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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 53.1923-1924

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Hamann, Richard: Alexander Kanoldt
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https://doi.org/10.11588/diglit.9146#0130

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Alexander Kanoldt.

Und nun erst in den Lithographien. Wie in
ihnen innerhalb der strengen Linien des künst-
lerischen Gebäudes Schwarz und Weiß die
letzten Ergiebigkeiten des lithographischen Ma-
teriales, dieser körnigen Kreide herausholen,
dieses Instrument spielen lassen, mit ihm far-
bige Werte hervorholen, die immer bedeuten,
daß sie lithographiert sind, das hat etwas
von der Lithographie schlechthin. Diese Litho-
graphien sind meisterlich wie Kanoldts Kunst
überhaupt, deshalb nicht problematisch, erzieh-
lich, deshalb nicht aufrührerisch. Diese Kunst
ist tiberzeugend, aber nicht kühn. Indem die

Objekte, die er malt, seinem Bilddrange ent-
gegenkommen, den Weg zur reinen Form ab-
kürzen, vermeidet er die scheinbare Grimasse.
Er hat Dicht nötig, dem Bild zuliebe die Men-
schen zu deformieren; deshalb hat das Neue in
seinem Werke etwas Gewinnendes. Es fehlt
die revolutionäre Geste einer neuen Richtung,
dafür spürt man die Leidenschaft des Künstlers
am Werk. Was er schafft, ist nicht ein politi-
sches Manifest, sondern jedesmal ein Bild.

Klar wie seine Kunst ist seine künstlerische
Entwicklung. Wie durch natürliches Erbe vor-
bestimmt, Form und Gestalt allem Proble-

ALEX ANDER. KANOLDT. »STILLEBEN VII« 1923.
BESITZER: ALEXANDER PELTZER—MÜNCHEN.
 
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