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Handwerk und Kunst
Große die deutschen Gebiete umklammert, planmäßig weiteste
Strecken durchzieht und seine Garnisonen verbindet, ist im letzten
Grunde ein Abkömmling des römischen.
V. Handwerk und Kunst.
Mit der römischen Eroberung zog römische Kultur, mit der
römischen Kultur auch der römische Luxus in Gallien und Ger-
manien ein. Über das nackte Bedürfnis hinaus umgibt man sich
auch hier mehr und mehr mit dem ganzen Komfort römischer
Lebensführung, mit Schönheit und Kunst, wie schon die Villen-
bauten gezeigt haben. Gelegentlich der Betrachtung des Handels-
verkehrs und Kulturaustausches konnte ich auch schon daraus
Hinweisen, wie man nicht lange alle diese Bedürfnisse durch
Import aus den fernen klassischen Ländern befriedigte, sondern
wie sehr bald in der Provinz eine rege Tätigkeit beginnt, die
dahin zielt, die importierten Maren durch einheimische zu ersehen
und die Ansprüche einer immer reicheren und üppigeren Lebens-
führung, soweit möglich, auch in der Provinz zu befriedigen.
Als der Römer nach Gallien kam, sand er in dem reichen Lande,
das seit lange Einflüs en aus dem Mittelmeergebiet ausge-
setzt war, ein zwar barbarisches, doch nicht unentwickeltes Hand-
werk vor. So gut wie das Eisen wußte der Kelte in vorzüglicher
Weise die Bronze und das Gold zu bearbeiten, und waren seine
Tongefäße auch vielfach noch aus grobem Material freihändig
ohne Hilfe der Drehscheibe, geformt, so wiesen sie doch — und
mehr noch die Metallarbeiten — einen ausgeprägten Stil, eine
traditionelle Formgebung und ausgebildete technische Eigen-
tümlichkeiten auf. Dem Römer freilich war dies Handwerk
fremd und seinem verfeinerten Geschmack mag es herzlich unge-
schlacht erschienen sein. Mit Behagen mag er die rohen keltischen
und germanischen Töpfe beiseite geschoben und aus seinem
schönen silbernen oder bronzenen oder gläsernen Becher ge-
trunken oder von seinem Terrasigillatateller gespeist haben.
Vas Bedürfnis nach den gewohnten kultivierten Geräten hält
der Händler wach, der emsig bestrebt ist, den Soldaten bis ins
Innere Germaniens hinein immer wieder ihren gewohnten
Hausrat nachzuschaffen.
' Aber die Gallier und die Rheinländer waren betriebsame
Leute und gelehrige Schüler. Auch zu ihnen brachte der Händler
Handwerk und Kunst
Große die deutschen Gebiete umklammert, planmäßig weiteste
Strecken durchzieht und seine Garnisonen verbindet, ist im letzten
Grunde ein Abkömmling des römischen.
V. Handwerk und Kunst.
Mit der römischen Eroberung zog römische Kultur, mit der
römischen Kultur auch der römische Luxus in Gallien und Ger-
manien ein. Über das nackte Bedürfnis hinaus umgibt man sich
auch hier mehr und mehr mit dem ganzen Komfort römischer
Lebensführung, mit Schönheit und Kunst, wie schon die Villen-
bauten gezeigt haben. Gelegentlich der Betrachtung des Handels-
verkehrs und Kulturaustausches konnte ich auch schon daraus
Hinweisen, wie man nicht lange alle diese Bedürfnisse durch
Import aus den fernen klassischen Ländern befriedigte, sondern
wie sehr bald in der Provinz eine rege Tätigkeit beginnt, die
dahin zielt, die importierten Maren durch einheimische zu ersehen
und die Ansprüche einer immer reicheren und üppigeren Lebens-
führung, soweit möglich, auch in der Provinz zu befriedigen.
Als der Römer nach Gallien kam, sand er in dem reichen Lande,
das seit lange Einflüs en aus dem Mittelmeergebiet ausge-
setzt war, ein zwar barbarisches, doch nicht unentwickeltes Hand-
werk vor. So gut wie das Eisen wußte der Kelte in vorzüglicher
Weise die Bronze und das Gold zu bearbeiten, und waren seine
Tongefäße auch vielfach noch aus grobem Material freihändig
ohne Hilfe der Drehscheibe, geformt, so wiesen sie doch — und
mehr noch die Metallarbeiten — einen ausgeprägten Stil, eine
traditionelle Formgebung und ausgebildete technische Eigen-
tümlichkeiten auf. Dem Römer freilich war dies Handwerk
fremd und seinem verfeinerten Geschmack mag es herzlich unge-
schlacht erschienen sein. Mit Behagen mag er die rohen keltischen
und germanischen Töpfe beiseite geschoben und aus seinem
schönen silbernen oder bronzenen oder gläsernen Becher ge-
trunken oder von seinem Terrasigillatateller gespeist haben.
Vas Bedürfnis nach den gewohnten kultivierten Geräten hält
der Händler wach, der emsig bestrebt ist, den Soldaten bis ins
Innere Germaniens hinein immer wieder ihren gewohnten
Hausrat nachzuschaffen.
' Aber die Gallier und die Rheinländer waren betriebsame
Leute und gelehrige Schüler. Auch zu ihnen brachte der Händler