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Ehlers, Ernst Heinrich [Hrsg.]; Doering, Hans [Ill.]
Hans Döring: ein hessischer Maler des 16. Jahrhunderts — Frankfurt a. M. [u.a.], 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.25569#0087
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Vom Lebenslauf imd wesen des Nünstlers.

Größere urkundliche Nachrichlen über den Lebenslauf und Stand des
Meisters biv sind mir bis jetzt nicht bekannt geworden. Anhaltspunkte für
deren Lrkenntnis sind, wenn auch zum Teil nur vermutungsweise, seinen
werken zu entnehmen.

Bei dem versuche, solche zu erhalten, weisen das lateinische Distichon auf
dem Bilde der Lucretia, die lateinischen Verse auf dem ksolzschnitte in dem
„Gesprech", die griechische Schrift aus dem Bildnis des Grafen Iohann zu Solms
und die geschichtlichen Aussührungen im wappenbuche darauf hin, dasz der
Maler nicht ohne gelehrte Bildung und Interesse gewesen ist. Das rnag ihn
auch im Ausgange seines Lebens in die Stellung eines Schultheißen von
wetzlar gebracht haben, als welchen er sich im wappenbuch bezeichnet.

Die frühsten bekannt gewordenen Bilder, die Lucretia (1Z14) in Ivies-
baden und die heilige Sippe in pommersselden (1Z18), weisen auf Beziehungen
des Lünstlers zu Lranach und seiner Richtung; das erste zunächst durch den
Gegenstand, der dem Stossgebiete Lranachs, doch auch anderer gleichzeitiger
Maler angehört, und durch die ähnliche Behandlung der (Vhrmuschel durch
beide Mmstler; das andere unmittelbar auf den älteren Lranach, da in diese
Darstellung eine Gruppe der Mnder, die einem Aolzschnitte Lranachs entlehnt
wurde, aufgenommen ist. sS. oben 5.

Der Zusammenhang mit Lranach und die gelehrte Bildung führen zu
der vermutung. H>ans Döring möge die H»ochschule in lvittenberg besucht und
mit Cranach Berührung gefunden haben. Nun ist im INatrikelbuche dieser
^ochschule* im Zahre 1Z11 eingetragen: Iohannes Döringk de lLewstraw. Da
liegt es nahe, wenn es auch nicht bewiesen ist, dasz dieser Iohannes Döringk
mit dem INonogrammisten Klv zilsammenfällt, den wir auf dem Lucretiabilde
vom Zahre 1Z14 mit Lranachschem Gepräge sinden. Die Schreibweise des
Namens mit einem k am Lnde, wie sie die Ivittenberger Nlatrikel zeigt, wieder-
holt sich in dem mit griechischen Buchstaben geschriebenen Namen des Nünstlers
auf dem Bilde des Grafen Iohann zu Solms vom Zahre 1Z2S; in der eigen-
händigen Cintragung des Namens in das IVappenbuch 1ZZ6 schliestt das Ivort
ohne k. H>ewstraw in der Ivittenberger Nlatrikel ist das heutige jHeustreu in
Gberfranken, benachbart dem thüringisch-sächsischen und hessischcn Gebiete.

^ ^.Ibum vVcaclemiae ViteberAensi's ab LU. .^,1011 usc^ue 36 ^lOOX. O6. L. O.
?oerstem3r>ri. Oipsiäe 1841.

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