Ländliche Siedelungen
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immer stärker barbarisiert. In Massen siedelt man Germanen
in dem mehr und mehr verödenden Lande an. Und während
hier das gallische Volkstum zersetzt wird, hat sich in dem engen
Zusammenschluß der kultivierten Elemente der Bevölkerung in
den Städten die Romanisierung erst vollständig vollzogen. Inner-
lich gefestigt haben die Städte den Zusammenbruch der römischen
Herrschaft überdauert. Oie germanische Herrschaft, in die sie
übergehen, bringt keine Vernichtung. Venn auch die Germanen
waren andere geworden. Nicht mehr in wildem Beutezug
werfen sich die Kranken auf das Land, sondern sie übernehmen
die Herrschaft, die bisher die Römer innegehabt. Sie über-
nehmen als einen festen Bestandteil dieser Herrschaft auch die
Städte, die mittlerweile längst als Bischofssitze eine weitere
Bedeutung erlangt hatten. So trennt auf dem linken Rhein-
ufer nicht ein scharfer Schnitt das römische Altertum von dem
germanischen Mittelalter, und gerade die Städte sind es ge-
wesen, die hier eine höhere Nultur ins Mittelalter hinüber-
gerettet haben. Bis ins lO. Jahrhundert hinein gibt es auf
deutschem Boden nur Römerstädte, vatz sie aber auf dem
linken Rheinufer bestehen blieben, das; städtische Rultur hier fort
lebte, sicherte diesem eine Überlegenheit über das rechte, die sich
bis tief ins Mittelalters hinein fühlbar macht. Rund 1000 Jahre
ist städtische Rultur, das Erbe der Römerzeit auf dem linken
Rheinufer älter als auf dem rechten, und wenn gerade Mainz,
Löln, Trier kulturell wie politisch durch das ganze Mittelalter
führend bleiben, so ist auch diese ihre Stellung ein Erbe der
Römerzeit.
III. Ländliche Siedelungen.
Vas Bild der Besiedelung des Landes wäre nicht vollständig,
wollten wir nicht neben der militärischen und städtischen Be-
siedelung des Landes auch noch der ländlichen Siedelungen ge- l
denken, weitaus der größere Teil der Bevölkerung der ger-
manischen Provinzen hat in römischer Zeit ländlicher Siedelungs-
weise gehuldigt, während gleichzeitig in Italien das flache Land
mehr und mehr verödete und das Volk sich in den Städten
zusammendrängte. Vie Krage, ob die Germanen von Anbeginn
an die Einzelsiedelung bevorzugten oder ob sie in mehr oder
weniger locker gebauten Dörfern zusammenwohnten, denen man
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immer stärker barbarisiert. In Massen siedelt man Germanen
in dem mehr und mehr verödenden Lande an. Und während
hier das gallische Volkstum zersetzt wird, hat sich in dem engen
Zusammenschluß der kultivierten Elemente der Bevölkerung in
den Städten die Romanisierung erst vollständig vollzogen. Inner-
lich gefestigt haben die Städte den Zusammenbruch der römischen
Herrschaft überdauert. Oie germanische Herrschaft, in die sie
übergehen, bringt keine Vernichtung. Venn auch die Germanen
waren andere geworden. Nicht mehr in wildem Beutezug
werfen sich die Kranken auf das Land, sondern sie übernehmen
die Herrschaft, die bisher die Römer innegehabt. Sie über-
nehmen als einen festen Bestandteil dieser Herrschaft auch die
Städte, die mittlerweile längst als Bischofssitze eine weitere
Bedeutung erlangt hatten. So trennt auf dem linken Rhein-
ufer nicht ein scharfer Schnitt das römische Altertum von dem
germanischen Mittelalter, und gerade die Städte sind es ge-
wesen, die hier eine höhere Nultur ins Mittelalter hinüber-
gerettet haben. Bis ins lO. Jahrhundert hinein gibt es auf
deutschem Boden nur Römerstädte, vatz sie aber auf dem
linken Rheinufer bestehen blieben, das; städtische Rultur hier fort
lebte, sicherte diesem eine Überlegenheit über das rechte, die sich
bis tief ins Mittelalters hinein fühlbar macht. Rund 1000 Jahre
ist städtische Rultur, das Erbe der Römerzeit auf dem linken
Rheinufer älter als auf dem rechten, und wenn gerade Mainz,
Löln, Trier kulturell wie politisch durch das ganze Mittelalter
führend bleiben, so ist auch diese ihre Stellung ein Erbe der
Römerzeit.
III. Ländliche Siedelungen.
Vas Bild der Besiedelung des Landes wäre nicht vollständig,
wollten wir nicht neben der militärischen und städtischen Be-
siedelung des Landes auch noch der ländlichen Siedelungen ge- l
denken, weitaus der größere Teil der Bevölkerung der ger-
manischen Provinzen hat in römischer Zeit ländlicher Siedelungs-
weise gehuldigt, während gleichzeitig in Italien das flache Land
mehr und mehr verödete und das Volk sich in den Städten
zusammendrängte. Vie Krage, ob die Germanen von Anbeginn
an die Einzelsiedelung bevorzugten oder ob sie in mehr oder
weniger locker gebauten Dörfern zusammenwohnten, denen man