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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 53.1923-1924

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Ankwicz, Hans: Neue Arbeiten aus der Hanak-Klasse der Wiener Kunstgewerbe-Schule
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https://doi.org/10.11588/diglit.9146#0036

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NEUE ARBEITEN AUS DER HANAK-KLASSE

DER WIENER KUNSTGEWERBE-SCHULE.

Die Wiener Kunstgewerbe-Schule leidet wie gehenden Jahren, wo solche Einkünfte nicht
die meisten Bildungsanstalten in Österreich zur Verfügung standen, mußte man an allen
aufs schwerste unter der Not der Zeit. Der Ecken und Enden sparen und sich beim Unter-
Staat besoldet wohl die Professoren und be- richte mit dem einfachsten und billigsten
streitet die administrativen Bedürfnisse, aber Material bescheiden. Diesen Umstand muß
die Mittel für alle übrigen Erfordernisse der man sich vor Augen halten, um zu verstehen,
Schule müssen von anderer, privater Seite auf- warum die Bildhauerklasse Professor Anton
gebracht werden. Vor allem ist es die „Gesell- Hanaks in letzter Zeit fast ausschließlich in
schaftzurFörderungderKunstgewerbe-Schule", Holz, Stein, Messing- und Eisenblech gearbeitet
welche da durch Widmung von Stipendien und hat. Es war das eben das einzig erschwingliche
Unterstützung unbemittelter Schüler helfend Material, alle edleren Stoffe, wie insbesondere
eingreift, doch tragen auch einzelne Klassen aus Marmor, waren zu teuer und konnten deshalb
eigener Kraft nicht unwesentlich zur Aufrecht- nicht angeschafft werden. Es ist jedoch hoch-
erhaltung des Unterrichtsbetriebes bei. So ent- interessant, wie Prof. Hanak aus dieser Not eine
nehmen wir dem diesjährigen Jahresberichte Tugend gemacht und seine Schüler, indem er
die erstaunliche Tatsache, daß der von Prof. sie auch auf die Eigenart des unedlen Materials
Franz Cizek geleitete Jugendkunst-Kurs aus mit Liebe eingehen lehrte, zu ganz neuen und
dem Ertrage seiner im Auslande veranstalteten überraschenden Lösungen geführt hat. Von
Ausstellungen dem Fonds zur Beschaffung von dem Grundsatze ausgehend, daß das Material
Werkstoffen nicht weniger als 138 Millionen der strengste Erzieher sei, läßt Prof. Hanak
Kronen zuführen konnte, ein Betrag, der die die jungen Leute nicht erst Modelle machen,
Summe der staatlichen Zuwendungen für Lehr- sondern die Arbeit gleich im endgültigen Mate-
zwecke um ein Bedeutendes übertrifft. Damit rial beginnen und fertigstellen. Auf diese Weise
mag für heuer dem Mangel an Arbeitsstoffen lernen sie das Material und die in ihm schlum-
abgeholfen worden sein, aber in den voran- mernden Möglichkeiten aufs genaueste kennen,
 
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