Neue Arbeiten von Julius Hüther.
JULIUS HÜTHER—MÜNCHEN. GEMÄLDE »LANDSCHAFT«
blutigeren Oberbayern seine eigne Note gab —
folgte er mit seinen starken Instinkten der ge-
sunden und kultivierten Malererziehung, die in
München Tradition war. Sie war gewiß ein-
seitig, wenn man will: malerische Darstellung,
Bildauffassung und dergleichen, kurzum Hand-
werk. Dies Handwerk bedeutet nichts, kommt
es in die Hände eines kalten Virtuosen: ihm
wurde es die Basis einer schon jetzt schwer
übersehbaren Vielseitigkeit, einer Elastizität,
an die keiner seiner Mitstrebenden heranreichte.
Er zeigte in den zehn Jahren, da ihn die Öffent-
lichkeit kennt, Jahr um Jahr eine immer ver-
änderte, immer reifere Ausbeute.
Diese Veränderungsfähigkeit hat ihre Nach-
teile gehabt. Hätte Hüther die Stoffe und die
Farbenskala seiner ersten Jahre zu einer Spe-
zialität gemacht, — und wie nahe lag in Mün-
chen dieser Gedanke, — so kennte ihn heute
jeder in Deutschland. So schritt er von der
schwerenTechnik, in der er seine ersten Mönchs-
bilder, Bildnisse, Figuren malte, zu den brau-
nen, versengten Landschaften des Trentino, zu
den sonneumwehten Akten, zu den Porträts
der Mulatten, Neger, Neuseeländer, zu den
großen Pferde-Darstellungen. Jede einzelne
Reihe dieser Arbeiten bedeutete einen Erfolg.
Und stellt man ein Bild der ersten Zeit neben
eines der neusten, so gewahrt man mit Erstau-
nen die Notwendigkeit, die Einheit inneren Er-
lebens; dieselbe schaffende Kraft, ja dieselbe
Hand bis auf die Vorliebe für ganz bestimmte
Farbenklänge. Alle beruhen auf einer wirk-
lichen Erfahrung vom Leben, der Atem unserer
Zeit durchweht sie, sie sind nur heute denkbar.
Immer wieder fühlt man, daß jedes seiner Bilder
aus dem vollen Genuß der Freiheit und Unab-
hängigkeit in der Spannung zwischen dem Er-
leben und dem zu schafenden Ideal geboren
werden konnte. Dieser Maler konnte sich we-
der spezialisieren, noch dem Publikum Kon-
zessionen machen, er mußte immer wieder im-
provisieren. Hier höre ich jenen wichtigsten
Vorbehalt, der ihm gemacht werden kann: die
Dinge lebten bei ihm nicht intensiv genug; sie
begnügten sich mit einem innerhalb des Bild-
JULIUS HÜTHER—MÜNCHEN. GEMÄLDE »LANDSCHAFT«
blutigeren Oberbayern seine eigne Note gab —
folgte er mit seinen starken Instinkten der ge-
sunden und kultivierten Malererziehung, die in
München Tradition war. Sie war gewiß ein-
seitig, wenn man will: malerische Darstellung,
Bildauffassung und dergleichen, kurzum Hand-
werk. Dies Handwerk bedeutet nichts, kommt
es in die Hände eines kalten Virtuosen: ihm
wurde es die Basis einer schon jetzt schwer
übersehbaren Vielseitigkeit, einer Elastizität,
an die keiner seiner Mitstrebenden heranreichte.
Er zeigte in den zehn Jahren, da ihn die Öffent-
lichkeit kennt, Jahr um Jahr eine immer ver-
änderte, immer reifere Ausbeute.
Diese Veränderungsfähigkeit hat ihre Nach-
teile gehabt. Hätte Hüther die Stoffe und die
Farbenskala seiner ersten Jahre zu einer Spe-
zialität gemacht, — und wie nahe lag in Mün-
chen dieser Gedanke, — so kennte ihn heute
jeder in Deutschland. So schritt er von der
schwerenTechnik, in der er seine ersten Mönchs-
bilder, Bildnisse, Figuren malte, zu den brau-
nen, versengten Landschaften des Trentino, zu
den sonneumwehten Akten, zu den Porträts
der Mulatten, Neger, Neuseeländer, zu den
großen Pferde-Darstellungen. Jede einzelne
Reihe dieser Arbeiten bedeutete einen Erfolg.
Und stellt man ein Bild der ersten Zeit neben
eines der neusten, so gewahrt man mit Erstau-
nen die Notwendigkeit, die Einheit inneren Er-
lebens; dieselbe schaffende Kraft, ja dieselbe
Hand bis auf die Vorliebe für ganz bestimmte
Farbenklänge. Alle beruhen auf einer wirk-
lichen Erfahrung vom Leben, der Atem unserer
Zeit durchweht sie, sie sind nur heute denkbar.
Immer wieder fühlt man, daß jedes seiner Bilder
aus dem vollen Genuß der Freiheit und Unab-
hängigkeit in der Spannung zwischen dem Er-
leben und dem zu schafenden Ideal geboren
werden konnte. Dieser Maler konnte sich we-
der spezialisieren, noch dem Publikum Kon-
zessionen machen, er mußte immer wieder im-
provisieren. Hier höre ich jenen wichtigsten
Vorbehalt, der ihm gemacht werden kann: die
Dinge lebten bei ihm nicht intensiv genug; sie
begnügten sich mit einem innerhalb des Bild-