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Eggers, Friedrich; Eggers, Karl
Christian Daniel Rauch (Band 1) — Berlin, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.43146#0034
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Arolsen und Kassel, 1777—I7S7.

Bei diesen Schloß- und Gartenbauten, die der Reisende noch heute
bewundert, und deren Wasserspiele er, von Fall zu Fall eilend, des Sonn-
tags Nachmittags mit den Bewohnern von Kassel besuchen muß, wenn er
alle Sehenswürdigkeiten gesehen und sich allerdings auch ein interessantes
Bild von dem damaligen Gartenvergnügen gemacht haben will, hatte
die Bildhauerei, namentlich die ornamentale, mancherlei zu thun, und
alle dabei vorkommenden Arbeiten wurden dem Meister Rauchs, Christian
Ruhl, anvertraut, der auch in spätere» Jahren eine kleine Sammlung
von „Ideen zur Verzierung für Künstler und Handwerker" geätzt her-
ausgab.*)
Am 9. September 1795 war der junge Gehülfe in Kassel ange-
kommen mit drei französischen Laubthalern und einem Nothpfennig in
der Tasche. Für feine Arbeit beim Meister, die bald in Holz, bald in
Stein auszuführen war, erhielt er wöchentlich einen Laubthaler an Lohn.
An den langen Winterabenden besuchte er die landgräfliche Akademie.
Er modellirte dort zuerst in Thon nach dem lebenden Modell und er-
hielt nach dem ersten Kursus schon die silberne Aufmunterungs-Me-
daille. Director war damals Wilhelm Böttner der nach dem Tode
Tischbeins (1789) diese Stelle angetreten hatte. Er war aus dessen
Schule, war auf Kosten des Landgrafen mehrere Jahre in Rom ge-
wesen und malte aus der griechischen Mythologie oder Heroengescbichte,
wie es damals der Brauch war. Doch auch dies ward seltner, nachdem
er nach Kassel zurückgekehrt war; Portraitmalerei trat an die Stelle
der griechischen Welt.
Nur vier Monate war Rauch in seiner jetzigen Beschäftigung ge-
wesen, als der Tod des Vaters (13. Februar 1796) ihn noch mehr
als bisher zu eigner Erhaltung auf der Hände Arbeit anwies. Wieder,
wie in Arolsen, ward in Holz und Sandstein geschaffen und geschafft,
was im Dekorationsfache gebraucht wurde. So find die Hirschköpfe

") Ruh! wurde 1808 unter Jerome Hofbildhauer und arbeitete als solcher mit
dem Architekten Grandjean de Montiguy weiter. Aus dieser Zeit sind die kolossale»
Büsten des Königs, aus späterer die der Gelehrten für den Bibliotheksaal der Georgia
Augusta in Göttingen.
 
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