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gegangen war, und nachfolgende Neubauten,
wie z.B. ein Studentenwohnheim (1988) im
südlichen Abschnitt, entwickelt sich ein ver-
gleichsweise heterogen wirkendes Straßenbild.
Die zwei- und dreigeschossige, überwiegend
traufständig orientierte Wohnbebauung, bei der
sich ziegelsichtige mit verputzten Fassaden
abwechseln, lässt frühneuzeitliche Bausubs-
tanz aufgrund der zahlreichen Veränderungen
nur vereinzelt sichtbar werden, vielmehr treten
die Häuser des 19.Jh. hervor. Einen von J. W.
Matthies 1897 konzipierten Vertreter des
Späthistorismus repräsentiert u.a. der dreige-
schossige Ziegelbau Nr. 5, der im Erdgeschoss
links eine Durchfahrt und rechts einen
Ladeneinbau aufnimmt. Glasurbänder in Höhe
der abgeschrägten Sohlbänke sowie in
Kämpferhöhe der jeweils fünf Obergeschoss-
fenster, ein plastischer Kleeblattbogenfries
unterhalb der Traufe und schließlich ein mittiger
Dachaufbau nach dem Vorbild eines kleinen
Staffelgiebels (Mittelstaffel fehlt) bilden den
zurückhaltenden Dekor. Weitaus bescheidener
geben sich die in der zweiten Hälfte des 19.Jh.
entstandenen Wohnhäuser Nr. 35, 36 und 38,
die ersten beiden jeweils zu drei, das Letzte zu
vier leicht stichbogigen Öffnungen sowie ein
profiliertes Gesims als Stockwerkunterteilung
gegliedert. 1840 waren diese Grundstücke an
den Maler Georg Christian Friedrich Soltau
gegangen, von dem sie 1876 Maurermeister
Karl August Wilhelm Meyer erwarb. Sein von
ihm selbst bewohntes Haus Nr. 39, ein zweige-
schossiges, traufständiges Gebäude ist dage-
gen aufwändig instrumentiert durch ein rusti-
ziertes Sockel- und Erdgeschoss, plastisch vor-
tretende Gesimse sowie die Faschenrahmung
der fünf mit Gebälk abschließenden Oberge-
schossfenster. Hervorzuheben ist an der 1992
im Zuge einer die innere Konzeption wahrenden
Modernisierung restaurierten Fassade in der
zweiten Achse von Norden der durch eine ge-
bälktragende Pilasterrahmung mit Anthemion-
fries ausgezeichnete Eingang.
Das Eckhaus Nr. 32/33 zur Südseite der
Sülzwallstraße gibt sich dagegen bereits auf-
grund seiner Kubatur als älteres Haus zu erken-
nen, auf dessen vermutlich frühneuzeitlichen
Ursprung auch der 1874 in der Brandkassen-
beschreibung registrierte Gewölbekeller hin-
weist. Abgesehen von einem Stockwerkgesims
wird der schlichte, straßenseitig verputzte Bau
unter einseitig abgewalmtem Dach, der ehe-
mals über einen zweiten Eingang in der
Südachse verfügte, durch fünf Achsen struktu-
riert. Rückwärtig ist das Obergeschoss in
Fachwerk abgezimmert. Das zugehörige
Wohnhaus in Backsteinbauweise an der Sülz-
wallstraße wurde 1880 aufgeführt. Die Ge-
bäude auf dem Nachbargrundstück Nr. 31
(zwei Häuser) waren bereits 1907 abgebrochen
worden.
Gegenüber dieser historischen Häuserzeile bil-
den die beiden Fassaden von Haupthaus und
Durchfahrtbebauung des Grundstücks Nr. 23
ein durch seine ausgewogenen Proportionen im
Straßenbild auffallendes Ensemble. Die Parzelle
grenzt im Nordwesten an eine ausgedehnte
Hausstätte, die sich im rückwärtigen Bereich
etwa 35 Meter breit über ca. 89 Meter tief in
den Baublock erstreckt und jahrhundertelang
zum Michaeliskloster gehörte. Bis 1911 diente


Salzbrückerstraße 10, „Zeichnung eines neuen Giebels...“, C. Paulsen, 1844 (StA Lg, P 18, S 3, k)

der hier zurückgesetzt von der Straße stehen-
de, nach Quellenaussagen 1739/40 im Innern
völlig neu ausgebaute und im Äußeren renovier-
te Backsteinbau unter Krüppelwalmdach als
erstes Pfarrhaus von St. Michael (Nr. 24). Ältes-
ter Bauteil dürfte der firstparallel unter dem öst-
lichen Hausbereich in Form einer tief ansetzen-
den Segmentbogentonne verlaufende Keller
sein. Historisches Mauerwerk des zweige-
schossigen Backsteinbaus ist an dem mit vier
Fensterachsen organisierten Westgiebel und an
der südlichen Traufseite sichtbar, während
rückwärtig nach einem Bombenschaden des
Zweiten Weltkrieges eine Erweiterung angefügt
wurde. Unmittelbar südlich des Haupthauses

steht ein 1992 saniertes, schmales Neben-
gebäude (Nr. 24a), das über dem massiven
Erdgeschoss in einer acht Gebinde umfassen-
den Fachwerkkonstruktion mit Fußbändern in
den Brüstungsgefachen aufgerichtet ist. Die
Schwelle der über Knaggen vorkragenden
westlichen Traufseite trägt die inschriftliche
Datierung „1592“ zu beiden Seiten eines im
Kreis eingetieften Reliefs mit der Darstellung
des Erzengels Michael.
Auf dem Grundstück Salzbrückerstraße 30, mit
dem von 1722-1804 ein Backhaus verbunden
war, hat sich ein im massiven Erdgeschoss
wohl im 19.Jh. erneuertes Hofgebäude erhal-
ten, dessen Obergeschoss sowie Giebeldreieck

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