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Heitz, Paul [Hrsg.]; Ameisenowa, Zofia [Bearb.]
Einblattdrucke des fünfzehnten Jahrhunderts (Band 69): Einblattdrucke des fünfzehnten Jahrhundert in Polen: Holz- und Metallschnitte in den Bibliotheken zu Gołuchów, Krakau, Lemberg, Lublin, Płozk, Thorn und Warschau — Straßburg, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.30131#0033
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■artigen Blättern, dieselbe flach-ornamentale Kompositions-
weise finden wir auf dem hl. Antonius in Zürich (Schr.
2536, Abb. Heitz, Bd. 50, Taf. 18). Das von uns oben
beschriebene Blatt, auch in den Maßen fast identisch
(182 x 122 mm, 184 x 124 mm), ist sicher eine Arbeit

des, wie ihn Molsdorf taufte, «Meisters mit dem Kölner
Wappen», welcher in den 70er Jahren in Köln arbeitete.
Genau tibereinstimmend in Komposition, aber auch in
Details, ist ein Holzschnitt um 1460—70 im Museum der
b.Kiinste zu Stuttgart(Schr. 1443, Abb. Heitz,Bd. 54, Taf. 10).

THORN.

STADTBIBLIOTHEK.

51. Christus am Kreuz mit Maria und
Johannes. Holzschnitt, stark beschädigt.

142 x 95 min ohne Einfassung, 150 x 112 mm mit
der Einfassung. Unbeschrieben.

Grauschwarzer Reiberdruck. Doppeleinfassung.

Koloriert mit Wasserfarben: hellrosa — Mantel des
Johannes, Kleid der Maria, hellgelb — Nimben, Mantel
der Maria, das Kreuz, hellgrtin — Kleid des Johannes,
ockergelb — Mantelfutter der Maria.

Niederdeutsch (Liibeck?), um 1430.

Klebt am Vorderdeckel der Handschrift quarto, 5,
der Thorner Stadtbibliothek. Es sind Thorner und Mag-
deburger Rechtsspriiche des XIV./XV. Jahrhunderts. Der
Band stammt aus der alten Gymnasialbibliothek zu Thorn.
Dieser Holzschnitt und ein zweiter: «Das jüngste Ge-
richt», welcher am hinteren Vorsatzblatt derselben Hand_ |
schrift klebt, ist nur erwähnt bei Max Curtze: «Die Hand-
schriften und seltenen alten Drucke der Gymn.-Bibl. zu
Thorn» (Gymn. Progr., Thorn 1875). (Diese freundliche
Mitteilung verdanke ich dem Direktor der Thorn. Stadt-
bibliothek, Herin Z. Mocarski, wofür ich ihm herzlich |
danke.)

In der Mitte Christus am T-Kreuz, welches nicht
gemasert ist. Der Kopf Christi (stark beschädigt) ist an
die rechte Schulter geneigt und mit der gewundenen
Strickkrone und einem Vierpaßnimbus geschmtickt. Das
fast zu den Knien reichende Perizonium ist eng um den
hageren Leib geschlungen und endet an der linken Htifte
miteinem wenig flatternden Zipfel. Der Brustkasten und die
Rippen treten stark hervor. Links steht Maria in einem
hochgegtirteten Kleid, in einen Mantel gehiillt, der auch
ihren Kopf bedeckt. Das Haupt ist nach links geneigt,
das Antlitz mit den emporgehobenen Brauen schmerzlich
verzerrt. Rechts steht Johannes, welcher mit der Rechten
seinen Mantel zusammenhält, während er mit der Linken

ein Buch an sich preßt. Sein junges Gesicht umrahmen
die zu regelmäßigen Locken gedrehten Haare, welche
schraubenartig gezeichnet sind.

Das Blatt, welches weder Schraffierung noch eckige
Bruchfalten aufweist, dtirfte in den dreißiger Jahren des
XV. Jahrhunderts entstanden sein. Die Linien sind pa-
rallel, meist vertikal, kräftig und breit geschnitten. Die
weich fallenden Draperien bilden noch hie und da eine
Oese. Das Kolorit ist zart und hell. Das beschriebene
Blatt gehört noch zum monumentalen Stil und bedeutet
eine wichtige Bereicherung unseres Bestandes an Bei-
spielen des frühen Holzschnitt-Kanonbildes. Stilistisch
bildet die Thorner «Kreuzigung» einen Uebergang zwi-
schen dem «Oesenstil» und dem «Hakenstil», dessen cha-
rakteristisches Beispiel der Ntirnberger «Tod der Maria»
ist (abgebildet bei Glaser, «Gotische Holzschnitte», 1923,
Taf. 23).

52. Das jüngste Gericht. Holzschnitt.

146 x 111 mm mit der Doppeleinfassung. Unbe-
schrieben.

Manche Linien sind mit der Feder nachgezeichnet,
darunter die Blutstropfen an den Armen Christi.

Grauschwarzer Reiberdruck, um 1430.

Faiben: rosa, hellgelb, gelbgrtin.

Klebt am Vorderdeckel derselben Handschrift quarto
5, in welcher sich das oben beschriebene Blatt befindet.
Erwähnt bei Max Curtze, 1. c.

In der Mitte thront Christus als Richter auf dem
Regenbogen, seine Wundmale an den emporgehobenen
Handfläclien zeigend. Die Ftiße Christi ruhen auf einem
zweiten Regenbogen. Aus seinem linken Ohr ragt das
Schwert, aus dem rechten die Lilie. Das Kopfhaar ist.
in strickartige Locken gewunden, ähnlich wie das Haar
Johannes’ auf der vorher beschriebenen «Kreuzigung»

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