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Dragendorff, Hans
Westdeutschland zur Römerzeit — Leipzig, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.41442#0045
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Militärische und städtische Liedelungen 27
der andere tatkräftige Kaiser sich nicht darauf beschränkte, die
Rheingrenze zu behaupten, sondern hinüberzog ins germanische
Gebiet, die Zeinde im eigenen Lande aufsuchte und ihnen dort
Respekt vor den römischen Waffen beibrachte — zu einer
dauernden Besitzergreifung rechtsrheinischen Gebietes haben diese
Züge nicht mehr geführt.
viereinhalb Jahrhunderte hat das linke Rheinufer, noch etwa
ein halbes Jahrhundert länger, bis etwa 450, das Ukoselgebiet
und Trier dauernd unter römischer Herrschaft gestanden, nur
200 Jahre, zum Teil sogar nur lOO Jahre das rechte. Vas mutz
einen tiefgehenden Unterschied in der kulturellen Entwicklung der
beiden Rheinufer bedingen, auf den hinzuweisen sich in den
folgenden Betrachtungen noch mehrfach Gelegenheit bieten wird.
Links vom Rhein eine unter jahrhundertelanger römischer Herr-
schaft zu reicher Blüte entfaltete Provinz, rechts ein militärisch
besetztes, häufigen räuberischen Einfällen der Germanen aus-
gesetztes Grenzland. Und war dieser Unterschieh schon ein grotzer,
um wieviel grötzer mutz noch die Kluft sein zwischen dem
römischen Germanien und dem Germanien, das dauernd frei-
geblieben. Den Unterschied, den die Jahrhunderte der römischen
Zeit in deutsches Gebiet getragen haben, hat ein Jahrtausend
deutscher Geschichte nicht zu verwischen vermocht. Er wirkt durch
das Mttelalter fort, ja er wirkt in gewissem Sinne bis heute.
II. Militärische und städtische Ziedelungen.
Mt dem römischen Eroberer hat die klassische Kultur ihren
Einzug in Westdeutschland gehalten.
Rom war seit Jahrhunderten von einer Eroberung zur anderen
geführt. Vas Mißverhältnis zwischen Rom und seinem ge-
waltigen Untertanenreiche wurde immer grötzer. Der ganze
Gsten bildete schon seit lange ein grotzes hellenistisches Kultur-
gebiet. vatz man Griechenland, Kleinasien, Aggpten je wirklich
romanisieren könne, glaubte kein Römer. Im Gegenteil: Italien
nicht nur, sondern Rom selbst wurden mehr und mehr helleni-
siert, während die griechischen Gebiete nur rein äußerlich eine
römische «Organisation erhielten. Zür Gallien und Germanien
lagen die Verhältnisse anders, hier war ein grotzes kulturelles
Neuland dem römischen Weltreich gewonnen, für das Italien
auch vermöge seiner Lage die natürliche Vermittlerin der klassischen
 
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