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https://doi.org/10.11588/diglit.5422#0405
390 X. Abschnitt: Zusammenfassung der Ergebnisse. (W. Dörpfeld)
X. ABSCHNITT
ZUSAMMENPASSUNG DEE EEGEBNISSE
Von Wilhelm Dörpfeld
Nachdem wir die Ithaka-Frage und ihre Geschichte eingehend besprochen und
dabei die Insel Leukas als das wahre Ithaka Homers erwiesen haben, und nachdem wir
weiter die Ergebnisse der Ausgrabungen auf dieser Insel im einzelnen geschildert
haben, sollen zum Schlüsse die wichtigsten Resultate unserer Studien und Grabungen
zusammengefasst werden.
1. Die Insel Leukas oder Leukadia ist wirklich das homerische Ithaka,
die wahre Heimat des Odysseus. Die heutige Insel Thiaki trägt zwar seit drei
Jahrtausenden den Namen Ithaka, hat ihn aber erst in der dorischen Wanderung
dadurch erhalten, dass die Ithakesier, durch die Dorier aus ihrer alten Heimat ver-
trieben, auf der homerischen Insel Same eine neue Heimat gefunden und eine neue
Stadt Ithaka gegründet hatten. Nach dieser Stadt erhielt die Insel Same ihren späteren
Namen Ithaka oder Thiaki. Dass diese Insel aber den Angaben Homers über die
Insel Ithaka, über ihre Lage, ihre Berge, ihre Häfen und ihre sonstigen Landmarken
durchaus nicht entspricht, suchte man bisher durch den Hinweis darauf zu erklären,
dass eine solche Uebereinstimmung gar nicht nötig sei, weil Homer als Dichter das
Recht gehabt habe, die Lage und Gestalt Ithakas frei zu erfinden oder beliebig zu
gestalten. Die Verfasser unserer beiden Epen waren aber, wie die Ausgrabungen des
letzten Jahrhunderts uns gelehrt haben, nicht nur gottbegnadete Dichter, sondern
sie überlieferten uns ausserdem wirkliche Ereignisse und tatsächliche Zustände in
Liedern, die noch an den Höfen der achäischen Könige selbst gesungen worden sind.
Da diese Epen überall, wo eine Prüfung möglich war, die Geschichte, Geographie und
Kultur der achäischen Zeit wahrheitsgetreu schildern, so musste auffallen, dass dies
nicht auch bei Ithaka der Fall war.
Die Lösung dieses Ithaka-Rätsels ergibt sich von selbst, sobald man erkennt, dass
die Insel Leukas die angeblich fehlende vierte Insel Homers ist, nach der die Homer-
forscher seit Jahrtausenden vergeblich suchen. Allerdings behauptete Strabon und
behaupten noch jetzt manche Homerforscher, dass Leukas zur Zeit Homers noch eine
Halbinsel gewesen und erst im 7. Jahrhundert eine Insel geworden sei. Es könne
daher nicht zu den homerischen Inseln des Odysseus gehört haben. Diese Behauptung
ist aber ganz unzulässig, seitdem einerseits die Geologen einstimmig das Gegenteil
lehren und andrerseits die Philologen zugeben, dass Leukas, selbst wenn es zur Zeit
X. ABSCHNITT
ZUSAMMENPASSUNG DEE EEGEBNISSE
Von Wilhelm Dörpfeld
Nachdem wir die Ithaka-Frage und ihre Geschichte eingehend besprochen und
dabei die Insel Leukas als das wahre Ithaka Homers erwiesen haben, und nachdem wir
weiter die Ergebnisse der Ausgrabungen auf dieser Insel im einzelnen geschildert
haben, sollen zum Schlüsse die wichtigsten Resultate unserer Studien und Grabungen
zusammengefasst werden.
1. Die Insel Leukas oder Leukadia ist wirklich das homerische Ithaka,
die wahre Heimat des Odysseus. Die heutige Insel Thiaki trägt zwar seit drei
Jahrtausenden den Namen Ithaka, hat ihn aber erst in der dorischen Wanderung
dadurch erhalten, dass die Ithakesier, durch die Dorier aus ihrer alten Heimat ver-
trieben, auf der homerischen Insel Same eine neue Heimat gefunden und eine neue
Stadt Ithaka gegründet hatten. Nach dieser Stadt erhielt die Insel Same ihren späteren
Namen Ithaka oder Thiaki. Dass diese Insel aber den Angaben Homers über die
Insel Ithaka, über ihre Lage, ihre Berge, ihre Häfen und ihre sonstigen Landmarken
durchaus nicht entspricht, suchte man bisher durch den Hinweis darauf zu erklären,
dass eine solche Uebereinstimmung gar nicht nötig sei, weil Homer als Dichter das
Recht gehabt habe, die Lage und Gestalt Ithakas frei zu erfinden oder beliebig zu
gestalten. Die Verfasser unserer beiden Epen waren aber, wie die Ausgrabungen des
letzten Jahrhunderts uns gelehrt haben, nicht nur gottbegnadete Dichter, sondern
sie überlieferten uns ausserdem wirkliche Ereignisse und tatsächliche Zustände in
Liedern, die noch an den Höfen der achäischen Könige selbst gesungen worden sind.
Da diese Epen überall, wo eine Prüfung möglich war, die Geschichte, Geographie und
Kultur der achäischen Zeit wahrheitsgetreu schildern, so musste auffallen, dass dies
nicht auch bei Ithaka der Fall war.
Die Lösung dieses Ithaka-Rätsels ergibt sich von selbst, sobald man erkennt, dass
die Insel Leukas die angeblich fehlende vierte Insel Homers ist, nach der die Homer-
forscher seit Jahrtausenden vergeblich suchen. Allerdings behauptete Strabon und
behaupten noch jetzt manche Homerforscher, dass Leukas zur Zeit Homers noch eine
Halbinsel gewesen und erst im 7. Jahrhundert eine Insel geworden sei. Es könne
daher nicht zu den homerischen Inseln des Odysseus gehört haben. Diese Behauptung
ist aber ganz unzulässig, seitdem einerseits die Geologen einstimmig das Gegenteil
lehren und andrerseits die Philologen zugeben, dass Leukas, selbst wenn es zur Zeit