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Ehmer, Hermann; Stadtarchiv <Schwäbisch Gmünd> [Editor]
Geschichte der Stadt Schwäbisch Gmünd — Stuttgart, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.42374#0082
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Voraussetzungen der Gründung

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Voraussetzungen der Gründung — Gmünd im »Stauferland«
Daß das obere Remstal, das Gebiet um Gmünd, schon vor Konrad III. zum »Stau-
ferland« im engeren Sinn gehört hat, ist eigentlich nie bezweifelt worden. Begründe-
te Zweifel bestanden jedoch schon lange gegenüber manchen Thesen über die Her-
kunft der Staufer selbst. Auch hier haben Forschungen der letzten Jahre größere
Klarheit gebracht. Als gesicherte Tatsache kann nunmehr gelten, daß die Staufer-
Yorfahren mit den Riesgaugrafen des 11. Jahrhunderts Zusammenhängen und daß
diese schon lange vor jener aufsehenerregenden Verbindung mit Agnes, der Tochter
Kaiser Heinrichs IV. (1079), zu den vornehmsten Familien in Schwaben gehört
haben;17 letzteres hat schon Bischof Otto von Freising bezeugt, ein naher Verwand-
ter des Stauferhauses und wohlbewandert in seiner Familiengeschichte.18 Unhaltbar
geworden ist demnach die früher vor allem in der landesgeschichtlichen Forschung
gerne vertretene Auffassung vom strebsamen Dorfadeligen und Aufsteiger aus Büren
(Wäschenbeuren). Statt dessen stellt sich jetzt die Frage: Wann ist das spätere »Stau-
ferland« mit den drei »Kaiserbergen« Staufen, Rechberg und Stuifen und den Ort-
schaften Lorch, Waldhausen, Göppingen und Gmünd in den Besitz der Staufer-Vor-
fahren gelangt?19 Im Anschluß an die jüngsten Forschungen wird man davon ausge-
hen, daß einer der staufischen Vorfahren, etwa der Riesgaugraf Friedrich, der Groß-
vater Herzog Friedrichs I., das Gebiet zwischen Filstal, Remstal und Welzheimer
Wald in den ersten Jahrzehnten des 11. Jahrhunderts erworben hat, in wessen
Besitznachfolge läßt sich trotz mancher Vermutungen der letzten Jahre nicht mit
Sicherheit bestimmen.20 Ebensowenig erfahren wir die Gründe, weshalb jene Herren
den Schwerpunkt ihrer Herrschaft in den südwestlichen Teil ihres nunmehr vergrö-
ßerten Gebiets verlagert haben. Waren hier günstigere Voraussetzungen gegeben für
eine ausgedehntere Flächenherrschaft als im Ries mit seinen immer komplizierter
gewordenen Besitzverhältnissen ?21
Der erste Herrschaftssitz der Stauf er-Vorfahren im Gebiet um Fils und Rems war
Lorch — spätestens seit der Mitte des 11. Jahrhunderts. Hier hatten sie auf dem heu-
tigen Klosterberg eine Burg errichtet, hatten auch die alte Pfarrkirche im Tal in ein
Kollegiatstift umgewandelt und dieses zur Grablege ihres Geschlechtes bestimmt.22
Um das Jahr 1100 — damals wohnten sie längst auf dem Hohenstaufen — gründeten
sie ein Benediktinerkloster unter Einbeziehung und Umwandlung der seitherigen
Burganlage.23 Man wird darin ein Zeichen neuen Selbstverständnisses sehen müs-
sen.24 Mitgewirkt an der Entscheidung hat sicher das Bestreben, den Hausklöstern
der rivalisierenden Welfen und Zähringer, Weingarten und St. Peter im Schwarz-
wald, ein eigenes Hauskloster an die Seite zu stellen, wie es sich für den Herzog von
Schwaben ziemte. Man weiß, wie sehr gerade König Konrad III. sich mit der Grün-
 
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