Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 53.1923-1924

DOI Artikel:
Landsberger, Franz: Neuere Arbeiten von Oskar Moll
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.9146#0312

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
professor oskar moll. »fenster mit laden« 10211.

NEUERE ARBEITEN

von prof. frap

Nach den vielen gequälten Bildern der Mo-
derne, eines meist in Problemen stecken-
gebliebenen Expressionismus, ist es immer
wieder eine Freude, sich in die harmonische
Welt Oskar Molls zu versenken. Hier ist die
Kunst eine natürliche Lebensäußerung; leicht
und mühelos fließt das Schaffen dahin, und
diese glückliche Begabung — glücklich auch in
der Wahl ihm gemäßer Gegenständlichkeiten —
beschenkt den Beschauer mit frohstem Genuß
und heiterster Stimmung. Kommt man aus
seinem Atelier, so glaubt man in einer exotisch-
poetischen Märchenwelt geatmet zu haben, ir-
gendwo im lachenden fruchtbaren Süden ge-
wesen zu sein. Er folgt durchaus dem Sinne
seiner Kunst, wenn er — das zweite Mal in
kürzerer Zeit — wieder nach Italien reist, um
sich aus wahlverwandt-liebenswürdiger Natur
neue Anregung zu holen.

W. Pinder hat an dieser Stelle vor einigen
Jahren in einer meisterhaften Schilderung
Molischen Schaffens die Kunstanschauung des
Malers herausgehoben. Die reinen, unge-
brochenen Farben haben dem Bilde die Fläche

VON OSKAR MOLL.

I landsberger.

zu belassen und müssen in dieser zu ausge-
wogenster Balance gestimmt werden. Wenn
man ein Fortschreiten Molls in seinen letzten
Werken bemerken will, so ist es vielleicht
dieses, daß jener rechnerische Prozeß mehr und
mehr ins Unbewußte zurückzusinken scheint
und der Anschluß an die Natur ein engerer wird.
Das heißt also nicht, daß die künstlerischen Prin-
zipien verlassen werden, denn um die Frische
des Natureindrucks schwingt immer die Gesetz-
mäßigkeit, aber sie werden gleichsam in Duff
gehüllt und verschleiert. Am meisten von dieser
Gesetzlichkeit tritt noch in dem Bilde „Fenster
mit Laden" zu Tage, in dem die geraden Linien
etwas Strenges und Festgefügtes haben und die
Farbenfläche im Ton ausgehalten ist. Im all-
gemeinen zeigen die Bilder seiner letzten Zeit
etwas Vibrierendes; die Farbe ist nüancierter
und zu äußerster Zartheit entwickelt. Alles
scheint mehr den Charakter des Zufälligen zu
tragen und doch spürt man die ordnende Hand
des Meisters, die das scheinbar Lockerste durch
Akzent oder leichtgehaltene Gruppierung ver-
bindet und vor Zerrissenheit schützt. ... f. l.
 
Annotationen