HUGO TROKNDLE. bes; badische kunsthalle Karlsruhe. »HEIMKEHR«
VON DER FREUDE AN DER ARBEIT.
BRUCHSTÜCK AUS EINEM ZWIEGESPRÄCH.
Der Eine: Mich dünkt, daß unsere Zeit seine Jenseitssehnsucht und seine Daseins-
viel schwermütiger ist als frühere Zeiten freude. Sein Gold war mit Blut bespritzt,
es waren. Nicht melancholie-durchdrungener, unseres hingegen ist beschmutzt; sein Leben
nicht trauriger im tiefen, edlen Sinn des Wortes, war aus Weiß und Purpur gewoben, unseres ist
sondern schwermütig im Sinn von Müdigkeit, aus mißfarbenen Lappen zusammengeflickt.
Verzagtheit, von niederdrückender Gewöhn- Der Andere: Damals gab es eben keine
lichkeit der Lebensformen. Die Menschen un- Industrie mit ungeheueren Arbeiterheeren, gab
serer Zeit leiden an Überdruß, Langeweile, ab- es nicht die Millionen unverantwortlich schmäh-
gehetztem Verstand, mißbrauchter Seele, kurz- lieh pauperisierter Menschen,
um an Unbehaglichkeit des Leibes und Gemütes. D e r E i n e: Arbeiterheere? Arme? 0 doch,
Der Andere: Nur unsere Zeitgenossen die gab es schon, nur gab es kein Proletariat,
leiden daran, meinst Du? Ich glaube, daran Auch damals gab es Reiche und Arme, Herr-
litten auch viele Menschen anderer Zeiten, frü- sehende und Dienende, Arbeitende und Müßige,
herer, die nicht weniger verworren waren als Gesunde und Kranke, Glückliche und Leidvolle;
die unsere. Gedenke doch nur des Mittelalters, alle Arten Tätige und Untätige, Nützliche und
Der Eine: Ach jal Natürlich! Das Mittel- Unnützliche gab es damals, genau so wie in
alter! Das sogenannte finstere Zeitalter! Nun; vorhergegangenen und nachfolgenden Zeiten,
ich leugne nicht: das Mittelalter hatte seine nur eben Proletarier gab es in jener viel ver-
Kriege, Greuel, Qualen, Nöte, gewiß; aber es lästerten Zeit nicht. Darauf mußt Du achten,
hatte auch seine starken und tiefdringenden Der Andere: Keine Proletarier? Wieso
Entzückungen,seinelnbrunstundBeglückungen, das? Ist denn der Arme kein Proletarier?
VON DER FREUDE AN DER ARBEIT.
BRUCHSTÜCK AUS EINEM ZWIEGESPRÄCH.
Der Eine: Mich dünkt, daß unsere Zeit seine Jenseitssehnsucht und seine Daseins-
viel schwermütiger ist als frühere Zeiten freude. Sein Gold war mit Blut bespritzt,
es waren. Nicht melancholie-durchdrungener, unseres hingegen ist beschmutzt; sein Leben
nicht trauriger im tiefen, edlen Sinn des Wortes, war aus Weiß und Purpur gewoben, unseres ist
sondern schwermütig im Sinn von Müdigkeit, aus mißfarbenen Lappen zusammengeflickt.
Verzagtheit, von niederdrückender Gewöhn- Der Andere: Damals gab es eben keine
lichkeit der Lebensformen. Die Menschen un- Industrie mit ungeheueren Arbeiterheeren, gab
serer Zeit leiden an Überdruß, Langeweile, ab- es nicht die Millionen unverantwortlich schmäh-
gehetztem Verstand, mißbrauchter Seele, kurz- lieh pauperisierter Menschen,
um an Unbehaglichkeit des Leibes und Gemütes. D e r E i n e: Arbeiterheere? Arme? 0 doch,
Der Andere: Nur unsere Zeitgenossen die gab es schon, nur gab es kein Proletariat,
leiden daran, meinst Du? Ich glaube, daran Auch damals gab es Reiche und Arme, Herr-
litten auch viele Menschen anderer Zeiten, frü- sehende und Dienende, Arbeitende und Müßige,
herer, die nicht weniger verworren waren als Gesunde und Kranke, Glückliche und Leidvolle;
die unsere. Gedenke doch nur des Mittelalters, alle Arten Tätige und Untätige, Nützliche und
Der Eine: Ach jal Natürlich! Das Mittel- Unnützliche gab es damals, genau so wie in
alter! Das sogenannte finstere Zeitalter! Nun; vorhergegangenen und nachfolgenden Zeiten,
ich leugne nicht: das Mittelalter hatte seine nur eben Proletarier gab es in jener viel ver-
Kriege, Greuel, Qualen, Nöte, gewiß; aber es lästerten Zeit nicht. Darauf mußt Du achten,
hatte auch seine starken und tiefdringenden Der Andere: Keine Proletarier? Wieso
Entzückungen,seinelnbrunstundBeglückungen, das? Ist denn der Arme kein Proletarier?