I. Vie Eroberung Westdeutschlands durch die Römer.
Im Jahre 55 v. Lhr. hat L. Julius Cäsar zum erstenmal ein
römisches Heer auf das rechte Rheinufer geführt. Bisher waren
die Römer nur mit gleichsam entwurzelten Germanenscharen
fern von deren Heimat handgemein geworden. Sie hatten den
Limbern und ein halbes Jahrhundert später den Sueben des
Ariovist gegenübergestanden und die furchtbaren geinde durch
ihre überlegene Kriegskunst schließlich besiegt. Jetzt standen sie
selbst auf germanischem Boden, in einem Gebiet, das seit lange
schon von geschlossenen germanischen Volksmassen bewohnt war.
War Läsars Rheinübergang auch nur ein Oemonstrationszug,
der einstweilen ohne weitere Zolgen blieb, so bezeichnet er doch
den Anfang einer großen Wendung in der Weltgeschichte. Es
beginnt das jahrhundertelange Ringen zwischen Romanentum
und Germanentum, zu dem die Zusammenstöße mit den Lim-
bern und den Sueben nur Vorspiele gewesen waren. Ein Boll-
werk nach dem anderen hat römische Kriegskunst der germanischen
Brandung entgegengetürmt. Immer wieder wird es durch-
brochen, immer tiefer fluten die germanischen wogen ins
römische Reich hinein, immer stärkere Spuren hinterlassen sie
auch nach ihrem Rückgang. Vas römische Reich hatte seinen ge-
fährlichsten Gegner gefunden, den Gegner, dem es schließlich
erlegen ist. Deutschland aber — und das ist für uns das
Wichtigere — tritt mit diesem Augenblick aus dem vunkel über-
lieferungsloser oder doch überlieferungsarmer Zeit in das Licht
der Geschichte und in unmittelbare Beziehungen zur klassischen
Kultur, die es seitdem nie wieder ganz verloren hat. So
bezeichnet Läsars Rheinübergang zugleich auch einen ent-
scheidenden Wendepunkt in der Kulturentwicklung unserer
Heimat und unseres Volkes, und die Zeit der Römerherrschast in
Deutschland macht in ihr vielleicht den bedeutsamsten Einschnitt.
Vie folgenden Seiten können und wollen kein vollständiges
geschichtliches Bild dieser Zeit zeichnen. Ich muß mich schon
wegen der Enge des zur Verfügung stehenden Raumes darauf
beschränken, einzelne Erscheinungen herauszugreifen und an
Im Jahre 55 v. Lhr. hat L. Julius Cäsar zum erstenmal ein
römisches Heer auf das rechte Rheinufer geführt. Bisher waren
die Römer nur mit gleichsam entwurzelten Germanenscharen
fern von deren Heimat handgemein geworden. Sie hatten den
Limbern und ein halbes Jahrhundert später den Sueben des
Ariovist gegenübergestanden und die furchtbaren geinde durch
ihre überlegene Kriegskunst schließlich besiegt. Jetzt standen sie
selbst auf germanischem Boden, in einem Gebiet, das seit lange
schon von geschlossenen germanischen Volksmassen bewohnt war.
War Läsars Rheinübergang auch nur ein Oemonstrationszug,
der einstweilen ohne weitere Zolgen blieb, so bezeichnet er doch
den Anfang einer großen Wendung in der Weltgeschichte. Es
beginnt das jahrhundertelange Ringen zwischen Romanentum
und Germanentum, zu dem die Zusammenstöße mit den Lim-
bern und den Sueben nur Vorspiele gewesen waren. Ein Boll-
werk nach dem anderen hat römische Kriegskunst der germanischen
Brandung entgegengetürmt. Immer wieder wird es durch-
brochen, immer tiefer fluten die germanischen wogen ins
römische Reich hinein, immer stärkere Spuren hinterlassen sie
auch nach ihrem Rückgang. Vas römische Reich hatte seinen ge-
fährlichsten Gegner gefunden, den Gegner, dem es schließlich
erlegen ist. Deutschland aber — und das ist für uns das
Wichtigere — tritt mit diesem Augenblick aus dem vunkel über-
lieferungsloser oder doch überlieferungsarmer Zeit in das Licht
der Geschichte und in unmittelbare Beziehungen zur klassischen
Kultur, die es seitdem nie wieder ganz verloren hat. So
bezeichnet Läsars Rheinübergang zugleich auch einen ent-
scheidenden Wendepunkt in der Kulturentwicklung unserer
Heimat und unseres Volkes, und die Zeit der Römerherrschast in
Deutschland macht in ihr vielleicht den bedeutsamsten Einschnitt.
Vie folgenden Seiten können und wollen kein vollständiges
geschichtliches Bild dieser Zeit zeichnen. Ich muß mich schon
wegen der Enge des zur Verfügung stehenden Raumes darauf
beschränken, einzelne Erscheinungen herauszugreifen und an