Halle die Burg Troja eine Uuietstadt i 605
Eine Vergleichung der Stellen des Epos, an denen die Worte zi).i?, oViu,
■xbXii £xpi), n^pyano?, ts?x°S und iriiXat vorkommen, hat mich zur Überzeugung
geführt, dass Homer nur von einer einzigen Festuugsmauer und deren Thoren
und Türmen spricht und dass er eine von der Stadtmauer zu unterscheidende
Burgmauer nicht kennt. Die Thore, deren er zwei mit Namen nennt, das skäi-
sche und das dardanische, führen direct ins Freie, nicht etwa von der Burg in
eine Unterstadt.
Worauf stützt sich denn, so wird man fragen, jene gewöhnliche Ansicht,
dass das Troja des Epos neben der Burg eine grosse Unterstadt gehabt habe?
Soviel ich sehe, sind hauptsächlich zwei Gründe hierfür massgebend gewesen.
Erstens scheinen die vielen vom Dichter aufgezählten Bundesgenossen der Troer
das Vorhandensein einer grossen Stadt zu bedingen. Und zweitens trägt man
Bedenken, die Beiworte «supuayuts» («breitstrassig»), und «ui-fa» ('gross*), welche
der Dichter (B 141 und Z 392) seinem Troja beilegt, auf. eine enge Burg zu bezie-
hen; zu einer geräumigen Unterstadt würden sie offenbar besser passen.
Nach der llias (B 803) wohnen allerdings nicht nur alle Troer, sondern auch
die Hilfsvölker in der Stadt. Das ganze troische Heer, Fussvolk und Wagen,
zieht nach Öffnung aller Thore in die Schlacht hinaus (B 8oo\ Selbst bei der
Annahme einer starken Übertreibung der Kriegerzahl, die nach dem Epos zu
etwa 50,000 berechnet werden kann, ist die Unterbringung des ganzen Heeres
in unserer Burg vollständig unmöglich. Selbst der 5. oder gar der 10. Teil die-
ser Zahl würde in der VI. Burg keine Unterkunft gefunden haben. Entweder
wohnten die meisten Krieger ausserhalb der Burg in einer Unterstadt, oder die
Zahlen des Epos sind ganz bedeutend übertrieben. Ich zögere nicht, mich für
das letztere zu entscheiden. Ohne Bedenken glaube ich die Kriegerzahl des Epos
sehr beträchtlich verringern zu dürfen, besonders da die übertriebenen Angaben
sich gerade in solchen Teilen der llias (Troerkatalog und Doloneia) finden, die
nach dem einstimmigen Urteil der Homerforsche!" zu den jüngsten Zusätzen des
Epos gehören (vgl C. Robert, Studien zur llias, S. 572). Die älteren Teile der
llias lassen, wie schon von Anderen bemerkt worden ist, durchaus nicht auf
grosse Heere schliessen, weder bei den Griechen, noch bei den Troern.
Unsere VI. Burg mit einem Flächenraume von rund 20,000 Gm konnte, dar-
über kann jedenfalls kein Zweifel sein, ausser den ständigen Bewohnern nur
wenige Hilfstruppen aufnehmen. War wirklich die Zahl der Troer und ihrer Bun-
desgenossen sehr gross, so müssen die Krieger ausserhalb der Burg gelagert
haben. Ein Lager dieser Art konnte immerhin, ähnlich wie das Schiffslager der
Griechen, mit einer provisorischen Festungsmauer umgeben sein. Aber weder ist
von einer solchen irgend etwas gefunden, noch weiss das Epos etwas von ihr.
Es weiss überhaupt nichts von einer anderen Ringmauer als derjenigen, die das
skäische und dardanische Thor enthielt.
Ganz hinfällig ist der zweite Grund, der für das Vorhandensein einer gros-
sen Unterstadt im Epos angeführt zu werden pflegt: der Hinweis auf die Bei-
Eine Vergleichung der Stellen des Epos, an denen die Worte zi).i?, oViu,
■xbXii £xpi), n^pyano?, ts?x°S und iriiXat vorkommen, hat mich zur Überzeugung
geführt, dass Homer nur von einer einzigen Festuugsmauer und deren Thoren
und Türmen spricht und dass er eine von der Stadtmauer zu unterscheidende
Burgmauer nicht kennt. Die Thore, deren er zwei mit Namen nennt, das skäi-
sche und das dardanische, führen direct ins Freie, nicht etwa von der Burg in
eine Unterstadt.
Worauf stützt sich denn, so wird man fragen, jene gewöhnliche Ansicht,
dass das Troja des Epos neben der Burg eine grosse Unterstadt gehabt habe?
Soviel ich sehe, sind hauptsächlich zwei Gründe hierfür massgebend gewesen.
Erstens scheinen die vielen vom Dichter aufgezählten Bundesgenossen der Troer
das Vorhandensein einer grossen Stadt zu bedingen. Und zweitens trägt man
Bedenken, die Beiworte «supuayuts» («breitstrassig»), und «ui-fa» ('gross*), welche
der Dichter (B 141 und Z 392) seinem Troja beilegt, auf. eine enge Burg zu bezie-
hen; zu einer geräumigen Unterstadt würden sie offenbar besser passen.
Nach der llias (B 803) wohnen allerdings nicht nur alle Troer, sondern auch
die Hilfsvölker in der Stadt. Das ganze troische Heer, Fussvolk und Wagen,
zieht nach Öffnung aller Thore in die Schlacht hinaus (B 8oo\ Selbst bei der
Annahme einer starken Übertreibung der Kriegerzahl, die nach dem Epos zu
etwa 50,000 berechnet werden kann, ist die Unterbringung des ganzen Heeres
in unserer Burg vollständig unmöglich. Selbst der 5. oder gar der 10. Teil die-
ser Zahl würde in der VI. Burg keine Unterkunft gefunden haben. Entweder
wohnten die meisten Krieger ausserhalb der Burg in einer Unterstadt, oder die
Zahlen des Epos sind ganz bedeutend übertrieben. Ich zögere nicht, mich für
das letztere zu entscheiden. Ohne Bedenken glaube ich die Kriegerzahl des Epos
sehr beträchtlich verringern zu dürfen, besonders da die übertriebenen Angaben
sich gerade in solchen Teilen der llias (Troerkatalog und Doloneia) finden, die
nach dem einstimmigen Urteil der Homerforsche!" zu den jüngsten Zusätzen des
Epos gehören (vgl C. Robert, Studien zur llias, S. 572). Die älteren Teile der
llias lassen, wie schon von Anderen bemerkt worden ist, durchaus nicht auf
grosse Heere schliessen, weder bei den Griechen, noch bei den Troern.
Unsere VI. Burg mit einem Flächenraume von rund 20,000 Gm konnte, dar-
über kann jedenfalls kein Zweifel sein, ausser den ständigen Bewohnern nur
wenige Hilfstruppen aufnehmen. War wirklich die Zahl der Troer und ihrer Bun-
desgenossen sehr gross, so müssen die Krieger ausserhalb der Burg gelagert
haben. Ein Lager dieser Art konnte immerhin, ähnlich wie das Schiffslager der
Griechen, mit einer provisorischen Festungsmauer umgeben sein. Aber weder ist
von einer solchen irgend etwas gefunden, noch weiss das Epos etwas von ihr.
Es weiss überhaupt nichts von einer anderen Ringmauer als derjenigen, die das
skäische und dardanische Thor enthielt.
Ganz hinfällig ist der zweite Grund, der für das Vorhandensein einer gros-
sen Unterstadt im Epos angeführt zu werden pflegt: der Hinweis auf die Bei-