Große Bäckerstraße 15, Flügelbau, 1558i (nach Krüger/Reinecke, 1906, Fig. 162)
einer gemusterten Gefachfüllung mit kleinformatigen Backsteinen. Außerdem erlaubte
die Fachwerkbauweise eine gebänderte Durchfensterung der Wandflächen, indem die
Ständer einerseits ihre statische Funktion erfüllen und andererseits als entsprechend
gestaltete Fensterpfosten dienten (Hofflügel, Am Ochsenmarkt 1).
Große Nutzbauten hingegen, wie die Lüner Mühle (Bei der Lüner Mühle 1,1576) und das
Mühlengebäude des Klosters Lüne (1572i, Am Domänenhof 2), wurden eher durch eine
aufwändige Zimmermannskonstruktion charakterisiert. So besitzt das Obergeschoss
der Lüner Mühle an jedem Ständer geschweifte Fußbänder, zusätzlich an den Eckstän-
dern und einigen Wandständern eine Mann-Figur. Die überaus reiche Zierschnitzerei am
Lüner Klosterkrug (1570i) mit der Darstellung des Pantokrators und eines Herrschers
stellt einen ikonografischen Zusammenhang zum Kloster Lüne her, in dem erst 1562 die
Reformation durchgesetzt worden war. Das Motiv des Pantokrators war neben orna-
mentalem Rosettenschmuck auch am leicht vorkragenden Fachwerkobergeschoss des
zweigeschossigen Traufenhauses (1568) des Klosters Wienhausen auf der „Altstadt“ zu
sehen (1904 abgebrochen).
Erste vollständige Rosetten finden sich auf dem Schwellholz des Flügels Lüner Straße 3
(1546i) und wurden wie im norddeutschen Raum zu einem der beliebtesten Motive, das
über Ständer und Fußbänder ausgreift, oft als Fächerrosette, aber auch in Halbkreisform
mit Perlschnüren, Ähren und Schuppenbändern gearbeitet ist. Daneben tritt die über
Fußbänder und Ständerfüße gelegte M-förmige Verzierung auf, die mit Perl-, Ährenbän-
dern und floralen Motiven geschmückt wird. Charakteristisch für die Lüneburger Fach-
werkdekoration ist die Vielfalt der Ornamentringe, die in unterschiedlichen Formen vari-
iert und kombiniert werden. Insbesondere sind die reich beschnitzten Obergeschoss-
wände in der städtischen Profanarchitektur im norddeutschen Backsteingebiet eine auf
Lüneburg beschränkte Eigenart.
Verziert wurden auch die Knaggen mit Kanneluren, Perlstäben oder floralen Elementen,
ebenso Brüstungshölzer zumeist mit gedrehten Bändern (Flügelbau Lünertorstraße 18,
1563i; Flügelbau Rotehahnstraße 1, 2. Hälfte 16.Jh.; Hofflügel Grapengießerstraße 13,
nach 1620). Die Füllhölzer zwischen den Balkenköpfen waren meist mit einer Schiffs-
kehle beschnitzt, konnten aber auch mit einem Muschelornament gefüllt sein (Hinter-
gebäude Lüner Straße 5, 1594, abgebrochen).
Das gotische Motiv des Laubstabs wird auch im Fachwerkbau des 16. Jh. verwendet,
häufig kombiniert mit einem Flechtband (Wirtschaftsgebäude In der Techt 4 a (1552i),
Wohnhaus Auf dem Meere 17 (1561 d), Rotehahnstraße 20 (2. Hälfte 16.Jh.).
Eine überaus reich in feinem Relief ausformulierte Obergeschosswand besaß das Hinter-
gebäude des Hauses Lüner Straße 5 von 1594, das demjenigen des 1593 erbauten
Flügelbaus des Hauses Grapengießerstraße 45 an der Engen Straße vergleichbar ist.
Hier besitzt jedes Ständer- und Fußpaar eine eigene Dekoration über der mit Beschlag-
werk und Rollwerkkartuschen beschnitzten Schwelle. Ihre Ausführung beruhte vermut-
lich ebenso auf ornamentalen Vorlageblättern wie diejenige der Schwelle des Flügels
vom Haus Salzstraße 17 (1560), heute eingebaut in das Haus Auf dem Meere 13. Sie
zeigt eine flache Schnitzerei mit Grotesken, Wappen und Inschriften. Die Fußbänder
69
einer gemusterten Gefachfüllung mit kleinformatigen Backsteinen. Außerdem erlaubte
die Fachwerkbauweise eine gebänderte Durchfensterung der Wandflächen, indem die
Ständer einerseits ihre statische Funktion erfüllen und andererseits als entsprechend
gestaltete Fensterpfosten dienten (Hofflügel, Am Ochsenmarkt 1).
Große Nutzbauten hingegen, wie die Lüner Mühle (Bei der Lüner Mühle 1,1576) und das
Mühlengebäude des Klosters Lüne (1572i, Am Domänenhof 2), wurden eher durch eine
aufwändige Zimmermannskonstruktion charakterisiert. So besitzt das Obergeschoss
der Lüner Mühle an jedem Ständer geschweifte Fußbänder, zusätzlich an den Eckstän-
dern und einigen Wandständern eine Mann-Figur. Die überaus reiche Zierschnitzerei am
Lüner Klosterkrug (1570i) mit der Darstellung des Pantokrators und eines Herrschers
stellt einen ikonografischen Zusammenhang zum Kloster Lüne her, in dem erst 1562 die
Reformation durchgesetzt worden war. Das Motiv des Pantokrators war neben orna-
mentalem Rosettenschmuck auch am leicht vorkragenden Fachwerkobergeschoss des
zweigeschossigen Traufenhauses (1568) des Klosters Wienhausen auf der „Altstadt“ zu
sehen (1904 abgebrochen).
Erste vollständige Rosetten finden sich auf dem Schwellholz des Flügels Lüner Straße 3
(1546i) und wurden wie im norddeutschen Raum zu einem der beliebtesten Motive, das
über Ständer und Fußbänder ausgreift, oft als Fächerrosette, aber auch in Halbkreisform
mit Perlschnüren, Ähren und Schuppenbändern gearbeitet ist. Daneben tritt die über
Fußbänder und Ständerfüße gelegte M-förmige Verzierung auf, die mit Perl-, Ährenbän-
dern und floralen Motiven geschmückt wird. Charakteristisch für die Lüneburger Fach-
werkdekoration ist die Vielfalt der Ornamentringe, die in unterschiedlichen Formen vari-
iert und kombiniert werden. Insbesondere sind die reich beschnitzten Obergeschoss-
wände in der städtischen Profanarchitektur im norddeutschen Backsteingebiet eine auf
Lüneburg beschränkte Eigenart.
Verziert wurden auch die Knaggen mit Kanneluren, Perlstäben oder floralen Elementen,
ebenso Brüstungshölzer zumeist mit gedrehten Bändern (Flügelbau Lünertorstraße 18,
1563i; Flügelbau Rotehahnstraße 1, 2. Hälfte 16.Jh.; Hofflügel Grapengießerstraße 13,
nach 1620). Die Füllhölzer zwischen den Balkenköpfen waren meist mit einer Schiffs-
kehle beschnitzt, konnten aber auch mit einem Muschelornament gefüllt sein (Hinter-
gebäude Lüner Straße 5, 1594, abgebrochen).
Das gotische Motiv des Laubstabs wird auch im Fachwerkbau des 16. Jh. verwendet,
häufig kombiniert mit einem Flechtband (Wirtschaftsgebäude In der Techt 4 a (1552i),
Wohnhaus Auf dem Meere 17 (1561 d), Rotehahnstraße 20 (2. Hälfte 16.Jh.).
Eine überaus reich in feinem Relief ausformulierte Obergeschosswand besaß das Hinter-
gebäude des Hauses Lüner Straße 5 von 1594, das demjenigen des 1593 erbauten
Flügelbaus des Hauses Grapengießerstraße 45 an der Engen Straße vergleichbar ist.
Hier besitzt jedes Ständer- und Fußpaar eine eigene Dekoration über der mit Beschlag-
werk und Rollwerkkartuschen beschnitzten Schwelle. Ihre Ausführung beruhte vermut-
lich ebenso auf ornamentalen Vorlageblättern wie diejenige der Schwelle des Flügels
vom Haus Salzstraße 17 (1560), heute eingebaut in das Haus Auf dem Meere 13. Sie
zeigt eine flache Schnitzerei mit Grotesken, Wappen und Inschriften. Die Fußbänder
69