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Dürer, Albrecht; Ausstellung Dürer und die Nachwelt <1928, Mannheim> [Hrsg.]; Kunsthalle Mannheim [Hrsg.]
Ausstellung Dürer und die Nachwelt: Städtische Kunsthalle Mannheim ; 20. Mai bis 15. Juli 1928 — 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.34618#0007
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AUMTEHUM6MEPAMKE
Keinerlei Fäden der Überlieferung führen in Mannheim zurück zu Aibrecht
Dürers Zeit und Weit. Eine Dürer-Schau, mit der diese moderne Industrie-
stadt dem Klassiker deutscher Kunst huidigt, kann sich, schon rein äußer-
iich betrachtet, nur auf indirekte Zeugnisse stützen: es stehen hier nur
neueste, technisch hochwertige Reproduktionen Dürerscher Originale zur
Verfügung, nicht diese selbst. Die Stadt ohne Romantik, wo Rationalismus
der absolutistischen Kuiturperiode mit Sachlichkeit des bürgeriichen Wirt-
schaftszentrums nicht unorganisch sich binden, darf sich aber auch in der
inneren Einstellung einem Aibrecht Dürer anders nähern, als das etwa
in Deutschlands ehrwürdigen Alt-Städten denkbar wäre. Was ist Dürer uns.
unserer Generation auch dort, wo keine Zeugen aus Dürers Zeit die Brücke
schlagen und wo bürgerlich-romantische Gesinnung nirgends an Mittel-
alterliches, Altdeutsches gemahnt wird? Auf diese beinahe kritische Frage-
stellung läuft zum Schluß unsere Ausstellung hinaus, die sich die Aufgabe
gestellt hat, nicht nur Dürers Lebenswerk an sich vor dem Beschauer aus-
zubreiten, sondern auch die Spiegelung zu untersuchen, die dieses Werk
im Bewußtsein der vielen Generationen nach ihm gefunden hat. So istdiese
Schau, äußerlich sehr bescheiden, wie sie sich darbietet, keineswegs bloß
ein kunsthistorisches, kunstphilologisches Unternehmen, sondern zuletzt
eine Auseinandersetzung des modernen künstlerischen Gewissens mit einer
überragenden Gestalt der Vergangenheit.
Dürer und die Nachwelt! Man hat neuerdings wiederholt die großen Er-
scheinungen der politischen und der geistigen Welt im Urteil der nach-
folgenden Geschichte verfolgt — etwa einen Cäsar oder einen Shakespeare.
Solche Aufgaben waren nur auf literarischem Wege lösbar. Auch
wenn wir fragen, was A. Dürer im Laufe der vier Jahrhunderte seit seinem
Tode der Kunst und dem Kunsturteil bedeutet hat, läßt sich die Antwort
nurzumTeil durch die Mittel einer Bilderausstellung sinnfällig geben.

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