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zur Diele gehörende Deckenfassung aus von
Ranken gerahmten Landschaftsmedaillons hat
sich nur noch in den Räumen des südlichen


Am Ochsenmarkt 1, Flügelbau, Erdgeschosssaal nach Nordosten (Aufnahme H. Fenchel)


Zwischengeschosses erhalten. Zwei ältere
polychrome Fassungen in Form geometrischer
Felderungen konnten nur rudimentär nachge-
wiesen werden. Historistische Malerei wurde
nur in den beiden Erdgeschossräumen seitlich
des Eingangs großflächig erhalten. Ins Zwi-
schengeschoss vermittelt eine Treppe mit zwei
Anfängerpfosten in Löwenform. Bei den volu-
tengerahmten Brettdocken handelt es sich um
die wiederverwendeten und aufgedoppelten
Docken der Renaissancetreppe (eine Trittstufe
um 1542d datiert).
Zwischengeschoss: Im südöstlichen Raum, der
keine Spuren einer Deckenbemalung, jedoch
eine Bauherreninschrift aufwies, ist über der
ältesten Fassung mit einer blauen Kartusche an
der Ostwand als einzigem Rest eine zweite
Malschicht in Form einer Draperiebemalung
aufgebracht: über einem zu ergänzenden höl-
zernen Lambris nimmt die obere Wandzone
eine Bemalung mit schwarzen Strichen auf
grauem Grund auf, die um 1820 grün lasierend
wiederholt wurde. Der nach Norden folgende
Raum weist an Wänden und Decke drei Farb-
fassungen auf: die älteste Schicht mit Be-
schlagwerkornament in Grisailletechnik findet
sich in den Fensterlaibungen. Zugehörig an der
Decke ist weißgraues Knorpelwerk auf rotem
Grund und ein figürliches Fragment (Frau mit
Kelch). Die großflächig erhaltene Zweitfassung
in Grisaille zeigt über einem flächig grauen
Sockel eine zweilagige Draperie mit Quasten
und einer Schabracke unterhalb der Decke,
deren weißgrundige Felder blaues Rankenwerk
mit roten Blüten, dazwischen einzelne Putti auf-
nehmen, außerdem an den Balken blaue
Palmwedel und Ölzweige. Von einer älteren
Deckenfassung stammen geringe Reste einer
Beschlagwerkornamentik.
Obergeschoss: Südlicher Saal wohl um 1632d
mit einer Wand nach Norden abgetrennt, die
anlässlich der Restaurierung z.T. wiederherge-
stellt wurde. Insgesamt sind vier Fassungen
des 17. bis 19.Jh. belegt, wobei von der Erst-
fassung (Felderungen) nur geringe Reste an der
Nordwand überkommen sind; bestimmend ist
heute die Zweitfassung der Zeit um 1632 aus
unterschiedlich farbig marmorierten Feldern mit
Vogeldarstellungen über einer roten Sockeldra-
perie. Von der Drittfassung aus der 1. Hälfte
des 18.Jh. ist allein die weißgrundige Decken-
malerei überliefert, deren Felder gelbe, rote,
graue und blaue Ranken mit Putti und Füll-
hörnern füllen; darin eingebettet sind Figuren-
medaillons, u.a. mit allegorischen Darstellungen
christlicher und weltlicher Tugenden. Ein
Medaillon bildet Artemis mit einem Jagdhorn
ab, die in der römischen Mythologie als Mond-
göttin Luna interpretierte Jagdgöttin, von der
man in früheren Zeiten den Namen Lüneburgs
ableitete. Ein auf den Dielenbrettern gefunde-
nes Rautenmuster in der Art sehr großer Fliesen
konnte nach einer Pigmentanalyse in das
19.Jh. datiert werden. Nach Norden anschlie-
ßender saalartiger Raum (in drei Bereiche unter-
gliedert) mit geschlossenem Dekorationssys-
tem der 1. Hälfte des 17.Jh. aus einer Sockel-
draperie, schweifwerkbemalten Wandfeldern
zwischen rot gefassten Fachwerkständern mit

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