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Große Bäckerstraße 30, Hofflügel, Erdgeschoss, Deckenmalerei, Nebenraum


der Fassade durch Ziersetzung farbiger Form-
steine bzw. Friesvariationen, wie ein Kleeblatt-
bogenfries unterhalb des in Form eines gestuf-
ten Klötzchenfrieses gearbeiteten Traufge-
simses. Anknüpfend an die lokale Bautradition
über dem ersten Obergeschoss und in den
Brüstungsfeldern des letzten Obergeschosses
glasierte Terrakottafriese. Ursprünglich mittige
Erschließung mit einem am Ostende des Flurs
schräg eingestellten Treppenhaus, das entspre-
chend dem gebrochenen Treppenlauf im Win-
kel zwischen dem Haupthaus und der nord-
wärts anschließenden Glaserwerkstatt polygo-
nal hervortritt. Mit Traljengeländer, z.T. bleige-
fassten Buntglasfenstern und teilverglasten
Wohnungstüren mit reichem Ätzdekor zeigt es
die originale Ausstattung.
Große Bäckerstraße 30. Breitgelagertes Giebel-
haus mit nordwärts anschließendem Hofflügel,
wohl Ende des 16.Jh. Mit dem wahrscheinlich
schon zu dieser Zeit zugehörigen Nebenhaus
Nr. 29 und einem nach Norden folgenden trauf-
ständigen Seitenflügel beherrschte dieses patri-


zische Anwesen die Ostseite des Marktplatzes,
das bis ins 17.Jh. hinein mit den Namen der
Familien Mutzeltin, Töbing, Stöterogge, von
Zarstedt und von Laffert verbunden war. 1681
ging es an die Familie Kruse über, der 1765 der
Vollhake Friedrich Benedict Heidtmann und
1776 die Kaufmanns- und Spediteurfamilie
Hagelberg folgten. Diese ließ der Schossbe-
freiung 1784 zufolge umfangreiche Bauarbeiten
ausführen und veräußerte 1817 das Haus Nr.
29. Nachdem die Weinhändler-Familie Frede-
rich in den 1880er Jahren beide Grundstücke
(Nr. 29, 30) wegen der unbebauten Flächen zur
Arrondierung ihres Besitzes erworben hatte,
wurden diese 1903 weiterverkauft: Nr. 29 an
den Glasermeister C. Holthey und Nr. 30 an
den Schneidermeister Merz.
Das vermutlich gegen Ende des 16.Jh. über
den Resten eines kleineren Vorgängers erbaute
zweigeschossige Haupthaus mit Zwischen-
geschoss vermutlich in der 1. Hälfte des 19.Jh.
klassizistisch umgestaltet. Dabei im Zwischen-
geschoss sieben Rechteckfenster eingefügt,
während die vier Segmentbogenblenden des
Obergeschosses wohl erst in den 1880er Jah-
ren in Rechteckform ausgetauscht wurden.
Statt des früheren neunteiligen Staffelgiebels
besitzt die Putzfassade einen Dreieckgiebel mit
Traufstaffeln und dreieckigem Giebelaufsatz. Im
Giebelfeld nach oben abnehmend und axial
übereinander stehend sieben, fünf, drei und
eine segmentbogige Fensteröffnungen mit
abgerundeter Laibung. Diese vermutlich erst
während des 19.Jh. in fünf Nischen durch
Kreisblenden mit aus Stuck oder Sandstein
gefertigten Wappenmedaillons ersetzt, die
Vorfahren des seit 1675 mit Margarethe Döring
verheirateten Rats- und Sodmeisters Ludolph
Töbing (1639-1703) repräsentieren. Am back-
steinsichtigen Rückgiebel markieren lange
Holzstürze im hohen Erd- und dem Oberge-
schoss frühere Fensteranlagen. Im Giebeldrei-
eck außer tausteingerahmten und von Klapp-
läden geschlossenen Luken in den beiden mitt-
leren Dachgeschossen innerhalb dreier
Kreisblenden je ein kleines, engobiertes Terra-
kottamedaillon mit Brustbildern. Anlässlich der

Große Bäckerstraße 30, Haupthaus, Westfassade

Vergrößerung der beiden Läden 1907 das im

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