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schoss die fünfteilige, aus Viertelkreis- und dun-
kel glasierten Mondsteinen gemauerte Blend-
arkade mit mittiger Ladeluke freigelegt. In das
mit zwei vierteiligen Kreuzpfostenfenstern re-
konstruierte Erdgeschoss fügte man das ur-
sprünglich zu dem abgebrochenen Patrizier-
anwesen Neue Sülze 27 gehörende Sandstein-
portal samt der bereits am Ursprungsort wohl
1815 eingebauten, zweiflügeligen Tür ein,
deren vier gleichgroße, querrechteckige Füllun-
gen unterschiedliche klassizistische Ornamente
schmücken. 1585 bezeichnetes Rundbogen-
portal mit Eierstabprofil im Bogen und schrä-
gem Gewände mit muschelüberdeckten Ni-
schen, über denen sich die Wappenschilde der
Familie Tzerstede und Laffert befanden. Die
Lünette überfängt ein Kielbogen, auf dem zwei
Reliefplatten mit den liegenden Allegorien der
Gerechtigkeit und des Glaubens ruhen. Da-
rüber ist in der Ladeluke die Figur eines gehar-
nischten Mannes mit Schild aufgestellt, die sich
am ursprünglichen Standort in einer Rund-
bogennische befand. Während die südliche
Traufseite ohne Öffnungen, die östliche Giebel-
seite mit veränderter Durchfensterung über-
kommen ist, bezeugt auf der nördlichen
Traufseite ein langer Holzsturz über dem hohen
Erdgeschoss die auch heute großzügig ange-
legte, hofseitige Belichtung der Diele. Ein von
Nasensteinen gerahmter Fries über dem Sturz
grenzt die vierteilige Blendarkade des Ober-
geschosses ab. In der heute unverstellten, von
einem mittigen Unterzug gegliederten Diele, die
ehemals wohl in der Südwestecke eine abge-
trennte Stube und dahinter eine Feuerstelle auf-
nahm, ist die teils von Tausteinen gerahmte
Nischenkonstruktion der Umfassungswände
sichtbar. Der unter dem östlichen Hausbereich
liegende Keller besteht aus einer zweischiffigen
Segmentbogentonne von ca. 3 Metern Schei-
telhöhe mit formsteinlos gemauerten Nischen
und verfügt in der nördlichen Tonne über einen
Ausgang zum Hof und einen weiteren, zuge-
setzten in die Diele.
Koltmannstraße 3. Gebäudegruppe aus massi-
vem Traufenhaus mit kurzem Hofflügel in
Fachwerk, beide 1587d erbaut. Zweigeschos-
sige, von dem Hausbäcker Joachim Vicke er-
richtete Bude von etwa 7x7 Metern Grund-
fläche, die bis in die 2. Hälfte des 17.Jh. von
Bäckern belegt war; in der 2. Hälfte des 18.Jh.
sind z.B. ein Schustermeister, ein Eichenschiffer
und ein Hudewächter verzeichnet. Das Ge-
bäude wurde ohne eigene Brandwand an Nr. 2
wohl unter Einbeziehung des Kellers eines
Vorgängerbaus des 15.Jh. errichtet. Zu Beginn
des 19.Jh. durchgreifender Umbau durch Ein-
zug einer Zwischendecke in der Diele und
nachfolgende Raumunterteilungen im Ober-
geschoss. Die nach einem Befund der jüngsten
Instandsetzung (2002/03) weißgelbstichig ge-
fasste Fassade dominieren im hohen Erdge-
schoss ein mit Wulst- und Fasensteinen drei-
fach gestuftes Spitzbogenportal, ein hohes, in
der Substanz nachgewiesenes Fenster zur
Belichtung der wiederhergestellten Diele und
eine links, vor der Stube gelegene Auslucht.
Der über dieser zutage getretene Restbefund
einer sandsteinernen Fenstereinfassung, wie
sie in Lüneburg erstmals nachgewiesen werden
konnte, legt eine nachträgliche Entstehung der

Auslucht nahe. Im Obergeschoss öffnete man
die mittige, segmentbogige Ladeluke in einer
Rahmung aus Fasensteinen und rekonstruierte
in der Achse darüber einen noch zu Anfang des
20.Jh. vorhandenen Aufzugserker. Ein nachträg-
lich angelegter Kellerzugang in der Diele mit nach
Norden führender Treppe erschließt den quadra¬

tischen, kreuzgratgewölbten Keiler, der aus vier
Jochen über einem Mittelpfeiler mit abgefasten
Kanten besteht. Eine frühere Feuerstelle an der
Nordwand dokumentiert die einstige, vermutlich
gewerbliche Nutzung des Raums; in der Süd-
wand zwei unter das Nachbarhaus Nr. 2 rei-
chende, segmentbogige, tiefe Nischen.


Koltmannstraße 3, Keller, Bestandsplan (nach Dpfl. in Lüneburg 2005, H. Henschke, S. 68)

Koltmannstraße 3, Diele, nördliche Trennwand (Aufnahme H. Henschke)


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