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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 53.1923-1924

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H. R.: Wer macht die Kunst?
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https://doi.org/10.11588/diglit.9146#0306

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Wer macht die Kunst ?

JULIUS HÜTHER. PRIVATBESITZ: GEREON-HAMBURG. »LANDSTRASSE«

den Künstler ungemein und entscheidend zu vornehmen Kreise für die Antike niemals ein
fördern vermag. Denn der Künstler muß leben Bild wie „Primavera" hervorbringen können."
und außerdem muß er arbeiten, d. h. er braucht Man weiß, daß Rubens eine Leidenschaft für
Aufgaben, die ihn anfeuern und die ihn in seiner Prunk und Lebensgenuß hatte und daß sein
Kunst weiterbringen. Aber die Kunst — die großer Fleiß mit dem Geldbedürfnis zusammen-
macht doch wohl der Künstler, und alles Geld hängt, das sich aus diesen seigneurialen Nei-
und Verständnis sind ohnmächtig, Kunst zu gungen ergab. Dürfen wir deshalb sagen, seine
„machen", wo nicht im großen Menschen das Prunksucht habe seine Kunst „gemacht"?
Künstlertum wohnt, so wie kein noch so unter- Nein, der Künstler, der Schöpfer ist der
nehmungsf roher Kapitalist Gold holen kann aus Schaffende, und der andere, der Auftrag-
einem Boden, der kein Gold enthält. Jenes geber, ist vom Standpunkt der Kunst aus der
Wort enthält also eine echt moderne Verzer- Handlanger, der Geburtshelfer. Keine „Freude
rung und Übertreibung. Wenn der zitierte Auf- am Besitz köstlicher Dinge" bringt auch nur
satz fortfährt: „Botticellis Bilder sind größten- ein Quentchen Kunst hervor. Man kann den
teils für die Landhäuser der jüngeren Medici Künstler durch Not und Hunger erschlagen;
entstanden, ohne die Liebhaberei der vor- man kann ihn durch Verständnis und Aufträge
nehmen Kreise für die Antike, wären Bilder wie gewaltig fördern, aber die Kunst zu „machen",
„Primavera" oder die „Geburt der Venus" un- das ist ihm allein vorbehalten, und die Ehr-
möglich gewesen" — so muß denn jeder Ver- furcht vor dem göttlichen Funken verlieren, der
ständige mit Lächeln sogleich die Umkehrung unbegreiflich in einem Menschen wirkt und
entgegensetzen: „Ohne Botticellis Schöpfertum schafft, das wäre ein Materialismus, vordem
hätte alle Liebhaberei der mehr oder weniger uns der Himmel bewahren möge...... h. e.

XXVII. März 1924. 2
 
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