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Am Sande, Ostseite, Nr. 27-32


- Hintergebäude, Anfang 19.Jh., das traufstän-
dig nach Osten das Grundstück abschließt. Im
Brandkassenregister 1824 als Speicher des
Kaufmanns A. G. W. Herbig aufgeführt. Dreistö-
ckiger Fachwerkbau mit Satteldach, dessen
freistehender Nordgiebel im Erd- und ersten
Obergeschoss bereits 1914 massiv erneuert
war. Hofseitige Erschließung in der Südachse.
Am Sande 30, 30A. Anwesen mit traufständi-
gem Vorderhaus und einem rückwärtigen,
ebenfalls traufständig ausgerichteten Hinterge-
bäude. Die im 15.Jh. wie Nr. 31 zum Besitz der
Familie von Dassel gehörende Parzelle während
der 2. Hälfte des 16.Jh. bis zur Übernahme
durch die Familie Stern 1629 im Eigentum der
patrizischen Familie Elver. 1984/85 Restaurie-
rung und Umnutzung beider Gebäude als
Gaststätte, dabei die Dächer zu Wohnzwecken
ausgebaut und mit Schleppgauben versehen.
Das traufständige Dielenhaus des 15./16. Jh. im
Kern ein zweigeschossiger Bau von ca. 10 Me-
tern Tiefe. Der massiven Straßenseite mit Zwi-
schengeschoss wurde nachträglich ein Fach-
werkstock aufgesetzt und mit einer Schlepp-
sparrenlage abgedeckt, sodass die ursprüngli-
che Sparrenreihe stehen blieb. Die Winkelhölzer
an den drei mittleren Ständern in flachem Relief
mit farbig gefasstem Laubornament beschnitzt.
Am Mittelständer die Jahreszahl 1608. Mittig im
Erdgeschoss tausteinumrahmtes Rundbogen-
portal, das seitlich zwei im Zuge der letzten Sa-
nierung erneuerte Ausluchten begleiten. Über
den die gesamte Hausbreite einnehmenden
hölzernen Stürzen als Rest großflächiger Fens-

teranlagen sitzt am Fuß des ersten Oberge-
schosses in einem Fischgrätfries eine sandstei-
nerne Wappentafel. An dieser Stelle im Innern
eine tausteingerahmte Öffnung ablesbar. In
einer weiteren Umbauphase rückwärtig verlän-
gert, auf der Nordseite um ca. fünf, auf der
Südseite im Dielenbereich dagegen lediglich
um ca. 2,50 Meter. Die Hofseite über dem ho-
hen massiven Erdgeschoss in Fachwerk aufge-
führt. Überkommener Dielengrundriss mit Gale-
rie; nachvollziehbar sind die Einbauten zweier
Stuben im Erdgeschoss und einer Kammer
über der linken Stube. Vor der nördlichen Trauf-
wand belegt einer der selten erhaltenen Rauch-
abzüge die ursprüngliche Herdstelle. Der sich
ab hier nach Osten vor der Nordwand erstre-
ckende Keller war ehemals gewölbt. Im Bereich
der rechten Stube eine dreifeldrige, 1739 da-
tierte Deckenmalerei, als deren Auftraggeber
der von 1733-40 als Besitzer verzeichnete
Obergerichtsprokurator Georg Ludolf Owdorf
infrage kommt. Innerhalb von Rankenwerk ein
Putto sowie zentral eine Kartusche mit der
Aufschrift „Soli Deo Gloria“.
- Hintergebäude mit Saal im Obergeschoss aus
der 2. Hälfte 16.Jh., das an den Südgiebel des
Gebäudes Bei der St. Johanniskirche 25 an-
schließt. Die westliche Traufwand und das
mehrfach veränderte Erdgeschoss massiv in
Backstein; das Obergeschoss aus Fachwerk
auf zwei Seiten über von Karniesknaggen un-
terstützten Decken- und Stichbalken vorkra-
gend. In den kleinformatig gemustert ausge-
mauerten Brüstungsgefachen kräftige Fußbän-
der, die in M-Form über die Ständer hinweg mit

Perlstäben, Ähren- und Kerbschnittornament
geschmückt sind. Schwelle mit Schiffskehlen
und Ährenmotiv verziert. Im nachträglich abge-
walmten Giebeltrapez sind die Hölzer zusätzlich
mit Rosetten und Blattwerk beschnitzt. Die
Konstruktion mit tausteingerahmten Segment-
bogennischen im Innern nur noch im Oberge-
schoss vorhanden.
Am Sande 31, 31a/b, 31c-f, 31g. Gebäude-
komplex, bestehend aus Wohnhaus (Nr. 31),
zwei auf der Nordseite anschließenden Hofflü-
geln, einem ehemaligen Setzersaal (Nr. 31 c, d,
e) und einem Hintergebäude; außerdem zuge-
hörig das Wohnhaus Papenstraße 4 (s. dort).
Als Eigentümer des Anwesens im 15.Jh. die
Patrizierfamilie von Dassel, seit 1540 bis ins
17.Jh. hinein die ebenfalls patrizische Familie
Elver überliefert. Von 1629, als die Brüder Jo-
hann und Heinrich Stern es erwarben, bis 1982
Sitz der 1623 gegründeten Buchdruckerei der
Familie von Stern, die 1645 durch Kaiser Ferdi-
nand III. in den erblichen Adelsstand erhoben
worden war. Die kultur- und geistesgeschichtli-
che Bedeutung dieser ältesten deutschen in
Familienbesitz befindlichen Druckerei lag wäh-
rend des 17.Jh. vor allem in der Herstellung be-
deutender Bibelausgaben, die mit der so ge-
nannten Scheits-Bibel von 1672 ihren Höhe-
punkt erfuhr. Nach dem Auszug des Drucke-
reibetriebs die Gebäude in den Jahren 1983-87
restauriert und umgenutzt; dabei insbesondere
die Nebengebäude sowie die Dachgeschosse
der Hofflügel zu Wohnzwecken ausgebaut und
mit Schleppgauben versehen.

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