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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 40.1917

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Bachmann, Paul: Psychologie der Kunst, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.8539#0405

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Psychologie der Kunst.

scheinung ist, auf die, näher einzugehen, sich
hier erübrigt. Intelektuell basierte Men-
schen sind die Gelehrten-Naturen, sie eignen
sich — je nachdem die spirituelle Anlage vor-
handen ist — im allgemeinen nicht für den
Künstler, da sie geneigt sind, zuviel Verstan-
desarbeit und Phylosophie in die Kunst hinein-
zutragen, während doch die wahre Kunst
ihre starken Wurzeln im Empfindungs-
leben des Menschen hat, das am besten
entwickelt ist bei spirituellen Naturen.

Es ist sehr interessant und bietet hohen
geistigen Genuß, den Künstler und sein Werk
auf der Grundlage dieser Betrachtung zu prü-
fen. Ein sicheres Auge wird dabei soweit
kommen, daß ihm bei Vertiefung in die Werke
großer Künstler eine klare Vorstellung von
Eigenart und Wesen seines Schöpfers wird,
woraus ein tieferes Verständnis für seine Werke

reifen muß. Wie ein Arzt gleichzeitig Psycho-
loge sein soll, der aus dem Gemütszustand auf
die Krankheit und umgekehrt, aus dem äußeren
Befinden auf die Seele seines Patienten schlie-
ßen muß, so wird dem geübten Auge die Har-
monie zwischen der Persönlichkeit des Künst-
lers und seinem Werke nicht entgehen —, ja
man kann soweit kommen, daß man aus der
Art eines Kunstwerkes untrüglich auf die Per-
son des Künstlers, sein Wesen und seinen
Charakter schließen wird, sodaß wir gleichsam
in eine unsichtbare Verbindung mit dem Künst-
ler treten.

Wenn es mehr als bisher gelingen möchte,
Kunst und Künstler in solch innerem geistigen
Zusammenhang zu betrachten, so würden man-
che Gehässigkeiten und Zwiespälte unter den
Vertretern der verschiedenen „Richtungen" im
Keime ersticken; die Achtung vor jedem Kunst-

LOTTE PRITZEL—MÜNCHEN. »VITRINEN-PUPPE« ANBETENDER ENGEL.

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