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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 53.1923-1924

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Redslob, Erwin: Volkswirtschaftlicher Wert des Kunstbesitzes
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https://doi.org/10.11588/diglit.9146#0033

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Volkswirtschaftlicher Wert des Kunstbesitzes.

gab Aufträge und beriet sich dabei mit Kunst- wirken auch schöpferisch weiter. Sie schaffen

lern und Handwerksmeistern. So hat die Tat- eine Gesinnung, die nur noch Wertarbeit gelten

sache, daß sich die Sammlerkultur in Deutsch- läßt. Sie wollen von der eigenen Zeit nur noch

land hob, schließlich auch entscheidend auf die Erzeugnisse, die dem Vergleich mit hochwer-

Veredelung auch der gewerblichen und indu- tigern Kunstbesitz standhalten. Sie zwingen zu

striellen Produktion eingewirkt. Aufträgen an Kunst und Handwerk, die in

Aber leider wird dieser Wert alten Kunst- irgendeinem Sinn produktiv wirken,
besitze» und der Wert des Sammlers für das Aber nicht nur das Einzelstück, sondern vor
gesamte wirtschaftliche Leben nicht genügend allem die Sammlung vermag solche Wirkung zu
verstanden. Die Beurteilung erfolgt zu wenig tun, auch wenn sie im Privatbesitz ist. Der
im Hinblick auf das Volksganze, sie erfolgt viel- Sammler ist Forscher, der Sammler spürt
fach nur unter dem Motto, mit dem Tacitus zu suchend und vergleichend den geheimsten Fein-
begründen sucht, warum der Deutsche so viel heiten der Technik nach und entwickelt ein
weniger zustande bringt, als seine Kräfte eigent- Qualitätsgefühl, das von ihm ausweiterwirkt,
lieh erwarten ließen: propter invidiam. Neid Solche Überlegungen sollte man anstellen, um
und Scheelsucht glauben, daß der Besitzer eines endlich jene, selbst in den Gesetzen auftretende
Kunstwerkes dieses Stück stets nur für sich Zusammensetzung von „Kunst, Schmuck und
selber besitzt, sie verstehen nicht die starke, Luxus" zu bekämpfen, die sich als ein Schatten
geistige und in gewissem Sinne auch nationale über die doch von allen Rednerbühnen aus so
Kraft, die jedem Kunstwerk innewohnt. Kaum nachdrücklich geforderte Steigerung der Wert-
eine Form des Besitzes greift so sehr über die arbeit legt. Man sollte auch dem privaten
private Grenze hinaus, als die des Kunstwerks. Kunstbesitz gegenüber dafür sorgen, daß die
Die schöpferische Kraft, die in ihm niedergelegt Bestrebungen des Sammlers um des Wertes
ist, die Fülle von Erfahrungswerten und Tra- willen erkannt werden, den sie in volkswirt-
dition, dieses in handwerklichem Sinne enthält, schaftlichem und kulturellem Sinne haben. —

JOSE DE TOGORES. »STILLEBEN«

MIT GENEHMIGUNG DER GALERIE FLECHTHEIM—BERLIN.
 
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