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Söder, Dagmar; Landesamt für Denkmalpflege Hessen [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Hessen: Kreis Offenbach — Braunschweig, Wiesbaden: Friedr. Vieweg & Sohn, 1987

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https://doi.org/10.11588/diglit.48762#0182
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Langen

Bis ins 13. Jahrhundert gehörte Langen zum Besitz des Klosters Lorsch,
von 1230 an des Klosters Mainz, und wurde von dort als Lehen vergeben:
bis zum Ende des 11. Jahrhunderts an die Pfalzgrafen des Oberrheingaues,
1090 bis 1255 an die Herren von Hagen-Münzenberg. Durch Erbschaft
kam es zum größten Teil an Falkenstein. Unter deren Herrschaft wurde,
wohl kurz vor 1336, die Stadtbefestigung ausgebaut. Zu diesem Zeitpunkt
erhielt die Stadt Frankfurt das Privileg, das den Befestigungsbau in ihrem
Umkreis verbot. Die Befestigung Langens bestand aus Kleinem und
Großem Seedamm mit Gräben im Westen, Mauer mit Türmen und
Heegen im Osten, Kleiner und Großer Pforte im Norden und Süden. Bis
1573 hatte Langen das Burgrecht in Frankfurt. Dem schon seit dem 13.
Jahrhundert in Langen abgehaltenen Maigericht saß 1338 Kaiser Ludwig
der Bayer vor, der das geltende Recht und die Grenzen der Mark Langen
im Langener „Wildbann-Weistum“ schriftlich niederlegen ließ. Das Mai-
gericht tagte bis 1556, als Isenburg-Ronneburg die Herrschaft übernahm,
nachdem schon 1486 Langen Alleinbesitz von Isenburg-Büdingen gewor-
den war. Außerdem war Langen Sitz des Zentgerichts Langen-Mörfelden-
Kelsterbach und seit 1421 mainzisch-isenburgische Zollstätte.
Im 16. Jahrhundert war Langen mit 123 Häusern der bedeutendste Ort des
Wildbannforstes Dreieich und überwiegend Bauerndorf. 1538 wurde der
Bau einer hölzernen Wasserleitung begonnen und 1553 mit der Errichtung
des Röhrenbrunnens abgeschlossen, 1550 die Fahrgasse gepflastert. Seit
1532 war der Ort lutherisch. 1583 wurde der Friedhof aus dem Ort vor die
Große Pforte verlegt. Um 1565 begann Graf Wolfgang von Ysenburg-
Ronneburg mit dem Bau eines Schlosses am Koberstädter Waldrand, gab
das Projekt jedoch zugunsten eines Schloßneubaues in Kelsterbach auf.
1600 wurde Langen an den Landgrafen von Hessen-Darmstadt verkauft.
Vor dem 30jährigen Krieg zählte Langen 600 bis 700 Einwohner und 150
Haushalte. Davon blieben nach den Kriegsereignissen mit Durch-
märschen, Einquartierungen (1631 Gustav Adolf) und Zerstörungen noch
42 Haushalte mit etwa 150 Einwohnern. Der Wiederaufbau wurde durch
weitere Kleinkriege erschwert. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts begann
man mit der Umrodung der Weingärten östlich der Stadt und legte, im
Gebiet der Heegen, Obstgärten an.


Das mittelalterliche Rathaus in Langen,
Rekonstruktionszeichnung von Baurat
Carl Kraus, Darmstadt

1721 ließ Ernst-Ludwig, Landgraf von Hessen-Darmstadt, das Jagdschloß
Wolfsgarten errichten. Seit Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Befesti-
gung aufgegeben, 1791 die Kleine, 1811 die Große Pforte abgebrochen.
Langen bestand aus über 200 Hofreiten und besaß 6 Mühlen. 1842 wurde
das um 1500 erbaute Alte Rathaus zerstört. 1812 erhielt Langen die
Marktberechtigung, 1818 eine Poststation, 1826 ein neues Rathaus.
Der Bau der Main-Neckar-Bahn 1846 hatte großen Einfluß auf die bau-
liche und wirtschaftliche Entwicklung. Der Durchgangsverkehr, von dem
ein Großteil des Handwerks und der Gastronomie abhängig war, nahm ab.
Der Ort entwickelte sich vom alten Kern zur entfernt liegenden Bahn-
station. Seit 1817 dehnte sich die Bebauung außerhalb des ursprünglichen
Ortsrandes aus. Durch den Strukturwandel arbeitslos gewordene Ein-
wohner suchten als Pendler auswärts Beschäftigung, Langen entwickelte
sich von der Agrar- zur Arbeiterwohngemeinde. Ab 1868 verstärkte sich
die Bautätigkeit, 1879 wurde der Neubau der Stadtkirche begonnen,
gleichzeitig mit ihrer Fertigstellung 1983 erhielt Langen die Stadtrechte.
Erste Industrieansiedlungen gab es um 1900 (Likör, Leder), Langen hatte
jetzt etwa 5600 Einwohner; vor dem zweiten Weltkrieg waren es 9000.
1982 betrug die Einwohnerzahl fast 29000, damit ist Langen nach Neu-
Isenburg die zweitgrößte Einzelgemeinde des Kreises.

Ehemaliges Gasthaus „Zur Stadt New
York“, 1818-1979, Darmstädter Straße
19 (Bauaufnahme Reuter, Oppermann,
Baeumerth, TH Darmstadt)


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