LEUCHTER UND LAMPEN.
Scheich Ibrahim" — sagte das Mädchen —
„darf ich aufstehen und mit deiner Er-
laubnis eine der Kerzen anzünden, die hier auf-
gereiht stehen?" „Ja" — antwortete Ibrahim
— „steh' nur auf, steck' aber nur eine der
Kerzen an." Da stand sie auf und steckte eine
nach der andern an, bis alle achtzig Kerzen
brannten. Dann setzte sie sich wieder.
Nur ed-Din sagte darauf: „Scheich Ibrahim,
wie glücklich bin ich bei dir! Läßt du mich
wohl eine dieser Lampen anzünden?" „Steh'
auf" — sagte Ibrahim — „steck' aber nur eine
Lampe an." Da stand er auf und steckte eine
Lampe nach der andern an, bis alle Lampen
brannten und der ganze Saal zu tanzen schien.
„Ihr seid ausgelassener als ich" — sagte
Ibrahim, den der Wein übermannte, stand dann
auf, öffnete sämtliche Fenster und setzte sich
wieder zu ihnen. Sie zechten und trugen Verse
vor, und der Saal hallte wider von ihrer Fröh-
lichkeit. --Diese Szene der Geschichte des
Ali Nur ed-Din und der Enis el-Dschelis
aus den Märchen „Tausend und Eine Nacht"
enthüllt Sinn und Zweck der Lampen und Leuch-
ter. Darum mag sich daran erinnern, wer Licht-
träger formt, oder sein Heim damit zu schmücken
sucht. Er wird dann nicht verkennen, daß es nicht
allein auf die schöne Gestalt eines Leuchters
und auf die treffliche Ausführung seiner Teile an-
kommt, daß vielmehr auch die Möglichkeit ge-
geben sein muß, in kindlich frohem Spiel den
Rausch zu entflammen und zu genießen, den
das Licht erregt, wenn in verschwenderischer
Fülle es sich ergießt und den Raum zum Tanzen
bringt. Auf mannigfache Art gelangt man dazu,
doch ist die Stärke des Lichtes dafür allein nicht
ausschlaggebend. Die Zunahme seiner Kraft
wird kaum noch erkannt, wenn ein gewisser
Grad der Intensität erreicht ist; mit einzelnen
überstarken, blendenden und erregenden Lam-
pen ist es daher nicht getan. Aber auf die glück-
liche Verteilung der Lichter und auf ihre
Zahl kommt es an, wenn eine freudige, festliche
Stimmung des Raumes erstrebt wird. ... st.
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Scheich Ibrahim" — sagte das Mädchen —
„darf ich aufstehen und mit deiner Er-
laubnis eine der Kerzen anzünden, die hier auf-
gereiht stehen?" „Ja" — antwortete Ibrahim
— „steh' nur auf, steck' aber nur eine der
Kerzen an." Da stand sie auf und steckte eine
nach der andern an, bis alle achtzig Kerzen
brannten. Dann setzte sie sich wieder.
Nur ed-Din sagte darauf: „Scheich Ibrahim,
wie glücklich bin ich bei dir! Läßt du mich
wohl eine dieser Lampen anzünden?" „Steh'
auf" — sagte Ibrahim — „steck' aber nur eine
Lampe an." Da stand er auf und steckte eine
Lampe nach der andern an, bis alle Lampen
brannten und der ganze Saal zu tanzen schien.
„Ihr seid ausgelassener als ich" — sagte
Ibrahim, den der Wein übermannte, stand dann
auf, öffnete sämtliche Fenster und setzte sich
wieder zu ihnen. Sie zechten und trugen Verse
vor, und der Saal hallte wider von ihrer Fröh-
lichkeit. --Diese Szene der Geschichte des
Ali Nur ed-Din und der Enis el-Dschelis
aus den Märchen „Tausend und Eine Nacht"
enthüllt Sinn und Zweck der Lampen und Leuch-
ter. Darum mag sich daran erinnern, wer Licht-
träger formt, oder sein Heim damit zu schmücken
sucht. Er wird dann nicht verkennen, daß es nicht
allein auf die schöne Gestalt eines Leuchters
und auf die treffliche Ausführung seiner Teile an-
kommt, daß vielmehr auch die Möglichkeit ge-
geben sein muß, in kindlich frohem Spiel den
Rausch zu entflammen und zu genießen, den
das Licht erregt, wenn in verschwenderischer
Fülle es sich ergießt und den Raum zum Tanzen
bringt. Auf mannigfache Art gelangt man dazu,
doch ist die Stärke des Lichtes dafür allein nicht
ausschlaggebend. Die Zunahme seiner Kraft
wird kaum noch erkannt, wenn ein gewisser
Grad der Intensität erreicht ist; mit einzelnen
überstarken, blendenden und erregenden Lam-
pen ist es daher nicht getan. Aber auf die glück-
liche Verteilung der Lichter und auf ihre
Zahl kommt es an, wenn eine freudige, festliche
Stimmung des Raumes erstrebt wird. ... st.
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