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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 53.1923-1924

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Osborn, Max: Franz Heckendorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.9146#0185

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Franz Heckendorf.

FRANZ HECKENDORF. »RAGUSA • DALMATIEN«

deutschen Glanzes. Sie habenFormelkram und
Konventionen über Bord geworfen und finden
nicht ohne Befriedigung, daß man, gerade wenn
die äußeren Ansprüche des Lebens herabge-
schraubt sind, sich den mitstrebenden Zeitge-
nossen näher fühlt. Die Geselligkeit wurde
wieder auf einen Austausch der Gedanken, der
Pläne, der Hoffnungen, auch der Sorgen gestellt.
Und das Reisen ward wieder eine Angelegen-
heit von Bedeutung. Etwas von den Stimmungen
und Lebensformen aus den Jahrzehnten der
ästhetischen Tees ist neu lebendig geworden.
Und, man traut seinen Augen nicht, es finden
sich auch wieder hier und dort ein paar be-
freundete Künstler zusammen, die zusammen
hinausziehen, um Herz und Auge zu weiten.

So kam es, daß im vergangenen Frühsommer
drei Berliner Maler: Franz Heckendorf, Eugen
Spiro und Ludwig Batö, den Atelierplan aus-
heckten, gemeinsam die Koffer zu packen, Lein-
wand und Kartons zusammenzurollen, Skizzen-
bücher zu verstauen, Kohlenstifte und Aquarell-
kästen ins Bündel zu schnüren und ein neues
Stück Welt anzupacken. Man lugte nach Dal-
matien aus. Über München ging es nach Triest,
und von da zu Schiff und per Bahn weiter süd-
östlich. Jene bunte und schimmernde Welt,
wo Italien und Balkan, Antike und Orient sich

begegnen, wollte man „in die Hand nehmen".
— Glückselig streifte man durch Städte und
Dörfer, über Buchten und Gebirge. Lachende
Herrlichkeit tat sich auf. Im Jubel der südlichen
Schönheit steigerte sich Lebensgefühl und Ar-
beitskraft. Man hantierte, man schuftete mit
Feuereifer und Leidenschaft. Malte vor der
fremden Natur, die zum ersten Mal ihre Wunder
enthüllte, Bild auf Bild. Notierte sich mit leuch-
tendem Blick Motiv auf Motiv, prägte sich das
Sonderwesen des unvergleichlichen Landes ein,
um später zu Hause, in Berlin, Gemälde daraus
zu formen. Man hielt dabei gute Freundschaft,
trennte sich am Tage und suchte auf eigne Faust
lockende Themata, fahndete auf besondere Auf-
gaben, die dem Eigenwillen des Einzelnen ent-
gegenkamen, und traf sich nach getaner Arbeit
des Abends bei dunklem Wein und italienisch-
österreichisch-levantinischem Mahl. Wer denkt
nicht an die Künstlerfahrten jenes vergangenen
Jahrhunderts, da die deutschen Maler Italien
überschwemmten und in Freundesrudeln bald
hier, bald dort auftauchten — bis zu dem sera-
phisch gestimmten Kreise der Brüder von San
Isidoro!

Nun, da der Herbst ins Land kam und die
„Saison" begann, will sagen die übliche Aus-
stellungszeit, zeigt man die Früchte der gemein-
 
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