Bei der Abtspferdetränke 1, 1913/14
giebels, des dreibahnigen Pfeilerfensters und
des bekrönenden, stehenden Ochsenauges im
Dachgeschoss hervor. Gleichfalls über dem
Eingang zum Eckladen ein steinmetzmäßig
bearbeitetes Steinputzelement in Muschelform,
darunter auf dem Sturz in goldfarbenen Lettern
der Bauherrenname und die Datierung „1913“.
Den östlichen Steilgiebel schmückt ein waben-
förmiges Steingitter. An der Nordfassade, die im
Dach fünf von hölzernen Voluten gerahmte
Schleppgauben trägt, außen links eine Durch-
fahrt, die ebenso wie die Schaufenster dieser
Seite korbbogig gestaltet ist. Mittige, grün
gestrichene Eingangstür mit beschnitzter Leiste
des Stehflügels und schmiedeeisernem Spiral-
gitter vor der oberen, verglasten Füllung. Das
Treppenhaus, im unteren Wandbereich mit
einem Waschputz versehen, kleiden im Ein-
gangsbereich darüber rot umrandete schwarze
Dekorputzfelder mit Prägeornament in der Mitte
aus. Außer der Holztreppe mit aufwändigem
Traljengeländer präsentieren sich ferner die mit
Achtecken gefüllten Türblätter der Wohnungs-
eingänge in einem hellen Holzton. In Lüneburg
singuläres Beispiel für einen Bau der Reform-
architektur, der sich durch die Reichhaltigkeit
der verwendeten Materialien mit einer entspre-
chend aufwändigen handwerklichen Bearbei-
tung auszeichnet.
Bei der Abtspferdetränke 2. Zweigeschossiges,
traufständiges Wohnhaus unter Halbwalmdach,
2007/08 unter Änderung der Nutzung saniert.
Auf einem 1738 von J. Ph. Haeseler aufgenom-
men „Plan von der Situation der sogenandten
Abtsmühle“ an dieser Stelle ein „Raths-Spieler
Brauhauß“ verzeichnet. Ein „spellude husz“
„uppe dem dijke“ als Dienstwohnung der vom
Rat unterhaltenen Musiker bereits 1448 nach-
gewiesen. Das bestehende Haus hervorgegan-
gen aus einem 1558d errichteten Neubau
(nördlicher Teil) und dem mit ihm vereinigten,
Bei der Abtspferdetränke 2, Erdgeschoss, Deckenmalerei
südlich anschließenden „Gygeler Huse“. Eine
Brauhausnutzung ist von 1585-1878 belegt.
Unter einem Dach zusammengeschlossen sind
die Bauteile, so lässt die dendrochronologische
Datierung der über dem teilweise vom Vor-
gängerbau übernommenen, massiven Erdge-
schoss aufgeführten südlichen Fachwerkwand
des Obergeschosses schließen, seit 1768d.
Der diese Seite einnehmende, ungeteilte und
nur an den Stirnseiten belichtete Raum diente
wohl zunächst als Lager, wurde aber gegen
Ende des 18.Jh., ausgestattet mit Fenstern
auch an der Längsseite und einer farbigen Fas-
sung (hellgrauer Sockel, rostroter oberer Be-
reich), vermutlich als Saal genutzt. Einem
grundlegenden Umbau (u.a. mit einer Unter-
gliederung dieses Raums), der von dem
Schmiedemeister Joh. Diedr. Galenbeck nach
Erwerb des Hauses 1842 veranlasst wurde,
verdankt das Gebäude seine nördliche, massi-
ve Putzfassade mit Putzfugenschnitt im
Erdgeschoss und acht gleichmäßig angeordne-
ten Fensterachsen über dem Stockwerkgesims
im Obergeschoss. Unter der dritten von Westen
im Erdgeschoss der rundbogige Eingang inner-
halb einer rechteckigen Putzrahmung. Den bis-
her aus Fachwerk bestehenden östlichen An-
bau, der damals noch unmittelbar an das llme-
nauufer grenzte, ließ Galenbeck 1874 erneuern,
indem er das Erdgeschoss massiv und nur das
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