ändert) nur leicht hervortretenden Kolossalpilas-
tern mit korinthischen Kapitellen aus Gipsmör-
tel, die ein kräftiges Gebälk aus Faszienarchi-
trav, Backsteinfries und Kranzgesims tragen.
Stilistisch steht sie damit der klassisch orientier-
ten Variante des niederländisch beeinflussten
Barock nahe, für die das 1679-81 von Lorenz
Dohmsen am Rödingsmarkt in Hamburg errich-
tete Waisenhaus eine Anregung gegeben
haben mag. Mittig korbbogige Durchfahrt (links
eingeritztes Renovierungsdatum 1776) zum
Innenhof, dessen schlicht gehaltene Fassaden
im Wesentlichen die Veränderungen des 19.Jh.
reflektieren. Ein 1848 datierter Stein auf der
ebenfalls umgestalteten Rückseite des Haupt-
flügels bezieht sich auf diese Umbauphase,
während eine 1675 bezeichnete Inschrifttafel
mit den Wappen der beiden damaligen Admi-
nistratoren des Armenhauses, Arndt und Stöte-
rogge, an die Einrichtung des Armenhauses
erinnert. Nach einem Grundriss des Jahres
1837 befanden sich im Ostflügel, den eine first-
parallele Tonne mit kreuzgratgewölbtem Vor-
raum unterkellert, drei große Arbeitsstuben, da-
rüber ein Saal mit Arbeitsgeräten und mehrere
Krankenzimmer. Der Obergeschosssaal des
von einem zweilagigen Kehlbalkendach mit ein-
fachem Stuhl im ersten Dachgeschoss ge-
schlossenen Westflügels diente anfänglich zur
Aufbewahrung von Waffen und Rüstungen.
Hingegen beherbergte das Erdgeschoss zwei
große Schlafräume und eine Geschirrkammer.
Im Nordflügel, hofseitig mit zweifach verriegelter
Fachwerkfassade versehen, waren Wirtschafts-
räume, u.a. Küche und Speisekammer, unter-
gebracht. Er besitzt einen liegenden Dachstuhl
mit Kopfbändern in Längs- und Querrichtung,
wobei die Kopfbänder mit Versatz in die Spann-
riegel bzw. das Stuhlrähm eingezapft sind.
Am Marienplatz 3. Ratsbücherei. Zweigeschos-
siger Backsteinbau unter steilem, nach Westen
abgewalmtem Dach (Dachwerk 1495d) mit
niedrigerem südlichen Annex. In dem Gebäude,
das einst vielleicht das Refektorium des Fran-
ziskanerklosters beherbergte und einen Rest
des Kreuzgangs aufnimmt, wurde bald nach
der Auflösung des Klosters die nun mit der
klösterlichen Bibliothek vereinigte Ratsbücherei
(1401 belegt) untergebracht, für deren Bauun-
terhaltung die Kämmereirechnungen zwischen
1561 und 1591 mehrere Posten ausweisen.
Umfangreichen Bauarbeiten der Jahre 1706/07
verdanken sich u.a. die großzügigen Fenster-
öffnungen und die barocke Umrisslinie des öst-
lichen Steilgiebels, der die Blickachse der Stra-
ße Am Ochsenmarkt beherrscht. Grundlegende
statische Sicherungen des wiederholt über-
formten Gebäudes erforderte ein 1959 gelegter
Brand, den die wertvollen mittelalterlichen
Handschriften und die Inkunabeln trotz anderer
großer Verluste des Bestandes unversehrt über-
standen. Den jüngsten Eingriff stellt ein Dach-
ausbau einschließlich Gauben im Jahr 2000
dar. Das Erdgeschoss der Nordseite belichten
vier hochrechteckige Fenster innerhalb von
Spitzbogennischen, während drei segment-
bogige Fensterpaare im Obergeschoss zuge-
setzt sind. Die Traufe unterbricht etwa mittig ein
im geschweiften Sturz 1686 datierter Aufzugs-
erker. Zwischen den dreiseitig vortretenden
Wandpfeilern der Südseite große Rundbogen-
nischen mit einer Bogenrahmung aus Taustei-
nen. Die ihnen eingeschriebenen Fenster, axial
im Obergeschoss wiederholt, sind nach älterem
Vorbild sechsteilig angelegt. An der zweiachsi-
gen Westseite tritt die geschweifte Kontur des
Volutengiebels mit bekrönendem Segmentbo-
genaufsatz hervor, dessen Werksteinelemente
wie in der gleichzeitigen niederländischen Archi-
tektur zum unverputzten Backstein kontrastie-
ren. Im oberen Giebelteil innerhalb einer halb-
runden Nische die Figur einer Prudentia aus
dem Ende des 16.Jh., deren Provenienz unge-
klärt ist. Eingang auf der ebenfalls pfeilergeglie-
derten Ostseite des krüppelwalmgedeckten An-
nexes über eine aus Museumsbeständen stam-
mende Zweiflügeltür des 18.Jh. mit Kissen-
auflage, geschweiften Profilleisten und üppigen
Rocailleformen des Oberlichts. Den zweischiffi-
gen, vierjochigen Erdgeschosssaal, unterstützt
von einer mittleren Pfeilerreihe mit Sockeln und
Kapitellen aus Gipsmörtel, schließen Kreuzrip-
pengewölbe mit variantenreich dekorierten
Schlusssteinen ab. In dem wohl seit Ende des
17.Jh. flachgedeckten Obergeschoss sind die
Gewölbeansätze über den tausteineingefassten
Segmentbogennischen der Nordwand zu er-
kennen. Dreifaches Kehlbalkendach mit ver-
blatteten Kreuzstreben in jedem zweiten Ge-
spärre, die kurz unterhalb des Hahnenbalkens
ansetzen und fast bis zum Sparrenfuß reichen.
Am Marienplatz 3, Ratsbücherei, translozierte Barocktür
Am Marienplatz 3, Ratsbücherei, Ostfassade
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tern mit korinthischen Kapitellen aus Gipsmör-
tel, die ein kräftiges Gebälk aus Faszienarchi-
trav, Backsteinfries und Kranzgesims tragen.
Stilistisch steht sie damit der klassisch orientier-
ten Variante des niederländisch beeinflussten
Barock nahe, für die das 1679-81 von Lorenz
Dohmsen am Rödingsmarkt in Hamburg errich-
tete Waisenhaus eine Anregung gegeben
haben mag. Mittig korbbogige Durchfahrt (links
eingeritztes Renovierungsdatum 1776) zum
Innenhof, dessen schlicht gehaltene Fassaden
im Wesentlichen die Veränderungen des 19.Jh.
reflektieren. Ein 1848 datierter Stein auf der
ebenfalls umgestalteten Rückseite des Haupt-
flügels bezieht sich auf diese Umbauphase,
während eine 1675 bezeichnete Inschrifttafel
mit den Wappen der beiden damaligen Admi-
nistratoren des Armenhauses, Arndt und Stöte-
rogge, an die Einrichtung des Armenhauses
erinnert. Nach einem Grundriss des Jahres
1837 befanden sich im Ostflügel, den eine first-
parallele Tonne mit kreuzgratgewölbtem Vor-
raum unterkellert, drei große Arbeitsstuben, da-
rüber ein Saal mit Arbeitsgeräten und mehrere
Krankenzimmer. Der Obergeschosssaal des
von einem zweilagigen Kehlbalkendach mit ein-
fachem Stuhl im ersten Dachgeschoss ge-
schlossenen Westflügels diente anfänglich zur
Aufbewahrung von Waffen und Rüstungen.
Hingegen beherbergte das Erdgeschoss zwei
große Schlafräume und eine Geschirrkammer.
Im Nordflügel, hofseitig mit zweifach verriegelter
Fachwerkfassade versehen, waren Wirtschafts-
räume, u.a. Küche und Speisekammer, unter-
gebracht. Er besitzt einen liegenden Dachstuhl
mit Kopfbändern in Längs- und Querrichtung,
wobei die Kopfbänder mit Versatz in die Spann-
riegel bzw. das Stuhlrähm eingezapft sind.
Am Marienplatz 3. Ratsbücherei. Zweigeschos-
siger Backsteinbau unter steilem, nach Westen
abgewalmtem Dach (Dachwerk 1495d) mit
niedrigerem südlichen Annex. In dem Gebäude,
das einst vielleicht das Refektorium des Fran-
ziskanerklosters beherbergte und einen Rest
des Kreuzgangs aufnimmt, wurde bald nach
der Auflösung des Klosters die nun mit der
klösterlichen Bibliothek vereinigte Ratsbücherei
(1401 belegt) untergebracht, für deren Bauun-
terhaltung die Kämmereirechnungen zwischen
1561 und 1591 mehrere Posten ausweisen.
Umfangreichen Bauarbeiten der Jahre 1706/07
verdanken sich u.a. die großzügigen Fenster-
öffnungen und die barocke Umrisslinie des öst-
lichen Steilgiebels, der die Blickachse der Stra-
ße Am Ochsenmarkt beherrscht. Grundlegende
statische Sicherungen des wiederholt über-
formten Gebäudes erforderte ein 1959 gelegter
Brand, den die wertvollen mittelalterlichen
Handschriften und die Inkunabeln trotz anderer
großer Verluste des Bestandes unversehrt über-
standen. Den jüngsten Eingriff stellt ein Dach-
ausbau einschließlich Gauben im Jahr 2000
dar. Das Erdgeschoss der Nordseite belichten
vier hochrechteckige Fenster innerhalb von
Spitzbogennischen, während drei segment-
bogige Fensterpaare im Obergeschoss zuge-
setzt sind. Die Traufe unterbricht etwa mittig ein
im geschweiften Sturz 1686 datierter Aufzugs-
erker. Zwischen den dreiseitig vortretenden
Wandpfeilern der Südseite große Rundbogen-
nischen mit einer Bogenrahmung aus Taustei-
nen. Die ihnen eingeschriebenen Fenster, axial
im Obergeschoss wiederholt, sind nach älterem
Vorbild sechsteilig angelegt. An der zweiachsi-
gen Westseite tritt die geschweifte Kontur des
Volutengiebels mit bekrönendem Segmentbo-
genaufsatz hervor, dessen Werksteinelemente
wie in der gleichzeitigen niederländischen Archi-
tektur zum unverputzten Backstein kontrastie-
ren. Im oberen Giebelteil innerhalb einer halb-
runden Nische die Figur einer Prudentia aus
dem Ende des 16.Jh., deren Provenienz unge-
klärt ist. Eingang auf der ebenfalls pfeilergeglie-
derten Ostseite des krüppelwalmgedeckten An-
nexes über eine aus Museumsbeständen stam-
mende Zweiflügeltür des 18.Jh. mit Kissen-
auflage, geschweiften Profilleisten und üppigen
Rocailleformen des Oberlichts. Den zweischiffi-
gen, vierjochigen Erdgeschosssaal, unterstützt
von einer mittleren Pfeilerreihe mit Sockeln und
Kapitellen aus Gipsmörtel, schließen Kreuzrip-
pengewölbe mit variantenreich dekorierten
Schlusssteinen ab. In dem wohl seit Ende des
17.Jh. flachgedeckten Obergeschoss sind die
Gewölbeansätze über den tausteineingefassten
Segmentbogennischen der Nordwand zu er-
kennen. Dreifaches Kehlbalkendach mit ver-
blatteten Kreuzstreben in jedem zweiten Ge-
spärre, die kurz unterhalb des Hahnenbalkens
ansetzen und fast bis zum Sparrenfuß reichen.
Am Marienplatz 3, Ratsbücherei, translozierte Barocktür
Am Marienplatz 3, Ratsbücherei, Ostfassade
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