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Taunusstein


Ortsteile:
Bleidenstadt
Hahn
Hambach
Neuhof
Niederlibbach

Orlen
Seitzenhahn
Watzhahn
Wehen
Wingsbach

Stadt Taunusstein
Nördlich des Taunuskammes mit seinen Erhebungen Hohe Wurzel, Al-
tenstein und Eichelberg erstreckt sich die aus zehn Gemeinden 1971 und
1972 zusammengeschlossene Stadt, deren landschaftliches Zentrum das
Aartal darstellt. Das Gebiet wird teilweise durch historische Linien - Li-
mes und die parallel verlaufende alte Eisenstraße im Norden, Trompeter-
straße und Rheinhöhenweg im Süden - begrenzt. Die Einzelgemeinden
liegen, bis auf die jenseitig des Limes gelegenen Orte Hambach und Nie-
derlibbach, an der oberen Aar oder deren nördlichen Seitentälern.
In diesem Gebiet gewannen im späten 8. Jahrhundert die Mainzer Erzbi-
schöfe durch die Gründung des Klosters Bleidenstadt an Einfluss. Trotz
eines zunächst stetig vergrößerten Besitzes blieb der Machtbereich des
Klosters jedoch letztlich auf ein Gebiet zwischen Lahn, Rhein und Main
beschränkt. Als Vögte des Klosters waren um die Mitte des 12. Jahrhun-
derts die Herren von Etichesstein (Idstein) eingesetzt, während das nicht
der Kirche unterstehende Gebiet 1122 in den Besitz der Grafen von Lau-
renburg-Nassau gekommen war. 1298 vereinigte Graf Gerlach I. von
Nassau das Amt eines Gaugrafen mit dem des Vogtes der Terminei Blei-
denstadt. In dem von ihm im 14. Jahrhundert vorangetriebenen Ausbau
des Burgsitzes Wehen zur Stadt als Stützpunkt für seinen territorialen An-
spruch manifestiert sich der Machtkampf zwischen kirchlicher Herrschaft
und ihren erstarkten weltlichen Verwaltern, den Grafen von Nassau-Id-
stein. Nach Umwandlung des Klosters in ein weltliches Ritterstift vor
1495 und Einzug der Reformation 1536 hatte sich das Grafenhaus end-
gültig durchgesetzt. So erlangte, trotz seiner frühen Gründung, Bleiden-
stadt nicht die Bedeutung großer Abteien wie Lorsch und Fulda; es blieb
lediglich als kleine katholische Enklave im lutherischen Raum bestehen.
Auch die Entwicklung Wehens als Stadt ging, wie die des strategisch
günstig gelegenden Burgsitzes Neuhof, nie über Ansätze hinaus. Als Ver-
waltungsmittelpunkt des Wehener Grundes (zu dem ursprünglich auch
Hohenstein-Born zählte) erlangte es regionale Bedeutung.
Heute fällt der Gegensatz zwischen den verkehrsgünstig gelegenen Aartal-
gemeinden mit starker Wachstumstendenz und den abseits gelegenen klei-
neren Siedlungen auf. Diese Entwicklung wurde mit dem Ausbau der Aar-
tal-Chaussee im 19. Jahrhundert eingeleitet. Mit der Ausdehnung der Ein-
zelgemeinden und der Zunahme von Gewerbeflächen ist eine starke Verän-
derung des Orts- und Landschaftsbildes verbunden, so etwa der Trend zum
Zusammenwachsen unter Verlust klarer Ortsgrenzen und die Auflösung
gewachsener historischer Strukturen. Nirgends im Untertaunus ist dieser
Prozess so weit fortgeschritten wie in Taunusstein. Selbst bauliche Doku-
mente von beträchtlichem historischen Wert für die gesamte Region (Klo-
ster Bleidenstadt, Stadtanlage Wehen, ehemaliger Burgsitz Neuhof) sind in
ihrer Substanz stark gemindert oder bereits untergegangen.

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