Amöneburg
Die Stadt Amöneburg befindet sich in auf-
fallender Lage auf einem langgestreckten,
freistehenden Basaltkegel, ca. 160 m über
der Ohmniederung (Amöneburg = Ohm-
burg). Ihre beherrschende Lage machte sie
bereits in vorgeschichtlicher Zeit zum Mit-
telpunkt der umliegenden Landschaft. Als
Knotenpunkt alter Heer- und Handels-
straßen gewann die Amöneburg zusätzliche
strategische und politische Bedeutung.
In Amöneburg trafen die alten Fernstraßen
vom Rhein nach Erfurt, Magdeburg und
Hamburg zusammen. Die Messestraße von
Köln nach Leipzig und die Langen Hessen
führten an der Stadt vorbei und überquer-
ten bei der Brücker Mühle, am Fuß der
Bergstadt, die Ohm. Ein dort 1762 errich-
teter Obelisk erinnert an den Waffenstill-
stand zwischen den im Siebenjährigen
Krieg um den Ohmübergang (Ohmbrücke
erbaut 1718-22) kämpfenden französi-
schen und vom Herzog von Braunschweig
kommandierten verbündeten deutschen
Truppen. Der Waffenstillstand wurde am
15.11.1762 im Brücker Wirtshaus ge-
schlossen. Die Kontrolle über die Straßen
und die Verfügung über die Zolleinnahmen
waren begehrtes Privileg der Stadtherren.
Nach Verlegung der Straßen nach dem 2 km
nördlich liegenden landgräflichen Kirch-
hain seit 1431 nahm die wirtschaftliche,
strategische und politische Bedeutung der
Stadt ab. Auch die Öffnung der älteren
Straßen im Dreißigjährigen Krieg brachte
keine entscheidende Wendung.
Vermutlich bereits ein spätkeltisches oppi-
dum, d. h. ein befestigter Herrschafts- und
Verwaltungsmittelpunkt, war der Stadtberg
gegen Ende des 7. Jahrhunderts wieder be-
siedelt. Die Amöneburg und die Kesterburg
auf dem Christenberg stellen wichtige mili-
tärisch-politische Zentren der fränkischen
Kolonisation und Christianisierung dar.
Die erste urkundliche Erwähnung als Ama-
naburch erfolgte 721. Im selben Jahr grün-
dete Bonifatius das Michaelskloster. 1120
ging das Kloster in den Besitz der Mainzer
Erzbischöfe über; im 13. Jahrhundert wurde
es aufgelöst.
Die Erzbischöfe von Mainz, nunmehr
Stadtherren, setzten 1273 einen Landvogt
in die erstmals 1165 erwähnte Burg und
machten Amöneburg zum Ausgangspunkt
ihrer gegen die Landgrafschaft Hessen
gerichteten Territorialpolitik. Die katholi-
schen Ämter Amöneburg und Neustadt
zeugen noch heute davon. Seit der ersten
Hälfte des 14. Jahrhunderts fungierte das
Amt Amöneburg als mainzisches Oberamt
im oberhessischen Raum.
Nach mehrfachen Zerstörungen und 1660
erfolgtem Wiederaufbau zerfiel die Burg
nach dem Siebenjährigen Krieg. Sie wurde
um 1830 abgebrochen.
Die Stadtgründung erfolgte vermutlich
Anfang des 13. Jahrhunderts (1227 Erwäh-
nung als castrum, 1260 als civitas). Das
älteste Stadtsiegel stammt aus dem Jahr
1258. Der Rat setzte sich aus Schöffen-
kollegium, Schultheiß und, seit 1358,
gewählten Vertretern der Bürgerschaft zu-
sammen. Die relativ freie Stadtverfassung
hatte bis 1528 Bestand.
Etwa 100 Jahre lang, von ca. 1220 bis um
1320, war Amöneburg Münzstätte. Dort
wurden zunächst mainzische Halbbraktea-
ten geprägt, dann Pfennige und oberhessi-
sche Brakteaten.
Die Stadtbefestigung, mit noch in großen
Teilen erhaltener Wehrmauer, umschloß
das gesamte Bergplateau mit Burg, Stifts-
bezirk und tiefer gelegener städtischer
Siedlung. Das Lindauer Tor im Norden und
das Brücker Tor im Süden wurden im
19. Jahrhundert abgetragen. Der stadtwärts
gerichtete doppelte Mauerzug mit Trocken-
graben ist größtenteils erhalten.
Ohm mit Blick über die Brücker Mühle nach Westen, im Hintergrund Amöneburg
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Die Stadt Amöneburg befindet sich in auf-
fallender Lage auf einem langgestreckten,
freistehenden Basaltkegel, ca. 160 m über
der Ohmniederung (Amöneburg = Ohm-
burg). Ihre beherrschende Lage machte sie
bereits in vorgeschichtlicher Zeit zum Mit-
telpunkt der umliegenden Landschaft. Als
Knotenpunkt alter Heer- und Handels-
straßen gewann die Amöneburg zusätzliche
strategische und politische Bedeutung.
In Amöneburg trafen die alten Fernstraßen
vom Rhein nach Erfurt, Magdeburg und
Hamburg zusammen. Die Messestraße von
Köln nach Leipzig und die Langen Hessen
führten an der Stadt vorbei und überquer-
ten bei der Brücker Mühle, am Fuß der
Bergstadt, die Ohm. Ein dort 1762 errich-
teter Obelisk erinnert an den Waffenstill-
stand zwischen den im Siebenjährigen
Krieg um den Ohmübergang (Ohmbrücke
erbaut 1718-22) kämpfenden französi-
schen und vom Herzog von Braunschweig
kommandierten verbündeten deutschen
Truppen. Der Waffenstillstand wurde am
15.11.1762 im Brücker Wirtshaus ge-
schlossen. Die Kontrolle über die Straßen
und die Verfügung über die Zolleinnahmen
waren begehrtes Privileg der Stadtherren.
Nach Verlegung der Straßen nach dem 2 km
nördlich liegenden landgräflichen Kirch-
hain seit 1431 nahm die wirtschaftliche,
strategische und politische Bedeutung der
Stadt ab. Auch die Öffnung der älteren
Straßen im Dreißigjährigen Krieg brachte
keine entscheidende Wendung.
Vermutlich bereits ein spätkeltisches oppi-
dum, d. h. ein befestigter Herrschafts- und
Verwaltungsmittelpunkt, war der Stadtberg
gegen Ende des 7. Jahrhunderts wieder be-
siedelt. Die Amöneburg und die Kesterburg
auf dem Christenberg stellen wichtige mili-
tärisch-politische Zentren der fränkischen
Kolonisation und Christianisierung dar.
Die erste urkundliche Erwähnung als Ama-
naburch erfolgte 721. Im selben Jahr grün-
dete Bonifatius das Michaelskloster. 1120
ging das Kloster in den Besitz der Mainzer
Erzbischöfe über; im 13. Jahrhundert wurde
es aufgelöst.
Die Erzbischöfe von Mainz, nunmehr
Stadtherren, setzten 1273 einen Landvogt
in die erstmals 1165 erwähnte Burg und
machten Amöneburg zum Ausgangspunkt
ihrer gegen die Landgrafschaft Hessen
gerichteten Territorialpolitik. Die katholi-
schen Ämter Amöneburg und Neustadt
zeugen noch heute davon. Seit der ersten
Hälfte des 14. Jahrhunderts fungierte das
Amt Amöneburg als mainzisches Oberamt
im oberhessischen Raum.
Nach mehrfachen Zerstörungen und 1660
erfolgtem Wiederaufbau zerfiel die Burg
nach dem Siebenjährigen Krieg. Sie wurde
um 1830 abgebrochen.
Die Stadtgründung erfolgte vermutlich
Anfang des 13. Jahrhunderts (1227 Erwäh-
nung als castrum, 1260 als civitas). Das
älteste Stadtsiegel stammt aus dem Jahr
1258. Der Rat setzte sich aus Schöffen-
kollegium, Schultheiß und, seit 1358,
gewählten Vertretern der Bürgerschaft zu-
sammen. Die relativ freie Stadtverfassung
hatte bis 1528 Bestand.
Etwa 100 Jahre lang, von ca. 1220 bis um
1320, war Amöneburg Münzstätte. Dort
wurden zunächst mainzische Halbbraktea-
ten geprägt, dann Pfennige und oberhessi-
sche Brakteaten.
Die Stadtbefestigung, mit noch in großen
Teilen erhaltener Wehrmauer, umschloß
das gesamte Bergplateau mit Burg, Stifts-
bezirk und tiefer gelegener städtischer
Siedlung. Das Lindauer Tor im Norden und
das Brücker Tor im Süden wurden im
19. Jahrhundert abgetragen. Der stadtwärts
gerichtete doppelte Mauerzug mit Trocken-
graben ist größtenteils erhalten.
Ohm mit Blick über die Brücker Mühle nach Westen, im Hintergrund Amöneburg
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