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296 VI. Abschnitt: Die Einzelfunde der Ausgrabungen. (P. Goessler)

a) Obsidian.

Dies Material ist nur verwendet für Messer, nicht auch für Pfeilspitzen. Durch-
schnittsmaasse der Späne: 0,06 1. und 0,007 br. Sie haben meist dachförmigen Quer-
schnitt, gelegentlich auch eine breite Einfurchung auf der dachförmigen Oberkante.
Zweimal finden sich Sammelfunde: a) im Frauengrab R 1 kamen 18, zum Teil
abgebrochene, Stücke zutage (Big. 63c, 6), dazu zwei ausserhalb des Grabes ver-
lorene , ß) auf dem Brennplatz R 22 fanden sich etwa 30 Stücke ähnlicher Art,
fraglich, ob zu einem Männer- oder Frauengrab gehörend; da aber dort auch eine
Achatperle lag, ist letzteres wahrscheinlicher.

Sodann fanden sich Obsidiane: in je einem Exemplar im Frauengrab R 4 (Big. 63c,
2 unten) und R 13a; in zwei Exemplaren im Frauengrab R 15b (Big. 63c, 3); endlich
je ein Stück auf Brennplatz R 6 und R 24 und im Plattengrab R 24a und zwei Stücke
auf Brennplatz R 4, im Bereich von R 7, wo ein männliches Plattengrab festgestellt
ist, und zwischen R 21 und 22 (vgl. auch Big. 63 c, 1). Wir sehen, dass Obsidian-
messerchen von Frauen, vermutlich am Webstuhl, vielleicht aber auch zur Toilette
etwa zui Entfernung der Haare gerne verwendet wurden.

Der Obsidian ist von der letzten Phase des Neolithikums bis weit in die Bronze-
zeit viel gebraucht worden. Besonders zahlreich wird er aber erst von der mittel-
helladischen Zeit ab. Er wurde wohl hauptsächlich aus Melos ausgeführt und zwar
mehr in Form des Rohstoffs, als in verarbeiteten Exemplaren, die zu zerbrechlich
waren (Mayer, Molfetta, S. 57). Er findet sich neben Steinbeilen z. B. am Südhang der
Akropolis in Athen; (vgl. auch Skias 'Ecp. dpx- 1902, 123ff. mit Abb. 3). Das palae-
ontologische Museum in Athen hat neben Steinbeilen viel Obsidian aus allen Gegenden
Griechenlands, ohne aber dass nähere Fundorte bekannt wären. Er kommt auch schon
in den ältesten Schichten Thessaliens vor (s. Wace und Thompson, Prehistoric Thes-
saly 242ff.; Tsuntas, Dimini und Sesklo 326f.). Auch unser Obsidian stammt zweifel-
los von Melos und reiht sich ein in seine grosse, allgemeine Verbreitung im Mittel-
meer von der spätesten Steinzeit an bis über das Ende der Bronzezeit hinaus und
zwar über Troja, Thessalien, Euboea, Attika, Korinth und Tiryns. Besonders Spata
hat viel Obsidian geliefert. (Vgl. auch Bosanquet, Excavations at Phylakopi 1904,
216ff., besonders 231ff.) Blinkenberg Antiqu. premyc. (= Mem. des ant. du Nord.
1896), 53f. will die Obsidianmesser in den Kykladengräbern für Rasiermesser er-
klären, weil die männlichen Idole ganz gleich den weiblichen seien. Dagegen spricht,
dass die Obsidiane besonders auf Leukas in Frauengräbern vorkommen.

b) Feuerstein.

Am wichtigsten ist ein Sammelfund von 48 breiten, meist dreieckigen Pfeil-
spi tzen aus weissem, gelbem, rotem, und schwarzem Hornstein (Big. 80). Darunter
sind etwa sechs eher als Splitter anzusehende Stücke, die aber doch am Pfeil verwendet
worden sein können. Länge 0,03 bis 0,05, Breite am Bahnende 0,025 bis 0,029, Dicke
0,01. Die blattförmigen Spitzen sind alle ziemlich roh bearbeitet und haben keine
 
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