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B. 1. Leukas ist Ithaka wegen seiner Nähe am Festlande. 85

richten über die Ithaka gegenüberliegende Halbinsel des Festlandes, die dx-rn. rrnetpoio
die mit Ithaka durch eine Fähre verbunden war und dem Odysseus als Platz für die
meisten seiner zahlreichen Viehherden diente.

Das dritte Erkennungszeichen, die Lage Ithakas am meisten nach Westen und die
Lage der anderen Inseln nach Osten, lässt sich durch mehrere Stellen des Epos be-
stätigen. Als Odysseus auf seiner Irrfahrt von der am Westrande der Erde ge-
legenen Insel des Aiolos in seine Heimat zurückkehrte, sah er (Od. 10, 29) von
ferne das Gefilde von Ithaka, weil diese Insel die westlichste seiner heimatlichen
Inselgruppe war. Auch bei seiner Heimfahrt von den Phäaken wird nichts davon
gesagt, dass das Schiff unterwegs an einer anderen Insel seines Reiches vorbei-
fährt; die Phäaken bringen ihn in einer Nacht von Scheria auf Korfu zu seiner
Heimatinsel.

Noch wichtiger ist hier des Odysseus erdichtete Erzählung über seine Fahrt vom
Thesprotenlande nach Ithaka (Od. 14, 334). Er benutzt ein Schiff, das nach Dulichion
segelt, entflieht, als man unterwegs an Ithaka vorbei kommt, und gelangt bald zu
Eumaios. Da das Thesprotenland dem heutigen Epirus entspricht und da demnach die
Fahrt für unsere heutige Karte in nordsüdlicher, für Homer aber, wie wir sogleich
sehen werden, in westöstlicher Richtung verläuft, so ergibt sich aus dieser Erzählung,
dass Homer sich Ithaka östlich von Thesprotien und weiter Dulichion mit den übrigen
Inseln östlich von Ithaka denkt.

Einen ähnlichen Schluss über die Lage Ithakas im Verhältnis zu Same dürfen wir
aus den Angaben Homers über den Hinterhalt der Freier auf der Insel Asteris ziehen.
Die Freier wollten den Telemach töten, wenn er von Pylos nach Ithaka zurückkehrte
und zwar, wie ausdrücklich gesagt wird, bevor er seine Heimatinsel erreichte. Sie
fuhren ihm deshalb entgegen und warteten auf sein Schiff bei der Insel Asteris, in der
Meerenge zwischen Ithaka und Same, weil Telemach aus der Richtung von Same
kommen musste. Homer denkt sich also die Orte Ithaka, Asteris, Same und Pylos
ungefähr in einer Linie, deren Richtung für ihn eine westöstliche gewesen sein muss,
weil er den Telemach mit Westwind von Ithaka nach Pylos fahren lässt. Da das home-
rische Pylos sicher an der Westküste des Peloponnes lag, muss Ithaka nach der Orien-
tierung des Altertums westlich von Same und dieses wieder westlich von Elis und
Pylos gesucht werden.

Ganz im Einklang hiermit steht die vorher schon besprochene Nachricht (Od. 21,
346) über die Lage der vier odysseischen Inseln im Verhältnis zu Elis. Da Telemach
sagt, dass die Freier seiner Mutter teils von Ithaka selbst stammen, teils von den
Inseln, die Elis gegenüberliegen, so darf Ithaka nicht bei Elis liegen, sondern muss
für Homer weiter westlich, für unsere Karte weiter nördlich gegenüber dem akar-
nanischen Festlande und näher beim Thesprotenlande gesucht werden. Ithaka muss
also nach unserer Orientierung die nördlichste der vier Inseln, nach der homerischen
Orientierung aber die westlichste der Inseln gewesen sein.

Schliesslich mag hier noch erwähnt werden, dass auch in dem homerischen Hymnus
auf Apollon Pythios eine ähnliche Auffassung von der Lage Ithakas im Verhältnis
 
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