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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 53.1923-1924

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W.: Urtrieb der Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.9146#0134

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ALEXANDER KANOLDT, »STILLEBEN« 1916.

BES: DR. E. REDSLOB-BERLIN.

URTRIEB DER KUNST. Es ist Urtrieb der rung unsres Lebensraumes, eine Hinausschie-
Kunst, daß der Mensch in ihr die Welt bung und Verstärkung seiner Außenbefesti-
sich gegenüberstellt. Dieser Urtrieb wirkt noch gungen dar. — Ferner: indem wir uns in der
heute in ihr fort. Was man auch sagen möge Kunst die Welt gegenüberstellen, stellen wir
von der Unabhängigkeit des Künstlers von der zugleich unser Selbst fest. Alles, was wir als ein
Naturvorlage: die Bewältigung eines Stückes wirkliches Du erfahren, umschreibt, erfüllt, be-
Welt spielt immer im künstlerischen Schaffen lebt zugleich unser Ich. Nur am Du, in leben-
eine Hauptrolle. Es ist derselbe Trieb, der uns diger Begegnung erfaßt, stellt das Ich sich fest,
drängt, zu sagen, was uns bewegt. In ihm wirkt Ohne Du gibt es kein Ich. Aber jedes echt er-
das Bedürfnis, sich von einer Sache zu entlasten lebte Du führt auf die Dauer auch zur echten
oder vielmehr über sie Herr zu werden. Das Individualität. Es ist Urtrieb der Kunst, das wer-
Gesagte, das Abgebildete ist von uns begriffen, dende Menschen-Ich an erlebter, erfahrener, an
durchschaut, genossen. Es stellt eine Erweite- tatsächlich begegneter Welt festzustellen, w.

VII. Dezember 1923. 2
 
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