Kunst und Yoga.
dein), so vermag er sie nicht zu zeichnen." — seines Hauses vollkommen bekannt und geläufig
Von hier aus wird die indische Anschauung ver- war. Aber ehe er an die Abfassung des Ramayana
ständlich, daß, wie die Liebe eine Wirklichkeit ging, suchte er sich den Inhalt dieser Geschichte,
ist, bewirkt durch den Liebenden, oder wie die die er bewußterweise durchaus beherrschte,
Wahrheit eine Wirklichkeit ist, bewirkt durch aus dem Bewußtsein vor das innere Auge zu
den Denker, so auch die Schönheit eine Wirk- bringen. „Er setzte sich nieder, das Antlitz
lichkeit ist, bewirkt durch den Künstler. Kunst gegen Osten gewandt, trank Wasser in kleinen
und Religion erscheinen dann als Namen für Schlucken nach der Regel und versenkte sich
dieselbe Erfahrung: Schauung der Wirklich- in die Yoga-Betrachtung seines Gegenstandes,
keit und der Einheit. Hier begegnet sich Indien Infolge seiner Beherrschung des Yoga sah er
mit dem Neuplatonismus, mit Hsieh-Ho, mit klar vor sich Rama, Lakshmana und Sita, ferner
Goethe, mit Schiller, mit Blake, Schopen- Dasharatha mit seinen Frauen, in seinem Reich,
hauer, Croce u. a. Es ist eine theopanistische redend, lachend, handelnd und sich regend wie
Anschauung. Sie fußt auf der Überzeugung im wirklichen Leben . . . Durch die Macht des
von der Allgegenwart des Wirklichen und von Yoga betrachtete dieser Gerechte alles, was
der Weltverschlungenheit des Absoluten. — geschehen war und was in Zukunft geschehen
Ganz ausgezeichnet weist die Geschichte der würde, wie eine Myrobolan-Frucht in seiner
Entstehung des Ramayana, jenes großen indi- Faust. Und nachdem er alles wahrhaft gesehen
sehen Heldenliedes, auf die „Kunst als Yoga" hatte durch die Gewalt seiner Versenkung, be-
hin. Es wird erzählt, daß dem Verfasser dieses gann der edelmütige Weise, die Geschichte des
Gedichtes, Valmiki, die Geschichte Ramas und Rama zu erzählen."...... wilhklm michel.
GEORG KOLBE. »NEREIDE« KLEINPLASTJK 1923.
dein), so vermag er sie nicht zu zeichnen." — seines Hauses vollkommen bekannt und geläufig
Von hier aus wird die indische Anschauung ver- war. Aber ehe er an die Abfassung des Ramayana
ständlich, daß, wie die Liebe eine Wirklichkeit ging, suchte er sich den Inhalt dieser Geschichte,
ist, bewirkt durch den Liebenden, oder wie die die er bewußterweise durchaus beherrschte,
Wahrheit eine Wirklichkeit ist, bewirkt durch aus dem Bewußtsein vor das innere Auge zu
den Denker, so auch die Schönheit eine Wirk- bringen. „Er setzte sich nieder, das Antlitz
lichkeit ist, bewirkt durch den Künstler. Kunst gegen Osten gewandt, trank Wasser in kleinen
und Religion erscheinen dann als Namen für Schlucken nach der Regel und versenkte sich
dieselbe Erfahrung: Schauung der Wirklich- in die Yoga-Betrachtung seines Gegenstandes,
keit und der Einheit. Hier begegnet sich Indien Infolge seiner Beherrschung des Yoga sah er
mit dem Neuplatonismus, mit Hsieh-Ho, mit klar vor sich Rama, Lakshmana und Sita, ferner
Goethe, mit Schiller, mit Blake, Schopen- Dasharatha mit seinen Frauen, in seinem Reich,
hauer, Croce u. a. Es ist eine theopanistische redend, lachend, handelnd und sich regend wie
Anschauung. Sie fußt auf der Überzeugung im wirklichen Leben . . . Durch die Macht des
von der Allgegenwart des Wirklichen und von Yoga betrachtete dieser Gerechte alles, was
der Weltverschlungenheit des Absoluten. — geschehen war und was in Zukunft geschehen
Ganz ausgezeichnet weist die Geschichte der würde, wie eine Myrobolan-Frucht in seiner
Entstehung des Ramayana, jenes großen indi- Faust. Und nachdem er alles wahrhaft gesehen
sehen Heldenliedes, auf die „Kunst als Yoga" hatte durch die Gewalt seiner Versenkung, be-
hin. Es wird erzählt, daß dem Verfasser dieses gann der edelmütige Weise, die Geschichte des
Gedichtes, Valmiki, die Geschichte Ramas und Rama zu erzählen."...... wilhklm michel.
GEORG KOLBE. »NEREIDE« KLEINPLASTJK 1923.