LUCIAN BERNHARD—BERLIN. »MUSIKZIMMER • WOHNZIMMER«
EINE WOHNUNGS-EINRICHTUNG VON LUCIAN BERNHARD.
Lucian Bernhard hat das Glück, von solchen örtlichen Umgebung, sich darstellen möchten; es
Bauherren gesucht zu werden, deren Na- läßt sich trotzdem etwas Gutes daraus machen,
turell dem seinen ähnlich ist. Sie hoffen, in ihm Soll nun aber das Wollen des Architekten
den Architekten zu finden, der ihnen das ge- ganz zurücktreten hinter die Ansprüche der
wünschte Milieu heiterer Lebensfreude schaffen künftigen Bewohner und, wenn ihm schon das
kann, in dem sie nach ihrer Art lebenskünst- „Monologisieren" nicht gestattet werden kann,
lerisch mitwirken wollen, um eine Harmonie zu mit der Aufstellung von mehr oder weniger
erzeugen. Daß hierzu zwei Faktoren sich er- gegliederten und profilierten „vier Wänden"
gänzen müssen, haben manche Architekten der sich begnügen? Nein, es soll mindestens die
verflossenen Zeit eigenwillig mißachtet; siever- zweite Stimme übernehmen und da, wo die
wirklichten, oft freilich in bewundernswerter Lebensfreude der Bewohner und ihrer Gäste
Vollendung, die gestellte Aufgabe nach ihrer lauter zu werden wünscht, frisch und keck zum
persönlichen Vorstellung, überließen aber den Zwiegesang mit ihr sich herauswagen. Das
Bewohnern nicht viel mehr, als in den geschaf- Mittel solcher harmonischer Einfühlung ist die
fenen Räumen eine Art von Staffage zu bilden. Farbe, die nicht nur die gestaltete, sondern
Doch wer Wohnräume einrichten will, muß auch die gelebte Form in passender Abtönung
es gut verstehen, sich auf die Individualität der zu steigern vermag.
Bewohner einzustellen, darf sie nicht in ein Lucian Bernhard versteht sich besonders gut
ihnen fremdes Schema zwingen, sondern soll, auf die Behandlung der Menschen wie auf den
— ohne sich vor Ungeschmack zu beugen, — Klang der Farbe. Er zieht die Register persön-
sie nehmen, wie sie sind, besser noch, wie sie licher Liebenswürdigkeit und bedarf nicht vieler
sich selber denken oder, in Verbindung mit der Proben, um die persönliche Resonanz seiner
XXVII. Dezember 1923. 5
EINE WOHNUNGS-EINRICHTUNG VON LUCIAN BERNHARD.
Lucian Bernhard hat das Glück, von solchen örtlichen Umgebung, sich darstellen möchten; es
Bauherren gesucht zu werden, deren Na- läßt sich trotzdem etwas Gutes daraus machen,
turell dem seinen ähnlich ist. Sie hoffen, in ihm Soll nun aber das Wollen des Architekten
den Architekten zu finden, der ihnen das ge- ganz zurücktreten hinter die Ansprüche der
wünschte Milieu heiterer Lebensfreude schaffen künftigen Bewohner und, wenn ihm schon das
kann, in dem sie nach ihrer Art lebenskünst- „Monologisieren" nicht gestattet werden kann,
lerisch mitwirken wollen, um eine Harmonie zu mit der Aufstellung von mehr oder weniger
erzeugen. Daß hierzu zwei Faktoren sich er- gegliederten und profilierten „vier Wänden"
gänzen müssen, haben manche Architekten der sich begnügen? Nein, es soll mindestens die
verflossenen Zeit eigenwillig mißachtet; siever- zweite Stimme übernehmen und da, wo die
wirklichten, oft freilich in bewundernswerter Lebensfreude der Bewohner und ihrer Gäste
Vollendung, die gestellte Aufgabe nach ihrer lauter zu werden wünscht, frisch und keck zum
persönlichen Vorstellung, überließen aber den Zwiegesang mit ihr sich herauswagen. Das
Bewohnern nicht viel mehr, als in den geschaf- Mittel solcher harmonischer Einfühlung ist die
fenen Räumen eine Art von Staffage zu bilden. Farbe, die nicht nur die gestaltete, sondern
Doch wer Wohnräume einrichten will, muß auch die gelebte Form in passender Abtönung
es gut verstehen, sich auf die Individualität der zu steigern vermag.
Bewohner einzustellen, darf sie nicht in ein Lucian Bernhard versteht sich besonders gut
ihnen fremdes Schema zwingen, sondern soll, auf die Behandlung der Menschen wie auf den
— ohne sich vor Ungeschmack zu beugen, — Klang der Farbe. Er zieht die Register persön-
sie nehmen, wie sie sind, besser noch, wie sie licher Liebenswürdigkeit und bedarf nicht vieler
sich selber denken oder, in Verbindung mit der Proben, um die persönliche Resonanz seiner
XXVII. Dezember 1923. 5