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374 IX. Abschnitt: Geschichte von Leukas im Altertum. (B. van Hille)

mag dahingestellt bleiben; sicher ist, dass die Hörer in Kleinasien und in ganz Hellas
ihren Inhalt als die alte Geschichte der griechischen Heimat empfunden haben. Be-
achtenswert und für Homers geschichtliche Zuverlässigkeit höchst wertvoll ist ferner
die festgestellte Tatsache, dass die Odyssee in der westjonischen Inselwelt neben geo-
graphischen Namen, die in der klassischen Zeit noch bestanden, auch solche benutzt,
die dem achäischen Zeitalter angehören und später nicht mehr bestanden. Alle ihre
Angaben treffen zu für die geographischen Zustände der Zeit _vor_ der dorischen
Wanderung. Wir müssen daher mutandis mutatis zurückkehren zu den Ansichten, die
ein Herodot und ein Thukydides über Homer und seine Epen hatten, und sind sogar
in der glücklichen Lage, die homerischen Angaben über die Inseln des odysseischen
Reiches durch die Ergebnisse der Ausgrabungen vervollständigen und kontrollieren
zu können.

2. Die vereinzelten Nachrichten der späteren antiken Schriftsteller über die Insel
Leukadia und ihre Umgebung beruhen teils auf mündlicher oder schriftlicher Tradition,
teils auf Beobachtungen der Alten. Beide Arten der Nachrichten werden allgemein
als wichtige Geschichtsquellen anerkannt und dürfen daher auch von uns ohne Be-
denken zur Wiederherstellung der Geschichte der Insel benutzt werden.

3. Die Ausgrabungen des letzten Menschenalters in Kreta, Mykene, Sparta, Olympia
(um nur einige der wichtigsten Orte zu nennen) haben uns durch ihre Ergebnisse über
die ältesten Kulturen auf Griechenlands Boden in einer Weise belehrt, die man früher
nicht einmal ahnen konnte. Sie setzen uns in den Stand, uns die beiden von Homer
geschilderten Kulturen zu vergegenwärtigen, die im II. Jahrtausend bei den Achäern
bestanden haben, nämlich eine einheimische achäische und eine fremde, importierte
Kultur (Dörpfeld-Rüter, Homers Odyssee, 1924, I, 305). In Bezug auf das home-
rische Ithaka haben die Ausgrabungen ferner bestätigt, dass die Insel Leukadia mit
Recht für die Heimat des Odysseus erklärt werden darf, und dass auf ihr im IL Jahr-
tausend drei verschiedene Bevölkerungen ansässig waren: in der Ebene von Nidri
und an einigen anderen Orten die Achäer Homers, im Innern der Insel an mehreren
Stellen eine ältere vorgriechische Bevölkerung, die nach der literarischen Ueber-
lieferung aus Lelegern bestand, und endlich am Sunde zwischen der Insel und denn
Festlandc wahrscheinlich die Phönikier, die damals die Schiffahrt innehatten. Zu
der Urbevölkerung gehörten vermutlich auch die Kephallenen, die auf der neben
Leukadia liegenden Halbinsel des Festlandes wohnten und nach Homer von Laertes
beherrscht wurden.

Auf Grund dieser drei verschiedenen Quellen, die sich gegenseitig ergänzen, soll
die Geschichte der Insel hier in fünf Abschnitten besprochen werden:

1. Die älteste vordorische Zeit, die Epoche der achäischen Könige.

2. Die dorische Wanderung und die Jahrhunderte bis zur Gründung der Stadt Leukas.

3. Die korinthische Gründung von Leukas und die klassische Zeit.

4. Die hellenistische Epoche.

5. Die Insel unter den Römern. ..._._.
 
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