Alexander Kanoldt.
alexander kanoldt—kassel. gemälde_>iandscha1't« 1913.
KUNSTHALLE HAMBURG.
matischen der Gesinnung entgegenzuhalten,
ist sein Weg, sind seine Bindungen und Lö-
sungen geradezu normal. Er hat neoimpres-
sionistisch gemalt, wie alle, die mit dem Künst-
lichen und Künstlerischen konstruierter Flächen
und Flecken sich von der Natur lösen wollten
und in dem reinen Klang der Farbe den eigen-
sten Ausdruck des Malers suchten. Er ist dann
von der Verschwommenheit farbsprühender
Flecken und sonnenilimmernder Landschaft zu
radikaler Vereinfachung ganz großer Flächen
und breitumrandender Linien weitergegangen,
hat aber in schwankenden Umrissen und wei-
chen Färbungen noch die Haftung an landschaft-
liches Sehen des Impressionismus bekundet.
Mit stärkerer Hinwendung an stillebenhafte
Dinge und ihre deutliche Nähe hat er dann die
Vereinfachung im Weglassen und die Verschmel-
zung auf der Fläche überwunden, hat die Fülle
des Gegenständlichen und die Fülle farbigen
Reichtums wiedergewonnen in der Vereinfach-
ung durch die bestimmte Geste konstruktiver
Form und die schwebenden Übergänge plastisch
dinghafter Modellierung. Harter Schliff und
prägnante Form sind unmerklich umspielt von
unendlichen Zartheiten farbigen Scheines, der
wie Sonnenlicht auf stählernen Maschinen aus
Unfaßlichstem das Festeste erst werden läßt.
Alexander Kanoldt ist soeben an die Aka-
demie in Kassel berufen worden. Das Lehrbare
seiner Kunst erscheint wie selten geeignet,
Jüngeren den Weg zu bereiten, ist in bestem
Sinne akademisch. Wünschen wir, daß das
Uniehrbare, Eigenste nicht zur Doktrin werde.
£ R-H-
Kunst ist Kompensation des menschlichen
Unvermögens, den Sinn des Lebens zu
deuten. Sie ist die Resignation zur Nachschöp-
fung des Geschöpften. Sie ist nur einer tiefen
Torheit möglich, die ahnt, daß aller Weisheit
zum Trotz doch sie, die Torheit, der höchste
Schluß des Lebens sei. . . wilhelm hausenstein.
Ä
Fanatiker mögen nur eine bestimmte Einstel-
lung künstlerischen Schaffens gelten lassen.
Wer Kunst von innen her versteht und erlebt,
wird ihre vielerlei Arten ebenso lieben können
wie die Mannigfaltigkeit der Blumen, deren Bil-
dungsgesetz aus so verschiedenen Bedingungen
sich entwickelt hat.......... ludwig jltsti.
alexander kanoldt—kassel. gemälde_>iandscha1't« 1913.
KUNSTHALLE HAMBURG.
matischen der Gesinnung entgegenzuhalten,
ist sein Weg, sind seine Bindungen und Lö-
sungen geradezu normal. Er hat neoimpres-
sionistisch gemalt, wie alle, die mit dem Künst-
lichen und Künstlerischen konstruierter Flächen
und Flecken sich von der Natur lösen wollten
und in dem reinen Klang der Farbe den eigen-
sten Ausdruck des Malers suchten. Er ist dann
von der Verschwommenheit farbsprühender
Flecken und sonnenilimmernder Landschaft zu
radikaler Vereinfachung ganz großer Flächen
und breitumrandender Linien weitergegangen,
hat aber in schwankenden Umrissen und wei-
chen Färbungen noch die Haftung an landschaft-
liches Sehen des Impressionismus bekundet.
Mit stärkerer Hinwendung an stillebenhafte
Dinge und ihre deutliche Nähe hat er dann die
Vereinfachung im Weglassen und die Verschmel-
zung auf der Fläche überwunden, hat die Fülle
des Gegenständlichen und die Fülle farbigen
Reichtums wiedergewonnen in der Vereinfach-
ung durch die bestimmte Geste konstruktiver
Form und die schwebenden Übergänge plastisch
dinghafter Modellierung. Harter Schliff und
prägnante Form sind unmerklich umspielt von
unendlichen Zartheiten farbigen Scheines, der
wie Sonnenlicht auf stählernen Maschinen aus
Unfaßlichstem das Festeste erst werden läßt.
Alexander Kanoldt ist soeben an die Aka-
demie in Kassel berufen worden. Das Lehrbare
seiner Kunst erscheint wie selten geeignet,
Jüngeren den Weg zu bereiten, ist in bestem
Sinne akademisch. Wünschen wir, daß das
Uniehrbare, Eigenste nicht zur Doktrin werde.
£ R-H-
Kunst ist Kompensation des menschlichen
Unvermögens, den Sinn des Lebens zu
deuten. Sie ist die Resignation zur Nachschöp-
fung des Geschöpften. Sie ist nur einer tiefen
Torheit möglich, die ahnt, daß aller Weisheit
zum Trotz doch sie, die Torheit, der höchste
Schluß des Lebens sei. . . wilhelm hausenstein.
Ä
Fanatiker mögen nur eine bestimmte Einstel-
lung künstlerischen Schaffens gelten lassen.
Wer Kunst von innen her versteht und erlebt,
wird ihre vielerlei Arten ebenso lieben können
wie die Mannigfaltigkeit der Blumen, deren Bil-
dungsgesetz aus so verschiedenen Bedingungen
sich entwickelt hat.......... ludwig jltsti.