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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 53.1923-1924

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H. R.: Zu den Arbeiten von Eugen Zak
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https://doi.org/10.11588/diglit.9146#0138

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eugen zak--berlin. »landschaft« 1uschmalekei.

ZU DEN ARBEITEN VON EUGEN ZAK.

Die klassizistische Stimmung, die nach dem
Zurückebben der expressionistischen Strö-
mung platzgegriffen hat, wirkt sich bei Eugen
Zak auf leichte, anmutige Weise aus. Gewiß
kann hier nicht die Rede sein von jenem großen
Sieg des Geistes über die Materie, der das
Wesen der echten, erhabenen Klassizität aus-
macht. Aber in gefälligen, graziösen Zügen
schreibt sich bei Zak ein Etwas an Stil- und
Lebensgefühl hin, das in sympathischer Weise
an die klassizistische Haltung einesThorwaldsen,
eines Carstens denken läßt, an jene lächelnde,
dünne Antike der späteren Empirezeit, die
nichts mehr von der Gewalt und Furchtbarkeit
des Altertums, aber noch manches Schätzbare
an geistiger Haltung, an Würde uod Ausge-
glichenheit besitzt. Für diese geistig-stilistische
Haltung ist es charakteristisch, daß bei Zak der
Mensch als isoliertes Wesen auftritt, losgelöst
von der Umgebung, geistig herausgehoben aus
der Umschlingung der Natur. Mit Recht hat
man bemerkt, daß alle idealistische Kunst den
Unterschied des Menschen von seiner Um-
gebung betont, während alle naturalistische
Kunst ihn möglichst innig mit der Natur (Um-
gebung, Landschaft) verbunden darstellt. Auch
ist es eine alte Beobachtung, daß die Vorliebe
für die Linie, das Sehen und Darstellen in
Linien überall da auftritt, wo eine idealistische

Grundstimmung vorhanden ist. Auch dieses
Merkmal ist bei Zak vorhanden, denn auf dem
selbständigen Spielen der Linie, auf dem Reiz
der klaren Überschneidungen, auf dem scharfen,
sprechenden Umriß, auf der schnittigen, ge-
glätteten Form liegt bei ihm sehr viel Ton.
Auch seine Landschaft ist durchaus idealistisch
gesehen, nämlich nicht als etwas im Schwall
der Töne, Reflexe und atmosphärischen Ein-
wirkungen Zerfließendes, sondern als etwas
linear Geformtes, als Architektur und Plastik.

Im übrigen spricht aus Zaks Kunst noch
immer die feine lyrische Empfindung und die
stille, gelassene Trauer. Die kahlen, durch-
geistigten Landschaften erfüllt eine elegische
und doch lächelnde Stimmung, die Räume um
seine Menschen her haben etwas eigentümlich
Eingeschlossenes und Düsteres, aber das Licht,
das auf sie fällt, gibt eine zauberhafte, träume-
rische Helle wie Mondlicht. Zaks Kunst lebt
gleichsam in einem abgeschlossenen Gehege,
sie spricht sanft und schwermütig-tröstend.

Es ist ein Tanzen und Klingen bei aller Me-
lancholie und Verhaltenheit, und besonders in
den kleineren Landschaften kommt etwas zum
Vorschein, was gerade uns Deutsche sehr ver-
traut berührt: eine durchausromantische Grund-
stimmung, etwa nach Art jenes Brentanoschen
Wort: „Schweres Herz hat leichten Sinn." h. r.
 
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