Von der Bewegung und
Unrast Van Goghs, von der inneren
Gespanntheit aller Spätgeborenen findet
sich bei Stückgold nichts. In zeitlosem
Fürsichsein liegen die Dinge da. — Wem
die Malerei mühelose Gunst der Sinne,
klärendes Aufschließen der Sichtbarkeit
ist, dem wird dieser pathetische Ver-
weis auf das Geistige vermutlich zu an-
strengend sein. Darüber läßt sich nun
nicht rechten. Jedenfalls aber hüte man
sich, Stückgold damit abtun zu wollen,
als wäre er einfach einer jener zahl-
reichen Mitläufer gewisserBestrebungen,
die gegenwärtig in Mode sind, weil sie
einen Markt haben. Eher wäre es ein
Modetum des Marktes, wenn dieser sich
plötzlich für Stanislaus Stückgold interes-
sieren Sollte.......KUNO MITTENZ WEY.

Bewegungen gemacht werden, ist
ein Minimum an Jahren bereits aus-
schlaggebend. Stückgold ist keiner
mehr von den Jüngsten, die nach
dem Markte drängen. Im reiferen
Alter erst hat er, ursprünglich In-
genieur, sich der Malerei zuge-
wendet und verfolgt seinen Weg
schon eine beträchtliche Reihe von
Jahren. Als Hans Goltz, der ver-
dienstliche Propagator neoideali-
stischer Malerei in München, im
Jahre 1913 zuerst eine Ausstellung
Stückgoldscher Bilder zeigte, stieß
sie im allgemeinen auf stummes
Befremden. Gewiß sind Berührun-
gen mit verwandten Bestrebungen
aufweisbar. Reminiszenzen an Henri
Rousseau, gelegentlich auch an Ma-
tisse, stellen sich dem Betrachter
mühelos ein. Übrigens ist zu be-
merken, daß Stückgold niemals an
expressionistischen Vergewaltigun-
gen namentlich des menschlichen
Körpers teilnimmt. Man muß, um
dem Künstler ganz gerecht zu wer-
den, seine Porträts in Betracht zie-
hen. Hier findet sich eine fast ehr-

STANISLAUS STÜCKGOLD—MÜNCHEN. GEMÄLDE »DIE GELBE BLUME«
 
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