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Aarbergen

Aarbergen

Ortsteile:
Daisbach
Hausen über Aar
Kettenbach
Michelbach
Panrod
Rückershausen

Gemeinde Aarbergen


Die 1971 aus dem Zusammenschluss von sechs Orten gebildete Gemein-
de liegt an der Nordgrenze des Kreisgebietes. Die geographische Situa-
tion ist geprägt durch das in Nord-Süd-Richtung verlaufende Aartal so-
wie den östlichen Zufluss des Michelbaches und des Aubaches im Schei-
dertal. Michelbach, Kettenbach, Rückershausen und Panrod besitzen ins
Mittelalter zurückgehende Kirchengründungen in dominanter Höhenlage
über den Bachtälern, in Michelbach und Panrod ist der ehemalige Wehr-
charakter erkennbar. Daisbach nimmt mit seiner seit dem 17. Jahrhundert
bestehenden katholischen Kirche eine Sonderstellung ein. Die Dörfer
Kettenbach, Daisbach, Hausen und Rückershausen besitzen im histori-
schen Gericht Kettenbach eine auf das frühe Mittelalter zurückgehende
Verbindung, die sich in der heutigen Kirchengemeinde fortsetzt.
Michelbacher Hütte - Pas savant-Werke
Nach Beendigung des 30jährigen Krieges gründete Johannes von Nassau-
Idstein eine Eisenhütte zur wirtschaftlichen Aufwertung des Gebietes
durch die ortsnahe Nutzung von Eisenerz (bei Rückershausen und Bon-
scheuer/ Rhein-Lahn-Kreis) und vor Ort hergestellte Holzkohle. Die Lage
zwischen Michelbach und Kettenbach erlaubte die Nutzung der Wasser-
kraft von Aar und Aubach. Neben der Eisengewinnung erfolgte die
gleichzeitige Verarbeitung zu schmiedbarem Guss. Im 17. Jahrhundert
wurden vorzugsweise Gebrauchsgegenstände (Töpfe, Pfannen, Ofenplat-
ten) hergestellt. Die Namen alter Transportwege gehen auf diese Zeit zu-
rück: auf der Kohlenstraße wurde die Holzkohle aus westlich gelegenem
Gebiet angeliefert, auf der Eisenstraße die Produkte in Richtung Hahn,
Wiesbaden und zum Rhein gefahren. Die Umstellung auf Steinkohle im
Jahr 1806 nach weitgehender Abholzung der näheren Umgebung brachte
höhere Transportkosten und sinkende Rentabilität, die Hütte wechselte
nach dem Verkauf durch das Königreich Preußen 1866 mehrfach den Be-
sitzer. 1884 erwarb der Frankfurter Architekt Adolf Samuel Passavant das
Werk und führte es durch neue Produktentwicklungen und bessere Ver-
kehrsanbindung (Aartalbahn 1894) zu wirtschaftlichem Erfolg. Die Um-
stellung auf den Bedarf für die um die Jahrhundertwende in weitem Um-
fang betriebene Kanalisation großer Städte wie Frankfurt und Hamburg
brachte eine Ausweitung des Betriebes mit steigender Mitarbeiterzahl
(1885: 100, 1950: 900, 1973: über 2400). Damit wurde Passavant zum
größten Industriebetrieb des Kreises mit noch 1800 Beschäftigten 1991.
Gusseiserne Produkte des vorigen Jahrhunderts sind in der gesamten Re-
gion in zahlreichen Dorfbrunnen, Brückengeländern und anderen Kon-
struktionsteilen erhalten.
Während um 1800 die Einwohnerzahlen der Einzelgemeinden noch zwi-
schen 100 und 300 lagen, setzte eine verstärkte Expansion besonders in
Michelbach (um 2400 Einwohner) und Kettenbach (um 1800 Einwohner)
ein; hier zeigt sich auch die verstärkte Auswirkung der Industrialisierung
auf die Ortsbilder, aus denen die landwirtschaftliche Prägung weitgehend
verdrängt wurde.

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