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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 53.1923-1924

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Pfister, Kurt: Hugo Troendle
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https://doi.org/10.11588/diglit.9146#0144

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HUGO TROENDLE.

VON KURT PFISTER.

Seitdem Streit und Widerstreit um Gesinnung
und Richtung des Kunstschaffens abge-
klungen ist, seitdem man eingesehen hat, daß
Werk und Stil keine Angelegenheit bewußter
und laut werbender Programme, sondern viel-
mehr Ergebnis stiller und opferwilliger Arbeit
sein muß, genährt von den Säften lebendiger
Gemeinschaft, eingefügt in den Raum einer mit
dem Schaffenden mitschwingenden, mitleiden-
den Zeit, seitdem beginnt man sich wieder derer
zu erinnern, die abseits vom Marktgetriebe der
Boulevards leben und wirken, wenig genannt
und vielleicht gerade um dessentwillen zu län-
ger dauernder Geltung berufen.

Der Badener Maler Troendle, seit Jahren
in München ansässig und hier im Kreis der
Neuen Secession wirkend, gehört in die Reihe
dieser Maler, die, wenig bekümmert um die
öffentliche Meinung und wenig beachtet von
ihr, eine stille und unablässig voranschreitende
Arbeit leisten. Der Vierzigjährige, der an der
Karlsruher Akademie ausgebildet worden ist,
hat seine eigentlichen Lehrjahre im Paris der

Vorkriegszeit erlebt. Die streng zeichnerischen
Versuche der frühen Jahre, offenbar von dem
Eindruck des Werkes der Schwind, Lugo, Hans
Thoma beeinflußt, haben in Paris unter der
Einwirkung Cezannes und der Impressionisten
eine malerisch gelöste, farbig freie Umdeutung
erfahren. Der freundschaftliche Verkehr mit
Odilon Redon, Maillol, Bonnard, mit dem deut-
schen Künstlerkreis des Cafe du Dome, wo
Pasquin, Purrmann, Großmann, Ahlers-Hester-
mann und andere verkehrten, Studienreisen
nach der Bretagne, Provence und nach Italien
verbreiterten die künstlerische und vitale Basis.
Die Arbeiten dieser Jahre — fast ausschließlich
Landschaften — decken sich nahezu vollkom-
men mit den Zielen und Voraussetzungen des
Impressionismus.

Als dann Troendle in den Kriegsjahren nach
Deutschland heimkehrte, geschah die über-
raschende Wandlung: Die Rückkehr zu dem
linearen Gerüst der Jugendarbeiten, der Rück-
griff auf den Bildbau der Romantiker, dies aber
organisch verwachsen und verschmolzen mit

XXVII. Dezember 1923. 3
 
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