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FÜNFTER GESANG
4. erwiderte: „Sage mir die Wahrheit! Wann ist er fortgefahren
und welche auserlesenen Jünglinge Jthakas haben ihn beglei-
tet? Oder waren es etwa seine Knechte und Sklaven? Auch das
wäre ihm zuzutrauen. Und dann laß mich noch wissen, ob er
dir das Schiff mit Gewalt und gegen deinen Willen nahm,
oder ob du es ihm auf seine Bitte freiwillig gabst?“
Noemon, des Phronios Sohn, versetzte: „Ich habe es ihm
650 freiwillig gegeben. Was soll man tun, wenn ein solch hoch-
stehender Mann mit so bekümmertem Herzen bittet? Es ist
schwer, die Bitte abzuschlagen. Jünglinge sind ihm gefolgt,
die nächst uns im Volke die besten sind. Als Führer sah ich
Mentor ins Schiff gehn. Oder war es ein Gott, der ihm in
allem glich? Denn es wundert mich, daß ich den edlen Mentor
gestern früh noch hier sah, und damals ging er doch in See
nach Pylos.“ So sprach er und kehrte zum Haus seines Vaters
zurück. Die beiden aber waren empört in ihrem trotzigen
Sinn; sie ließen die Freier sich versammeln und machten
660 ihrem Spiel ein Ende. Und Antinoos, der Sohn des Eupeithes,
begann: „Schändlich! Telemach hat mit dieser Fahrt eine
übermütige und kühne Tat vollbracht. Wir meinten, er würde
sie nicht wagen. Und nun entwischt uns der Knabe so ohne
weiteres, obwohl wir so zahlreich sind, und rüstet ein Schiff
mit den Besten im Volk. Er wird auch weiter Anlaß zum
Unheil geben. Möge Zeus seine Gewalttätigkeit zu nichte
machen, bevor er zum Manne heranreift! Wohlan, gebt mir
ein schnelles Schiff und zwanzig Gefährten! Ich will in dem
Meer zwischen Jthaka und dem felsigen Samos dem Heim-
670 kehrenden einen Hinterhalt legen und ihn fangen. Die Fahrt
nach dem Vater soll ihm übel bekommen.“ So sprach er. Die
aber lobten, was er sagte, und mahnten zur Tat. Dann er-
hoben sie sich sogleich und gingen in das Haus des Odysseus.
FÜNFTER GESANG
4. erwiderte: „Sage mir die Wahrheit! Wann ist er fortgefahren
und welche auserlesenen Jünglinge Jthakas haben ihn beglei-
tet? Oder waren es etwa seine Knechte und Sklaven? Auch das
wäre ihm zuzutrauen. Und dann laß mich noch wissen, ob er
dir das Schiff mit Gewalt und gegen deinen Willen nahm,
oder ob du es ihm auf seine Bitte freiwillig gabst?“
Noemon, des Phronios Sohn, versetzte: „Ich habe es ihm
650 freiwillig gegeben. Was soll man tun, wenn ein solch hoch-
stehender Mann mit so bekümmertem Herzen bittet? Es ist
schwer, die Bitte abzuschlagen. Jünglinge sind ihm gefolgt,
die nächst uns im Volke die besten sind. Als Führer sah ich
Mentor ins Schiff gehn. Oder war es ein Gott, der ihm in
allem glich? Denn es wundert mich, daß ich den edlen Mentor
gestern früh noch hier sah, und damals ging er doch in See
nach Pylos.“ So sprach er und kehrte zum Haus seines Vaters
zurück. Die beiden aber waren empört in ihrem trotzigen
Sinn; sie ließen die Freier sich versammeln und machten
660 ihrem Spiel ein Ende. Und Antinoos, der Sohn des Eupeithes,
begann: „Schändlich! Telemach hat mit dieser Fahrt eine
übermütige und kühne Tat vollbracht. Wir meinten, er würde
sie nicht wagen. Und nun entwischt uns der Knabe so ohne
weiteres, obwohl wir so zahlreich sind, und rüstet ein Schiff
mit den Besten im Volk. Er wird auch weiter Anlaß zum
Unheil geben. Möge Zeus seine Gewalttätigkeit zu nichte
machen, bevor er zum Manne heranreift! Wohlan, gebt mir
ein schnelles Schiff und zwanzig Gefährten! Ich will in dem
Meer zwischen Jthaka und dem felsigen Samos dem Heim-
670 kehrenden einen Hinterhalt legen und ihn fangen. Die Fahrt
nach dem Vater soll ihm übel bekommen.“ So sprach er. Die
aber lobten, was er sagte, und mahnten zur Tat. Dann er-
hoben sie sich sogleich und gingen in das Haus des Odysseus.