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Schreiber, Wilhelm Ludwig [Bearb.]
Meisterwerke der Metallschneidekunst (Band 41,1): Die Schrotblätter in Danzig, Königsberg, Pelplin, Riga — Straßburg: J.H.Ed. Heitz (Heitz & Mündel), 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.61628#0021
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im Breslauer Diözesanmuseum aufbewahrten Holzschnitt,
den Max Semrau in «Schlesiens Vorzeit» N. F. Bd. III,
S. 88 veröffentlicht hat. Von einer Holzschnittkopie habe
ich bei der Tf. 8. in Bd. 36 dieser Sammlung ausführlich
gesprochen; ich muß aber auch noch auf die bei Bouchot
60 und auf Tf. 13 in Bd. 13 dieser Sammlung abgebil-
deten Metallschnitte hinweisen, die mit dieser Gruppe
gleichfalls verwandt sind.
Schon im Manuel habe ich die Vermutung ausge-
sprochen, daß die Metallplatten, deren sich die Metall-
schneider bedienten, im Laufe der Zeit eine Veränderung
erfuhren und aus weicherem Metall hergestellt wurden,
als dies ursprünglich der Fall war. In dieser Beziehung
ist die vorliegende Tafel von so außerordentlicher Be-
deutung, daß man mir eine kleine Abschweifung nicht ver-
übeln wird. Die Platte ist nämlich aufgenagelt, und die
Nagelköpfe zeigen sich besonders deutlich in der linken
unteren Ecke und 55 mm höher, während wir rechts, in
der unteren Ecke wieder einen Kopf, und 70 mm höher
zwei Köpfe dicht nebeneinander bemerken. Wir können
bei den oberen Nägeln, sowohl links als rechts, deutlich
sehen, daß die Platte sich nach außen hin verbogen hat,
was nur bei verhältnismäßig weichem Metall möglich
ist. Bei den Platten ältester Zeit, z. B. Bouchot 94 und
134, können wir beobachten, wie schwierig es war, rein
weiße Flächen durch Abschaben herzustellen: Gesichter
und Hände erscheinen schmutzig, beinahe schwarz. Den
Hintergrund mußte man entweder mit Arabesken, Teppich-
mustern, Wolken oder dergleichen ausfüllen, wie wir es
auf so vielen Tafeln des vorliegenden Bandes beobachten
können oder man sägte ihn (nach Art der heutigen Laub-
sägearbeiten) völlig aus der Platte heraus. Zu letzterem
Zwecke mußte aber die ganze Komposition des Bildes
von vornherein so eingerichtet werden, daß nicht einzelne
Stücke den Halt verloren und fortfielen, denn sonst mußten
sie einzeln auf einen Holzfuß durch Nägel befestigt
werden, wovon uns Taf. 70 in Bd. 22 dieser Sammlung
ein besonders abschreckendes Beispiel bietet. Infolge
dessen kam man auf den Gedanken, Platten aus weicherem
Metall zu benutzen, die es ermöglichten, nackte Körper-
teile und weiße Hintergründe ohne allzu große Mühe in
ziemlicher Reinheit und Klarheit herzustellen. Ein sehr
interessantes Beispiel aus der Uebergangsperiode bietet
uns die Tf. 8. Der Zeichner hat seinen Entwurf so be-
rechnet, daß ein Aussägen des Hintergrundes allenthalben
erfolgen konnte, ohne daß Stücke fortfielen. Die Engel
stoßen mit ihren Flügeln an den oberen Teil, während
ihre Gewänder Verbindung mit den Kopfbedeckungen der
Figuren des unteren Teils halten. Der Metallschneider
hatte aber inzwischen weichere Platten erhalten, die das
Heraussägen nicht mehr nötig machten, sondern eine
ziemlich gute Bearbeitung der weißen Flächen zuließen,

die nur hier und da durch einige, fast Regentropfen
gleichenden Unreinigkeiten gestört werden. Daß etwa
gleichzeitig auch ein Personenwechsel in der Werkstatt
stattgefunden haben sollte, scheint deshalb ausgeschlossen,
weil auf unserer Tafel einerseits die Bergwolken und die
Punktierung mit denen der Tf. 6 übereinstimmen, während
anderseits die Fußsohlen des Jesuskindes in der gleichen
Weise behandelt sind wie die Sohlen des Erasmus auf
Tf. 8 und des toten Christus auf Tf. 13. Größe 183 : 129.
Sehr. 2488. Bemalung : Grün, gelb, braunrot.
Ob die sechs um das Mittelbild herumgeklebten
Blättchen der gleichen Werkstatt entstammen, vermag
ich nicht nachzuweisen, doch ist es nicht unwahrscheinlich.
Sehr interessant ist es nun, daß sich zwei dieser Bild-
chen auch in Riga befinden (Tf. 42 und 63) und daß wir
dort noch einige andere Blätter kennen lernen werden,
die derselben Folge angehören.
a) Himmelfahrt Mariä. Ein zweites, in
Riga befindliches Exemplar ist auf Tf. 42 abgebildet.
Eine sehr ähnliche Darstellung von fast gleicher Größe,
jedoch weniger geschickter Ausführung ist auf Tf. 23 in
Bd. 15 dieser Sammlung veröffentlicht worden, ohne
daß sich sagen ließe, welche von beiden die ältere
ist. 61 : 44.
[Sehr. 2510n], Bemalung: Grün, gelb, braunrot.
b) Christi Geburt. Von diesem Blättchen
befindet sich ein zweites Exemplar in Maihingen und
wurde als Nr. 63 in Bd. 40 dieser Sammlung abgebildet.
Das Bild selbst hat große Aehnlichkeit mit der Nr. 2194
(Schmidt-Soldan Tf. 78,2) und dem Titelbild des gegen
1490 in Köln gedruckten «Horologium devotionis» (Sehr.
3444), doch existieren noch andere ähnliche Bilder mit
mehr oder weniger bedeutenden Abweichungen, wie z. B.
unsere Tf. 36. 60:44.
Sehr. 2195. Bemalung: Grün, gelb, braunrot.
c) Mariä Heimsuchung. Mir war dieses
Blatt nicht bekannt, doch befindet sich ein zweites Exem-
plar in Eichstätt und wurde in Bd. 20 dieser Sammlung
auf Tf. 2 abgebildet. Es ähnelt ungemein der Nr. 4 der
von Leidinger in Heft 95 der «Studien zur deutschen
Kunstgeschichte» veröffentlichten Folge und unterscheidet
sich von ihm nur in Kleinigkeiten. Im übrigen möchte
ich in Bezug auf das hier zur Darstellung gelangte
Thema auf den Aufsatz von Max Lehrs in den «Mitteil-
ungen» zu den Graphischen Künsten, Jahrg. 1912 S. 1,
verweisen. 62:45.
[Sehr. 2188 g]. Bemalung: Grün, gelb, rotbraun.

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