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Kuhstraße 4. Traufständiges Wohnhaus mit
hohem Erd- und niedrigerem Obergeschoss zu
fünf Achsen unter steilem Satteldach. Im 16.Jh.
zum patrizischen Anwesen Grapengießerstraße
18 gehörend, im 18. und 19.Jh. von unter-
schiedlichen Handwerkern bewohnt und ab
1859 bis in die jüngste Zeit als Bäckerei betrie-
ben. Das Backsteingebäude ging aus einem
wohl gegen Ende des 18.Jh. erfolgten Umbau
eines vielleicht dem 15.Jh. entstammenden
Hauses hervor und wurde zuletzt 1925 durch
eine Vergrößerung des linksseitigen Ladens im
Grundriss verändert. Dabei verblendete man
das Erdgeschoss neu und behielt das mittige
Rundbogenportal mit zugehöriger Tür des spät-
barocken Umbaus bei. Mittiges großes Zwerch-
haus mit Ladeluke und Dreieckgiebel. Keller
von einer teilweise ersetzten Balkendecke
geschlossen und mit Segmentbogennischen an
Ost- und Westwand konstruiert, die einschließ-
lich einer Leuchternische in der Westwand
ohne Formsteine gemauert sind. Hinter dem
Laden in der südwestlichen Hauszone ein seg-
mentbogig in Ost-West-Richtung gewölbter
Raum, über dem ein Zwischengeschoss einge-
fügt ist, während die Nordhälfte das hohe
Erdgeschoss prägt. Als Reste der Ausstattung
des späten 18.Jh. mehrere Fenster mit
Bleirutenverglasung.
Dachwerk von sechs im First geblatteten
Gespärren mit zweifacher, ebenfalls verblatteter
Kehlbalkenlage, das ein nachträglich eingestell-
ter Stuhl unterstützt.

LÜNER STRASSE
Von der Bardowicker Straße nach Osten
abzweigend und die St. Nikolaikirche an ihrer
Südseite tangierend, führt die Lüner Straße mit
einem Gefälle von 17 auf etwa 12,50 Meter
hinab zum ehemaligen llmenauhafen, wo sie in
die Lünertorstraße übergeht. Zunächst nach
einem Anwohner „Vogtstraße“ genannt („pl.
Joh. Vogedes prope capellam s. Nie.“, 1420),
setzte sich seit dem 18.Jh. der Name Lüner
Straße durch. Auf der Südseite, unterteilt von
West nach Ost durch die Koltmann-, die
Rotehahnstraße, die Straßen Auf dem Kauf und
Am Stintmarkt, schließen sich drei annähernd
gleich große und ein östlicher, schmalerer
Baublock an. Mit dieser planmäßigen Struktur
stimmt die regelmäßige Parzellierung der
Südseite überein, von der sich das blocküber-
greifende Grundstück des Lüner Hofs (Auf dem
Kauf 9) abhebt.
Von Norden münden nur zwei nordsüdlich
orientierte Wegeführungen auf den Ostab-
schnitt der Lüner Straße: die Salzstraße am
Wasser und die Straße Im Wendischen Dorfe,
die den Baublock am Binnenhafen einfassen.
Westlich davon erstreckt sich ein durch seine in
Größe und Zuschnitt heterogene Parzellierung
auffallendes Terrain ohne Binnengliederung,
das sich nach Westen verjüngt und stumpf
gegen einen kleinen Platz an der Bardowicker
Straße stößt. Unterhalb des Chores von St.
Nikolai gabelt sich die Straße und führt in einem
schmalen, im westlichen Abschnitt „Bei der St.

Nikolaikirche“ genannten Fußweg an der
Nordseite der St. Nikolaikirche vorbei. Mögli-
cherweise handelt es sich hier um eine alte,
nach der Anlage des Bardowicker Tors (vor
1274) wohl zunächst über eine Freifläche füh-
rende Verbindung zwischen dem neuen Stadt-
tor und einer Hafensiedlung (Rümelin, 1997).
An der genannten Gabelung bildet die eng in
den spitzen Winkel ihres Grundstück einge-
passte St. Nikolaikirche den städtebaulichen
Kulminationspunkt im Straßenbild, indem sich
ihre Chorpartie dem von Osten Kommenden
überhöht darbietet.
Die historische Bedeutung der 1846 neu
gepflasterten Straße als Verbindung zwischen
Markt- und Hafenviertel dokumentieren neben
der Niederlassung von Brauhäusern (Nr. 1, Nr.
5, Nr. 12, Nr. 13) und des Böttchergildehauses
Nr. 4 u.a. die beiden hier im 14.Jh. angesiedel-
ten Stadthöfe der Klöster Lüne und Schar-
nebeck.
Auf der Parzelle Lüner Straße 1b ließ der
Kaufmann A. Peters 1906/07 anstelle eines
abgebrannten Lagerschuppens, der zu seinem
Anwesen Bardowicker Straße 11 gehörte, ein
Wohn-/Geschäftshaus in handwerklich sorgfäl-
tiger Ausführung errichten. Über dem heute
verputzten Erdgeschoss entwickelt sich eine
backsteinsichtige Fassade zu fünf Achsen, die
Maurermeister O. Püschel durch einen mittigen,
zweiachsigen Erker und ein breites Zwerchhaus
mit dem dekorativen Element eines halbkreis-
förmigen Schwebegiebels ausstattete. Bezug-
nehmend auf die gegenüberliegende Nikolai-

Kuhstraße 5, Rokokotür


Kuhstraße 4


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