Neue Gemälde von Karl Hof er.
PROFESSOR
KARL
HOFER.
»MATROSEN-
BRAUT c
die Zartheit seines Empfindungslebens eher zu
wehren. Von seinen ersten Anfängen an läßt
sich wahrnehmen, wie er nichts so sehr gemie-
den hat als Gebärde oder gar Phrase; wie er
seine Kunst mit einer schweren Körperlichkeit
beladen hat, wie er unablässig zur inneren
Schlichtung strebte, wie sein Werk sich gleich-
sam von selbst beseelt und durchleuchtet hat.
Der stillen, tiefen Verhaltenheit entspricht
auch die malerische Seite seiner Kunst, die
Farbe und der Vortrag. Er liebt das Karge und
Trockene auch hier. Seine Farbe ist bestimmt,
tief tonig und meist sehr trocken gegeben. Sie
hat oft einen sehr schönen Klang. Aber man
möchte sagen, die Farbe dieses Klanges läßt
eher an klingendes Holz denken als an eine
andre tönende Materie, so sehr ist bei aller ver-
schwebenden Delikatesse der farbigen Empfin-
dung das Blühende und Schwellende gemieden.
— Hofer wäre ein Esoteriker zu nennen, wäre
er nicht dem Meisten, was sich heute esoterisch
nennt oder gebärdet, durch seinen Sinn für das
Geheimnis der Verleihung weit überlegen.
Seine Kunst setzt von der äußersten Zartheit
des Seelischen an. Aber sie gibt den Körper
nicht preis. Ihr Hineinhorchen in die Dinge gilt
nicht dem Seelischen oder Geistigen allein. Sie
sucht Wirklichkeit zu erlauschen, Wirklich-
keit als jenen geheimnisvollen Ort, wo Geistiges
und Leibliches sich zum lebendigen, einmaligen
Gebilde vereinigen. Daher ist sie nüchtern und
zart, karg und liebevoll, besonnen und gläubig.
Daher ist sie eine der Stellen, an denen sich
unsre zerfetzte, zerschlagene und verwundete
Welt wieder langsam und schweigend zusam-
menzieht............... WILHELM MICHEL.
PROFESSOR
KARL
HOFER.
»MATROSEN-
BRAUT c
die Zartheit seines Empfindungslebens eher zu
wehren. Von seinen ersten Anfängen an läßt
sich wahrnehmen, wie er nichts so sehr gemie-
den hat als Gebärde oder gar Phrase; wie er
seine Kunst mit einer schweren Körperlichkeit
beladen hat, wie er unablässig zur inneren
Schlichtung strebte, wie sein Werk sich gleich-
sam von selbst beseelt und durchleuchtet hat.
Der stillen, tiefen Verhaltenheit entspricht
auch die malerische Seite seiner Kunst, die
Farbe und der Vortrag. Er liebt das Karge und
Trockene auch hier. Seine Farbe ist bestimmt,
tief tonig und meist sehr trocken gegeben. Sie
hat oft einen sehr schönen Klang. Aber man
möchte sagen, die Farbe dieses Klanges läßt
eher an klingendes Holz denken als an eine
andre tönende Materie, so sehr ist bei aller ver-
schwebenden Delikatesse der farbigen Empfin-
dung das Blühende und Schwellende gemieden.
— Hofer wäre ein Esoteriker zu nennen, wäre
er nicht dem Meisten, was sich heute esoterisch
nennt oder gebärdet, durch seinen Sinn für das
Geheimnis der Verleihung weit überlegen.
Seine Kunst setzt von der äußersten Zartheit
des Seelischen an. Aber sie gibt den Körper
nicht preis. Ihr Hineinhorchen in die Dinge gilt
nicht dem Seelischen oder Geistigen allein. Sie
sucht Wirklichkeit zu erlauschen, Wirklich-
keit als jenen geheimnisvollen Ort, wo Geistiges
und Leibliches sich zum lebendigen, einmaligen
Gebilde vereinigen. Daher ist sie nüchtern und
zart, karg und liebevoll, besonnen und gläubig.
Daher ist sie eine der Stellen, an denen sich
unsre zerfetzte, zerschlagene und verwundete
Welt wieder langsam und schweigend zusam-
menzieht............... WILHELM MICHEL.