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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 53.1923-1924

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Osborn, Max: Bruno Krauskopf
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https://doi.org/10.11588/diglit.9146#0254

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BRUNO KRAUSKOPF.

VON MAX OSBORN.

Im jüngeren Berliner Sezessionistenkreise son-
derte sich, als die Trennung der Corinthia-
ner von den Liebermannianern geschah, eine
Gruppe eigentümlich verwandter Begabungen
ab. Es war ein Kreis frischer und gesunder
künstlerischer Menschen, die mit einer frohen
Unbefangenheit darauflos malten und sich ge-
wiß um keine künstlerischen Theorien, Rich-
tungen und Methoden kümmerten, die aber,
ohne daß sie es beabsichtigen, in der modernen
Systematik eine ganz bestimmte Stellung ein-
nahmen. Heckendorf, von dem erst jüngst in
diesen Heften die Rede war, gehörte dazu; dann
Kohlhoff und vor allem Bruno Krauskopf. Sie
hatten den übermächtigen Einfluß des Berliner
Impressionismus noch deutlich in den Gliedern.
Sie waren zu gleicher Zeit von darüber hinaus-
weisenden Bestrebungen der expressionisti-
schen Kreise mitgerissen. Vermutlich machten
sie sich über das eine so wenig Gedanken wie
über das andere. Aber die Tatsache bleibt
bestehen, daß sie sich mit ihren sehr persön-

lichen Leistungen einen Platz zwischen den
Parteien eroberten. Sie verachteten nicht die
Tradition der behutsam wägenden Tonmalerei.
Sie hatten genug von Sievogt, von Corinth und
auch von Kokoschka gesehen, um den Wert
sorgfältiger Farbstufungen und die Ausdrucks-
kraft breiter Strichlagen zu erkennen. Aber
ihr Auge war, wie das ihrer ganzen Generation,
nicht auf den Gesamteindruck des Naturaus-
schnitts eingestellt, sondern auf die Erforschung,
Hervorhebung und Betonung des Wesentlichen.

Akademische Schulung hat bei ihnen allen
keine Rolle gespielt. Krauskopf, der 1892
in Marienburg in Westpreußen geboren und
schon als Kind nach Berlin gekommen war, hat
nur kurze Zeit als Schüler an der Unterrichts-
anstalt des Kunstgewerbemuseums zugebracht
— hauptsächlich, wie er mir einmal schrieb,
„um Modelle zu haben und einen geheizten
Arbeitsraum". Das Entscheidende gewann er
nicht durch Unterweisung, sondern durch die
Hingabe, die er darauf verwandte, sich mit der
 
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