100 II. Abschnitt: Leukas, das homerische Ithaka (W. Dörpfeld)
Syvota-Bucht) liegt, als Landungsplatz in Betracht. Indem Athena den auf unserer
Tafel 2 rot eingezeichneten westlicheren Kurs einschlug, um die Skydi-Bucht zu er-
reichen, rettete sie das Schiff Telemachs vor den bei Arkudi kreuzenden Freiern. Da
das Schiff beim Erscheinen der Morgenröte schon in der Bucht landet, muss Arkudi
noch bei dunkler Nacht passiert worden sein.
Durch die Landung in der Nähe des Gehöftes des Eumaios hatte Athena bei Tele-
mach den Wunsch hervorgerufen, den Oberhirten der Schweine, Eumaios, den treuen
Freund seines Vaters, zu besuchen. Er schickt deshalb das Schiff zur Stadt und geht
selbst zu Eumaios, dessen Gehöft, wie später gezeigt werden soll, wahrscheinlich beim
Dorfe Evgiros gesucht werden darf. Nachdem Telemach das Schiff verlassen hat, fährt
dieses zur Stadt und segelt zunächst an der Südküste von Leukas-Ithaka entlang auf
die Meganisi-Strasse zu. Auf dieser Fahrt, die bei Tageslicht erfolgt, wird das Schiff
von den Wachtposten der Freier auf Arkudi bemerkt, erkannt und verfolgt, hat aber
bereits einen solchen Vorsprung, dass es von dem ihm nacheilenden Schiff der Freier
nicht mehr erreicht werden kann, sondern einige Zeit vor ihm den Stadthafen erreicht
(Od. 16, 322 und 351).
So spielt sich alles, was uns Homer über die Heimfahrt Telemachs, über die Ver-
eitelung des Hinterhaltes der Freier und über die Heimkehr beider Schiffe berichtet,
in einfacher und verständlicher Weise ab, wenn man mit mir annimmt, dass Telemach
selbst während der Seefahrt noch nichts von dem Hinterhalt wusste und diesem nur
dadurch entging, dass Athena selbst als Theoklymenos das Schiff führte und den
Königssohn erst nach der Ankunft in Ithaka über den Mordplan der Freier aufklärte.
Wer Bedenken trägt, mit mir die Göttin Athena in dem Seher Theoklymenos zu
erkennen und das nächtliche Erscheinen Athenas in Sparta und ihre an Telemach
gerichteten Worte zu streichen, der muss dem jetzigen Text der Odyssee folgen und
annehmen, dass Telemach dem Bat der Göttin, exäc, vi\öcov zu fahren, gefolgt sei, sein
Schiff von allen Inseln, also auch von Arkudi-Asteris, ferngehalten habe und dann
in der Skydi-Bucht Ithakas gelandet sei, um den Eumaios zu besuchen. Für mich gibt
es jenes Bedenken nicht. Dass Theoklymenos die Göttin Athena ist und dass diese
selbst in Sparta nicht als Göttin, sondern als Vogel erscheint, halte ich für bewiesen.
Wie man sich aber auch zu dieser Nebenfrage stellen mag, darüber kann meines
Erachtens kein Zweifel mehr bestehen, dass die Uebereinstimmung zwischen Arkudi
und dem homerischen Asteris eine vollkommene ist. Alles, was uns das Epos über die
Freierinsel berichtet, über ihre Grösse und ihre Natur, über ihre Häfen und ihre
Berge, über ihre Lage zwischen Ithaka und Same und doch „mitten im Meer", alles
entspricht so genau der Wirklichkeit, dass für mich persönlich und auch für fast
alle Besucher von Leukas die Insel Arkudi-Asteris zu einer ausschlaggebenden Be-
stätigung der Leukas-Ithaka-Theorie geworden ist.
Allerdings ist mir nicht unbekannt geblieben, dass einige hervorragende Philologen
und Archäologen sich auch jetzt noch gegen die Gleichsetzung von Arkudi mit dem
homerischen Asteris sträuben und den klaren und überzeugenden Tatbestand nicht
anerkennen wollen. Was ich von der Begründung ihrer Ansichten erfahren habe, ist
Syvota-Bucht) liegt, als Landungsplatz in Betracht. Indem Athena den auf unserer
Tafel 2 rot eingezeichneten westlicheren Kurs einschlug, um die Skydi-Bucht zu er-
reichen, rettete sie das Schiff Telemachs vor den bei Arkudi kreuzenden Freiern. Da
das Schiff beim Erscheinen der Morgenröte schon in der Bucht landet, muss Arkudi
noch bei dunkler Nacht passiert worden sein.
Durch die Landung in der Nähe des Gehöftes des Eumaios hatte Athena bei Tele-
mach den Wunsch hervorgerufen, den Oberhirten der Schweine, Eumaios, den treuen
Freund seines Vaters, zu besuchen. Er schickt deshalb das Schiff zur Stadt und geht
selbst zu Eumaios, dessen Gehöft, wie später gezeigt werden soll, wahrscheinlich beim
Dorfe Evgiros gesucht werden darf. Nachdem Telemach das Schiff verlassen hat, fährt
dieses zur Stadt und segelt zunächst an der Südküste von Leukas-Ithaka entlang auf
die Meganisi-Strasse zu. Auf dieser Fahrt, die bei Tageslicht erfolgt, wird das Schiff
von den Wachtposten der Freier auf Arkudi bemerkt, erkannt und verfolgt, hat aber
bereits einen solchen Vorsprung, dass es von dem ihm nacheilenden Schiff der Freier
nicht mehr erreicht werden kann, sondern einige Zeit vor ihm den Stadthafen erreicht
(Od. 16, 322 und 351).
So spielt sich alles, was uns Homer über die Heimfahrt Telemachs, über die Ver-
eitelung des Hinterhaltes der Freier und über die Heimkehr beider Schiffe berichtet,
in einfacher und verständlicher Weise ab, wenn man mit mir annimmt, dass Telemach
selbst während der Seefahrt noch nichts von dem Hinterhalt wusste und diesem nur
dadurch entging, dass Athena selbst als Theoklymenos das Schiff führte und den
Königssohn erst nach der Ankunft in Ithaka über den Mordplan der Freier aufklärte.
Wer Bedenken trägt, mit mir die Göttin Athena in dem Seher Theoklymenos zu
erkennen und das nächtliche Erscheinen Athenas in Sparta und ihre an Telemach
gerichteten Worte zu streichen, der muss dem jetzigen Text der Odyssee folgen und
annehmen, dass Telemach dem Bat der Göttin, exäc, vi\öcov zu fahren, gefolgt sei, sein
Schiff von allen Inseln, also auch von Arkudi-Asteris, ferngehalten habe und dann
in der Skydi-Bucht Ithakas gelandet sei, um den Eumaios zu besuchen. Für mich gibt
es jenes Bedenken nicht. Dass Theoklymenos die Göttin Athena ist und dass diese
selbst in Sparta nicht als Göttin, sondern als Vogel erscheint, halte ich für bewiesen.
Wie man sich aber auch zu dieser Nebenfrage stellen mag, darüber kann meines
Erachtens kein Zweifel mehr bestehen, dass die Uebereinstimmung zwischen Arkudi
und dem homerischen Asteris eine vollkommene ist. Alles, was uns das Epos über die
Freierinsel berichtet, über ihre Grösse und ihre Natur, über ihre Häfen und ihre
Berge, über ihre Lage zwischen Ithaka und Same und doch „mitten im Meer", alles
entspricht so genau der Wirklichkeit, dass für mich persönlich und auch für fast
alle Besucher von Leukas die Insel Arkudi-Asteris zu einer ausschlaggebenden Be-
stätigung der Leukas-Ithaka-Theorie geworden ist.
Allerdings ist mir nicht unbekannt geblieben, dass einige hervorragende Philologen
und Archäologen sich auch jetzt noch gegen die Gleichsetzung von Arkudi mit dem
homerischen Asteris sträuben und den klaren und überzeugenden Tatbestand nicht
anerkennen wollen. Was ich von der Begründung ihrer Ansichten erfahren habe, ist