Lünertorstraße 21, 19, Ansicht von Südwesten
massiv ersetzt. Umgeschlagenes einfaches
Kehlbalkendach mit gezapften Verbindungen,
das an den Sparren regelmäßige Blattsassen
zeigt. Im nördlichen Bereich ein Windenrad.
Lünertorstraße 19. Hausstätte mit dreigeschos-
sigem Vorderhaus, westwärts anschließendem
Hofflügel und die Parzelle im Norden begren-
zendem Hintergebäude. Nachweislich seit
1590 als Brauhaus geführt und noch 1787 als
solches bezeichnet. Umbauten auf dem Grund-
stück sind unter dem Spediteur Joh. Ohr. Gers-
tenkorn durch fünf Jahre Schossbefreiung
1784 und sechs Jahre 1803 belegt. Dreige-
schossiges, ursprünglich giebelständiges Vor-
derhaus mit traufständig orientierter Fassade.
Das Erdgeschoss seit der Einrichtung einer
Bäckerei (L. Dammholfz) mit zwei Ladenein-
bauten 1914 verändert, dazwischen mittig der
zurückversetzte Wohnungseingang mit zuge-
höriger Tür. Darüber ist die geschlämmte Fas-
sade entsprechend den unterschiedlich hohen
Geschossen mit je vier wandbündigen Fenstern
organisiert und wird von einem vorkragenden
Fasziengesims abgeschlossen. Die südliche
Schleppgaube 1985 im Zuge eines Dachge-
schossausbaus eingesetzt. Rückwärtige An-
sicht unter einem in Fachwerk erneuerten
Steilgiebel stark überformt, u.a. durch eine
Fachwerkkonstruktion des ersten Oberge-
schosses. Unter der östlichen Hauszone nach
Süden eine schmale Segmentbogentonne mit
formsteinlos gemauerten Wandnischen, der
nach Norden eine ostwestlich orientierte, weit
gespannte Segmentbogentonne von ca. 1,80
Metern Scheitelhöhe folgt. Von der klassizisti-
schen Umbauphase des ehemals mit einer
linksseitigen Diele ausgestatteten Hauses zeu-
gen im Innern eine über alle Geschosse rei-
chende, breite zweiläufige Treppenanlage mit
Stabwerkgeländer sowie zum Teil aufwändig
gearbeitete Füllungstüren.
- Dreigeschossiger Hofflügel unter Satteldach,
erbaut 1747i (Sandsteintafel mit den Bauher-
reninitialen des Brauers N(icolas) W(ilhelm)
W(ilhelmß) sowie seiner Ehefrau A(nna) Elisa-
beth) W(edemanns) und der Inschrift „extruc-
tum anno 1747“). 1914 Nutzung als Backhaus.
Über erneuertem, massivem Erdgeschoss zwei
stockwerkweise abgezimmerte Fachwerkober-
geschosse von neun Gefachen Länge in
schlichter, regelmäßiger Konstruktion mit
jeweils einfacher Verriegelung. Kelleranlage in
Form einer weit gespannten, tief ansetzenden
Tonne mit einer Scheitelhöhe von ca. 1,80
Metern.
- Hintergebäude, wohl Ende 18.Jh. Zum Hof
traufständig ausgerichteter, zweigeschossiger
Fachwerkbau unter Satteldach vor massiver, im
Innern mit Stichbogennischen konstruierter
Nordwand. Der schlichte Stockwerkbau nimmt
am Ostgiebel, der im Obergeschoss mit Stre-
ben aufgeführt ist, übereinander zwei Ladetüren
auf. Ober- und Dachgeschoss mit einem dop-
pelt stehenden Stuhl ausgestattet. Hinterge-
bäude ebenso wie Flügelbau 1993 renoviert.
Lünertorstraße 21. Dreigeschossiges Eckhaus
an der Südostecke zur Kaufhausstraße.
Unmittelbar östlich des Kaufhauses gegenüber
dem Fischmarkt in städtebaulich markanter
Position an der zum Lüner Tor führenden Straße
gelegen, stellt es mit seinen rot geschlämmten
Fassaden und den dazu kontrastierenden, auf-
wändig dekorierten Sandsteinelementen den in
Lüneburg singulären Typ eines repräsentativen
Renaissance-Bürgerhauses nach niederländi-
schem Vorbild dar. Es ging 1574 aus dem
grundlegenden Umbau eines Vorgängerbaus
wohl des 15.Jh. hervor. Bauherr war Peter
Boye (Boie), der als Schwiegersohn eines
Hamburger Bürgermeisters, des Vincent Müller,
zu gesellschaftlichem Wohlstand und Ansehen
gelangte und das 1573 erworbene Anwesen
entsprechend auszubauen suchte. Den dafür
benötigten Sandsteindekor ließ er nach chroni-
kalischer Überlieferung in Hamburg fertigen.
Während der steile Nordgiebel die ältere
Bauschicht, allerdings stark überformt, doku-
mentiert, ist der Umbauzustand des südlichen
Giebels wegen einer späteren Abwalmung nicht
überliefert. Eine Skizze von 1722 (Stadtarchiv
Lg) bildet einen zweigeschossigen Voluten-
giebel ab, der im ersten Geschoss die Säulen-
gliederung des Unterbaus fortführt, mittig ein
Rechteckfenster und darüber im zweiten
Dachgeschoss ein Ochsenauge aufnimmt. Das
vermutlich über einen langen Zeitraum als
Handelshaus genutzte Gebäude wurde ab
1836 als königliche Steuerdirektion eingerichtet
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